Postkartenidylle mit gefährlicher Kehrseite: Vernazza in Cinque Terre zieht jedes Jahr zahlreiche Besucher an. Doch immer mehr Touristen riskieren für spektakuläre Selfies ihr Leben. Nach mehreren Beinahe-Tragödien greift die Gemeinde nun durch und verbietet riskante Selfies.
Eingebettet zwischen steilen Felsen liegt in einer kleinen Bucht Vernazza, eines der bekanntesten Dörfer der Cinque Terre. Am Hang des italienischen Ortes reihen sich bunte Häuser dicht aneinander, während unten im kleinen Hafen Fischerboote anlegen.
Die Kulisse bietet also zahlreiche Instagram-würdige Aufnahmen, doch sie birgt auch Gefahren: Touristinnen und Touristen ignorieren oft Absperrungen, klettern über Barrieren oder wagen sich gefährlich nahe an Klippenkanten – alles für den perfekten Schnappschuss.
In dem Fischerdorf hat dieses Verhalten nun Konsequenzen: Vernazza hat ein Verbot für gefährliche Selfies erlassen. Konkret verboten sind Selfies bei rauer See oder auf schmalen, steilen Küstenpfaden. Wer gegen die Regel verstößt, muss mit einem Bußgeld rechnen, wie die italienische Zeitung "Torino Corriere" berichtet. Zuletzt hatten demnach mehrere Besucher für das perfekte Foto ihr Leben riskiert und waren nur knapp dem Tod entkommen.
22-Jährige ins Meer gerissen
Ende Juli etwa wurde eine 22 Jahre alte Touristin aus dem Trentino am Fähranleger von einer Welle erfasst und ins Meer gerissen, während sie Fotos vom stürmischen Meer machen wollte. "Das Mädchen war praktisch tot ... sie atmete nicht mehr und hatte keinen Puls", sagte Marco Fenelli, der Bürgermeister von Vernazza.
Nur dank des schnellen Eingreifens eines Kellners und mehrerer Einheimischer konnte sie gerettet werden. Die Helfer sprangen ins Wasser, brachten die Frau mit Mühe an Land und leiteten sofort Wiederbelebungsmaßnahmen ein. Sie erholte sich und konnte das Krankenhaus inzwischen verlassen.
Virales Video zeigt weitere gefährliche Situationen
Es war nicht der einzige Vorfall dieser Art. Ein Instagram-Video der Zeitung "La Nazione" zeigt eine Frau, die mit ihrem Telefon in der Hand das Meer filmt, als eine Welle sie und ihren Begleiter erfasst und auf die Felsen schleudert. Mehrere andere Personen versuchen zu fliehen.
"Wir haben verschiedene Sicherheitsmaßnahmen ergriffen", sagte Fenelli. "Die Schilder, die rote Flagge und das Seil, das den Bereich abgrenzt, werden von den Touristen leider ignoriert. Die örtliche Polizei ist vor Ort, kontrolliert und wird nun Verstöße ahnden." Laut "The Times" sollen Bußgelder von rund 50 Euro verhängt werden. Auch andere Dörfer der Region wie Riomaggiore und Monterosso würden nun ähnliche Maßnahmen erwägen.
Empfehlungen der Redaktion
Der Trend zu gefährlichen Selfies ist kein lokales Phänomen. Weltweit kommt es immer wieder zu tödlichen Unfällen. Im vergangenen Jahr stürzte ein 49 Jahre alter Ingenieur aus Rom 24 Meter in den Tod, als er ein Selfie an einem Wasserfall auf Bali machte. Im April starb ein 63 Jahre alter Brite nach einem Sturz von einer Mauer. Er machte Fotos vom historischen Aquädukt im spanischen Segovia.
Verwendete Quellen
- torino.corriere.it: Vernazza vieta i selfie con il mare mosso e sui sentieri a strapiombo. Il sindaco: "Una turista ha rischiato di annegare, ora multe agli imprudenti"
- thetimes.com: Italian coastal village gets tough on reckless selfie-seekers
- reisereporter.de: Beliebter Urlaubsort in Italien führt Selfie-Verbot ein
- Instagram-Post von lanazione