Sie verdrängt heimische Arten, gefährdet die Fischerei und belastet den Tourismus: An Spaniens Stränden breitet sich eine invasive Alge weiter aus. Tonnenweise wird sie an den Stränden angespült. Woher die Alge kommt und welche Regionen betroffen sind.

An beliebten Stränden Spaniens türmen sich braune Massen: Eine invasive Algenart aus Südostasien wird an Stränden Südspaniens und der Straße von Gibraltar angeschwemmt. Sie stellt Behörden wie Umweltschützer vor enorme Herausforderungen.

"Wir sind völlig überfordert. Das ist eine Umweltkatastrophe", erklärt José Carlos Teruel, der für die Strände der Stadt Cádiz zuständig ist, gegenüber dem "Guardian". "Immer wenn der Wind aus Westen kommt, wissen wir, dass die nächste Welle von Algen anrollt."

Tonnenweise Algen an beliebten Urlaubsstränden

Von dem beliebten Stadtstrand "La Caleta" in Cádiz haben die Behörden seit Mai rund 1.200 Tonnen der Braunalge "Rugulopteryx okamurae" entfernt – darunter allein 78 Tonnen an einem einzigen Tag. Was an Land gespült wird, sei dabei lediglich ein Bruchteil dessen, was sich unter der Wasseroberfläche befindet, so Juan José Vergara, Biologieprofessor an der Universität Cádiz.

Doch wie konnte es zu dieser massiven Ausbreitung an den Stränden Südspaniens und der Straße von Gibraltar und kommen? Die aus Südostasien stammende Alge gelangte vermutlich im Ballastwasser von Schiffen in die Region. Die Schiffe passieren den Suezkanal und entleeren ihre Tanks dann im Mittelmeer.

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Eine toxische Algenblüte vor Südaustralien tötet Meerestiere und bedroht ganze Ökosysteme – Experten sprechen von einer Umweltkrise.

"Sie wurde vor zehn Jahren erstmals in Ceuta, der spanischen Enklave in Nordafrika, von einem Forscher der Universität Málaga entdeckt, aber die Behörden reagieren immer zu langsam", sagte Vergara. In der ersten Phase einer solchen Invasion könne sie noch kontrolliert werden. "Aber jetzt ist das Ausmaß so groß, dass es unmöglich ist, sie zu kontrollieren."

Innerhalb eines Jahrzehnts breitete sich die Braunalge in der Straße von Gibraltar, an einem Großteil der südlichen Küste Spaniens, auf den Kanarischen Inseln, den Azoren, im Kantabrischen Meer sowie im Baskenland aus. Die Alge hat in der Region keine natürlichen Feinde und kann sich sowohl sexuell als auch asexuell fortpflanzen. Zudem ist sie in der Lage, Giftstoffe zu absorbieren, was ihre Bekämpfung zusätzlich erschwert.

Bei Invasionen anderer Algenarten hätte sich die Lage nach zehn bis 15 Jahren wieder normalisiert. "Aber viele Wissenschaftler sagen, dass sie noch nie eine Invasion dieses Ausmaßes gesehen haben", sagte Vergara.

Bedrohung für Biodiversität und lokale Wirtschaft

Die Auswirkungen der Algeninvasion sind weitreichend: Am Strand von "La Caleta" hat die Alge bereits viele einheimische Pflanzenarten verdrängt. Ob dieser Schaden vorübergehend oder irreversibel ist, ist noch unklar.

Auch wirtschaftlich sind die Folgen gravierend: Der Tourismus in Cádiz und im nahen Tarifa, einem bei Windsurfern beliebten Ort, leidet unter den Algenbergen. Die Fischerei ist ebenfalls betroffen, da sich die Algen in Netzen und Leinen verfangen und dem Wasser Sauerstoff entziehen. Hinzu kommen die erheblichen Kosten für die Entsorgung, die von den Steuerzahlern getragen werden müssen. Derzeit wird die Alge auf Deponien entsorgt.

Vier-Punkte-Plan gegen die Algenplage

Die andalusische Regierung hat mittlerweile reagiert und einen Vier-Punkte-Plan zur Bekämpfung der Braunalge vorgestellt. Dieser basiert auf Forschung, Überwachung und Aufklärung und umfasst außerdem Recyclingoptionen für die Alge.

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Eine lokale Firma habe laut Vergara bereits die Genehmigung beantragt, die Alge als Biomasse zur Energiegewinnung zu nutzen. Das spanische Gesetz über invasive Arten verbietet jedoch deren kommerzielle Nutzung, es sei denn, sie stellen eine Gefahr für Gesundheit und Sicherheit dar oder dienen ihrer Ausrottung. Diese Einschränkung dürfte laut "Guardian" auf Rulopteryx okamuraeas zutreffen. Biologe Vergara ist jedoch skeptisch, ob das Recycling allein das Problem lösen kann.

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Verwendete Quellen

Teaserbild: © Getty Images/Algefoto