Ein schwarzes Eisentor mit Totenköpfen und die Warnung "Diese Pflanzen können töten" empfangen Besucher im "Poison Garden" von Alnwick. Dahinter gedeihen über 100 tödliche Gewächse – und der Andrang ist riesig.

Die Warnung ist unmissverständlich: "These Plants Can Kill" prangt in großen Lettern am schwarzen Eisentor, daneben drohen zwei Totenköpfe. Was sich dahinter verbirgt, ist der vielleicht außergewöhnlichste Themengarten der Welt: der "Poison Garden" im englischen Alnwick.

Seit seiner Eröffnung 2005 zieht das tödliche Paradies in der nordenglischen Grafschaft Northumberland jährlich rund 600.000 Menschen an, wie die Betreiber mitteilen. Ein Besuch ist nur mit Führung möglich, denn sämtliche der über 100 Pflanzenarten sind hochgiftig. Berühren und riechen ist strengstens verboten, die gefährlichsten Exemplare stehen sogar in Käfigen.

Vision einer außergewöhnlichen Herzogin

Die Initiatorin des ungewöhnlichen Gartenprojekts ist Jane Percy, Herzogin von Northumberland. 1996 begann sie mit der Planung der Anlage, unterstützt vom Landschaftsarchitekten Jacques Wirtz und Hunderten freiwilligen Helfern. Rund 42 Millionen Pfund (umgerechnet etwa 48 Millionen Euro) kostete das Gartenprojekt, maßgeblich finanziert vom zwölften Herzog von Northumberland.

Die Inspiration für den Giftgarten holte sich die Herzogin während eines Besuchs im Medici-Giftgarten in Padua, Italien. "Ich dachte mir, das könnte Kinder interessieren", erklärt sie laut "National Geographic". "Kindern ist es gleichgültig, ob Aspirin aus Weidenrinde stammt. Wirklich spannend ist es, zu wissen, wie eine Pflanze dich tötet, wie man stirbt und wie lange es dauert, bis man tot ist."

Die giftigsten Exemplare

Zu den extremsten Exemplaren zählt die seit Sommer 2023 in einem Glaskasten ausgestellte Australische Brennnessel, auch Gympie-Gympie genannt. Ihre Brennhaare durchdringen selbst Kleidung und verursachen monatelang anhaltende Schmerzen, die sich anfühlen wie eine Mischung aus Verbrennung und Stromschlag.

Das wohl toxischste Gewächs im "Poison Garden" ist der Wunderbaum (ricinus communis). Ihr Gift Rizin versteckt sich in den Samen – bereits 0,3 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht können tödlich sein. Auf Übelkeit, Erbrechen und Krämpfe folgt die Zersetzung von Niere, Leber und Milz.

Langer Weg zur modernen Attraktion

Der "Poison Garden" ist Teil der weitläufigen Anlage "The Alnwick Garden", deren Wurzeln bis 1750 zurückreichen. Damals legte der erste Herzog von Northumberland einen Garten bei Alnwick Castle an. Während des Zweiten Weltkriegs diente die Fläche der Nahrungsproduktion. 1950 wurde der Garten geschlossen und lag jahrzehntelang brach.

Mitte der 1990er-Jahre sollten auf dem Areal Parkplätze entstehen. Doch Jane Percy hatte andere Pläne und verwandelte die verwilderte Fläche in eine der spektakulärsten Gartenanlagen Europas. 2001 öffnete der erste Teil mit einer gewaltigen Wasserkaskade, einem Bambuslabyrinth und über 16.000 Pflanzen im "Ornamental Garden". Der Giftgarten folgte vier Jahre später.

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Die Mischung aus Bildung und morbider Faszination zieht Menschen aller Altersgruppen an. Für Schulklassen werden spezielle Programme angeboten, bei denen Kinder und Jugendliche lernen, gefährliche Pflanzen zu erkennen und sich zu schützen.

Verwendete Quellen

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