Berlin - EZB-Präsidentin Christine Lagarde sieht im Zollstreit mit den USA eine große wirtschaftliche Bedrohung und plädiert für einen stärkeren Euro. Die seit Jahrzehnten bestehende Weltordnung werde derzeit "bis in ihre Grundfesten erschüttert", sagte Lagarde in einer Rede an der Hertie School in Berlin.
"An die Stelle der multilateralen Zusammenarbeit sind Nullsummendenken und bilaterale Machtspiele getreten", kritisierte sie, ohne US-Präsident
Selbst über die Vormachtstellung des Dollars als Eckpfeiler des Systems herrsche Unsicherheit. Diese Zäsur könne Risiken für Europa bergen, wo die Exporte fast ein Fünftel der Wertschöpfung ausmachten und 30 Millionen Arbeitsplätze absicherten.
Lagarde: Stärkerer Euro Chance für Europa
Zugleich täten sich neue Chancen auf, sagte
"Eine Stärkung der internationalen Rolle des Euro kann sich positiv auf den Euroraum auswirken", so Lagarde. So könnten Kredite in der EU günstiger werden, was die Binnennachfrage stütze. Zudem hätten Wechselkursschwankungen dann weniger Folgen, da mehr Handel in Euro erfolge, und Europa sei besser gegen Sanktionen gefeit.

Nachholbedarf auf mehreren Ebenen
Um den globalen Status des Euro zu stärken, müsse Europa gleich auf mehreren Ebenen stärker werden: geopolitisch, wirtschaftlich und rechtlich. Europa brauche mehr Handelsabkommen und müsse militärisch aufholen, fordert Lagarde. Zudem solle die EU zu einem erstklassigen Ziel für internationales Kapital werden, indem es den Binnenmarkt vollende und den Kapitalmarkt vertiefe. Drittens müsse Europa "Rechtsstaatlichkeit verteidigen und als politische Einheit auftreten, damit wir Druck von außen standhalten können". © Deutsche Presse-Agentur