General, Eroberer halb Europas, Reformer: Vieles über Napoleon Bonaparte lässt sich in Büchern nachlesen und in großen Museen bestaunen. Wer jedoch wissen will, was der Kaiser mit Schrebergärten, Möpsen, Zinkbadewannen und Bienen zu tun hat, sollte auch einmal in eher unkonventionellen Museen vorbeischauen.
Wenn Sie schräge und alternative Ausstellungen in ganz Europa besuchen, wird Ihnen auffallen, dass eine historische Persönlichkeit dabei erstaunlich häufig auftaucht: Napoleon Bonaparte. Ein Beispiel dafür bietet das Deutsche Ledermuseum in Offenbach bei Frankfurt. Dort sind unter anderem Napoleons Aktentasche von 1810 und ein mit Leder umwickeltes Fernrohr ausgestellt, mit dem der Kaiser seine Schlachten überblickt haben soll.
Auffällig ist die Verzierung dieser Objekte: Hunderte Male prangt sein Symboltier auf dem Leder - in Gold graviert. Dabei würde man bei einem mächtigen Herrscher eher einen Adler, Löwen oder Bären vermuten. Napoleon hingegen wählte die Biene, die er praktisch auf all seine persönlichen Gegenstände setzen ließ – so auch auf das Lederfernrohr.
Umrechnungsfehler sorgte für die Legende vom "kleinen" Napoleon
Die Biene stand für Fleiß und Gemeinschaftssinn und grenzte ihn zugleich von der Bourbonen-Lilie der früheren französischen Könige ab. Mit seiner angeblich geringen Körpergröße hatte die Wahl nichts zu tun. Tatsächlich war Napoleon mit rund 1,68 Metern etwa so groß wie der Durchschnittsfranzose zu jener Zeit.
Die Legende vom "kleinen" Napoleon beruht schlichtweg auf einem Umrechnungsfehler zwischen dem französischen und dem englischen Fußmaß. Der sprichwörtliche Napoleon-Komplex ist also irreführend.
Napoleons erste Ehefrau war einige Jahre älter
Ein weiterer Mythos besagt, Napoleon sei ein großer Dackel-Liebhaber gewesen und sogar mit seinen Dackeln beerdigt worden. Das ist jedoch nicht belegt. Dennoch übt der Dackel auf viele Royals eine enorme Faszination aus – ein Blick ins Dackelmuseum in Regensburg bestätigt das.
Was hingegen verbürgt ist: Napoleons erste Ehefrau Joséphine de Beauharnais besaß einen Mops namens Fortune. Genau dieser Mops soll ihren Gatten sogar noch in der Hochzeitsnacht gebissen haben. Übrigens machte sich Joséphine auf den Hochzeitsdokumenten um einige Jahre jünger, während Napoleon sich ein Jahr älter notierte. Der tatsächliche Altersunterschied betrug sechs Jahre – für die damalige Zeit möglicherweise zu viel.
Napoleon und seine Zinkbadewanne aus Kelmis
Napoleons Feldzüge führten ihn quer durch Europa bis nach Moskau. Für die Soldaten eine entbehrungsreiche und teils tödliche Angelegenheit, doch Napoleon selbst gönnte sich unterwegs regelmäßig Bäder – in einer eigens dafür angefertigten Zinkbadewanne aus dem belgischen Kelmis.
Dieser Ort hat nicht nur eine verrückte Geschichte, sondern steht auch für Erfindungen. Ein Metallzylinder auf der Rückseite der Badewanne, der mit glühenden Holzkohlen befüllt wurde, sorgte dabei für konstant warmes Wasser – im frühen 19. Jahrhundert eine kleine Revolution.
Geschenk und Erfindung stammten übrigens von Jean-Jacques Daniel Dony. Er leitete in Kelmis den Abbau von Galmei, einer Vorstufe von Zink. Heute widmet sich das Museum Altenberg in dieser Region sowohl der lokalen Geschichte als auch Napoleons außergewöhnlicher Wanne.
Warum Kölnisch Wasser auch 4711 heißt
Überliefert ist zudem, dass Napoleon für seine Bäder gerne das berühmte "Echt Kölnisch Wasser" (4711) benutzte. Warum es bis heute 4711 heißt, hat tatsächlich mit ihm zu tun: Als französische Truppen in Köln einmarschierten, führten sie ein neues System der Hausnummerierung ein.
Das Gebäude in der Glockengasse, in dem man damals bereits den Vorläufer des Parfums herstellte, erhielt die Nummer 4711. Napoleon soll angeblich mehrere Flakons pro Tag verbraucht haben – was die Marke schnell populär machte.
Napoleon und die Anfänge der Schrebergärten
1814 musste Napoleon als Kaiser der Franzosen abdanken und ging nach Elba ins Exil. Zuvor hatten jahrelange Kriege große Teile Europas verwüstet. Viele Menschen zog es vom Land in die Städte. Der Kontinent musste neu organisiert und die Lebensmittelversorgung sichergestellt werden.
Aus England übernahm man in jener Zeit die Idee der Kleingärten: 1814 wurde sie zum ersten Mal in Kappeln an der Schlei (nahe Flensburg) eingeführt. In den folgenden Jahrzehnten verbreiteten sich die Kleingärten rasant in ganz Deutschland und entwickelten sich zum "Schrebergarten". Woher der Name tatsächlich stammt und wer hinter der Figur des "Doktor Schreber" steckt, erfährt man im Kleingärtnermuseum in Leipzig, wo bis heute sechs Schrebergärten auf 100 Einwohner kommen.
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Napoleon und Theorien über seine grüne Tapete
Nach wenigen Jahren im Exil starb Napoleon 1821 auf St. Helena. Rund um seinen Tod ranken sich bis heute Gerüchte. Sein Leibarzt diagnostizierte damals Magenbeschwerden und Geschwüre, später war zunehmend von Magenkrebs die Rede.
Lange hielt sich die Theorie, Arsen in seinen grünen Tapeten könne eine chronische Vergiftung verursacht haben. Heute nimmt die Fachwelt aber überwiegend an, dass Napoleon an Magenkrebs verstorben ist.
Ob Mops, Biene oder Zinkbadewanne: Napoleon Bonaparte hat seine Spuren nicht nur in Schlachten und Politik, sondern auch in ungewöhnlichen Nischen der europäischen Kulturgeschichte hinterlassen. Wer genau hinschaut, wird den Kaiser bis heute an den erstaunlichsten Orten entdecken.
Verwendete Quellen
- Podcast: "Bitte nicht anfassen! – Museum mal anders"
- ledermuseum.de: "LEDER.WELT.GESCHICHTE. Sammlungspräsentation zum 100-jährigen Jubiläum"
- britannica.com: "Was Napoleon Short?"
- psychologytoday.com: "The Dogs of Napoleon Bonaparte"
- Straub Eberhard: Der Wiener Kongress: Das große Fest und die Neuordnung Europas Willms, Johannes: Napoleon. Eine Biografie.