Jahrzehntelang gaben die Fossilien Rätsel auf – jetzt ist sich ein Forschungsteam sicher: Dieses Meeresreptil mit seinem extrem langen Hals war anders als alle anderen Elasmosaurier. In einer Studie wird die neu entdeckte Art als "sehr seltsam" beschrieben.

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Er hatte einen Hals so lang wie ein Kleinbus, kräftige Zähne zum Knacken harter Schalen – und jagte offenbar aus der Tiefe: Traskasaura sandrae heißt eine neue Art von Meeresreptil, die in der späten Kreidezeit vor rund 85 Millionen Jahren vor der Westküste des heutigen Kanadas lebte. Eine internationale Forschungsgruppe hat das rätselhafte Tier jetzt als eigenständige Gattung der Elasmosaurier beschrieben.

Was sind Elasmosaurier?

  • Elasmosaurier waren eine Gruppe von Plesiosauriern – große, paddelähnlich angetriebene Meeresreptilien mit auffallend langen Hälsen.
  • Sie lebten zur Zeit der Dinosaurier, gehörten aber selbst nicht zu dieser Gruppe, sondern waren eigenständige Reptilien, die an das Leben im Meer angepasst waren.

Obwohl die nun beschriebenen Fossilien schon seit Jahrzehnten bekannt sind, blieb die genaue Einordnung bislang ungeklärt.

Fossilien gehören zu eigenständiger Gattung

Das erste Skelett wurde bereits 1988 am Puntledge River auf Vancouver Island entdeckt, später kamen weitere Funde hinzu – darunter ein besonders gut erhaltenes juveniles Teilskelett mit Wirbeln, Schultergürtel und Gliedmaßen.

Elasmosaurier
Museumsausstellung von Traskasaura im Courtenay and District Museum and Palaeontology Centre. © dpa / The Courtenay and District Museum and Palaeontology Centre

2002 wurden die Fossilien erstmals beschrieben. Doch erst jetzt konnten die Paläontologinnen und Paläontologen aus den USA, Kanada und Chile zeigen, dass es sich um ein bisher unbekanntes Taxon, also eine eigenständige Gattung, handelt. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forschenden im "Journal of Systematic Palaeontology".

Eine "sehr seltsame" neue Gattung

Das Tier wurde rund zwölf Meter lang, besaß einen extrem langen Hals mit vermutlich mehr als 50 Wirbeln und vereint Merkmale, die so bei keinem anderen bekannten Elasmosaurier vorkommen. Vor allem der Schultergürtel weicht deutlich von bisher bekannten Arten ab. "Die Schulter ist mit keinem anderen Plesiosaurier zu vergleichen, den ich je gesehen habe, und ich habe schon einige gesehen", wird Studienleiter Robin O'Keefe von der US-amerikanischen Marshall University in einer Mitteilung zitiert.

Insgesamt handele es sich um eine "sehr seltsame" neue Gattung, die mit keiner bisher bekannten Gattung vergleichbar sei, so der Experte für urzeitliche Meeresreptilien.

Die Anatomie des Tiers deutet möglicherweise auf ein auffälliges Jagdverhalten des Meeresräubers hin: Anders als viele andere Vertreter seiner Gruppe, die Beute vermutlich seitlich oder von unten überraschten, könnte Traskasaura aus der Tiefe aufgestiegen sein, um sich von oben auf seine Beute zu stürzen.

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Als Nahrung kommen wahrscheinlich Ammoniten infrage – spiralförmige Kopffüßer, die damals in großer Zahl in der Region lebten. Mit ihren robusten Zähnen hätte Traskasaura deren Schalen mühelos knacken können.

Traskasaura sandrae lebte im Zeitalter der Dinosaurier

Laut O'Keefe habe der pazifische Nordwesten mit der Beschreibung von Traskasaura sandrae nun auch ein Reptil aus dem Mesozoikum und damit dem Zeitalter der Dinosaurier: "Es passt, dass eine Region, die heute für ihr reiches Meeresleben bekannt ist, im Zeitalter der Dinosaurier seltsame und wunderbare Meeresreptilien beherbergte."

Der Gattungsname Traskasaura ehrt Michael und Heather Trask, die das erste Fossil entdeckten. Der Artname sandrae erinnert an Sandra Lee O'Keefe, die verstorbene Ehefrau des Erstautors. (Alice Lanzke, dpa/bearbeitet von sbi)