Marschen bei Schibajisch im Irak
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Schätzungsweise 150.000 Menschen sind im Irak (Bild) durch Dürre und Wasserknappheit vertrieben, vor allem im Zentrum und im Süden – und es dürften noch mehr werden. Im Irak wie im gesamten Nahen und Mittleren Osten nehmen die Folgen von extremer Hitze, Dürre und Wassermangel immer schlimmere Ausmaße an. Die Region kämpft so stark mit Wasserknappheit wie keine andere der Welt.
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Für viele Menschen ist ein Alltag mit nur sehr wenig oder zeitweise ganz ohne Wasser längst Realität – von Tunesien (Foto) bis zum Iran, von der Türkei bis zur Arabischen Halbinsel. 13 der 15 Länder, die am wenigsten Wasser haben, liegen laut dem World Resources Institute, einer Umwelt-Denkfabrik in den USA, in Nah- und Mittelost. Ein Überblick:
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Irak: Die Wiege der Zivilisation trocknet aus
Im Zuge des Klimawandels trocknen im Irak Flüsse aus und das Grundwasser versiegt. Zudem haben Staudämme der Nachbarn Syrien, Türkei und Iran die Wassermengen der Flüsse Euphrat (Bild) und Tigris deutlich verringert. Die einst sumpfigen, fruchtbaren Gebiete im Zweistromland ("Mesopotamien") gelten als Wiege der Zivilisation. Heute weht dort Wüstensand über vertrocknete Erden. Der Süden, wo es im Streit um Wasser schon zu heftigen Protesten kam, könnte bald ganz unbewohnbar werden.
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Bahrain: Kein Leben ohne Entsalzungsanlagen
In dem Inselstaat weiter südlich fallen die Temperaturen in diesen Wochen selbst nachts kaum unter 34 Grad Celsius. Wasser ist hier laut World Resources Institute so knapp wie in keinem anderen Land. Modernes Leben in Bahrain ist heute wie in den anderen Golfstaaten wohl nur möglich, weil sie enorme Summen und Energie in die Entsalzung von Meerwasser investieren. Einige der Golfländer decken so fast 90 Prozent ihres Trinkwasserbedarfs.
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Die Folgen machen sich an den Golfküsten längst bemerkbar, weil die Anlagen in großen Mengen Salzlake ins Meer pumpen. "Die Farbe des Wassers hat sich verändert und der Geruch ist unerträglich geworden. Es wurde gelb", sagt ein Fischer gegenüber der Nachrichtenseite "Muwatin": "Die Fische, auf die wir für unseren Broterwerb angewiesen waren, sind aus diesen Gewässern geflohen." Der Salzgehalt im Persischen Golf könnte unumkehrbar steigen. Trotzdem erlebt die Technologie einen regelrechten Boom.
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Iran: Im Oktober könnte das Wasser ausgehen
Der Iran zählt zu den trockensten Ländern der Welt: Niederschläge gehen zurück, Dürren und andere extreme Wetterereignisse nehmen zu. Die Wasserkrise trifft in diesem Sommer auch die Hauptstadt Teheran mit ihren mehr als 15 Millionen Einwohnern besonders hart. Schon im Oktober könnte das Wasser ausgehen. In vielen Teilen Teherans und weiteren Städten wird die Wasserversorgung täglich stundenlang unterbrochen, worunter vor allem ärmere Viertel leiden. Das Foto zeigt den niedrigen Wasserstand des Latyan-Staudamms, der Teheran mit Wasser versorgt.
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Experten warnen seit Jahren, dass die Landwirtschaft im Iran unter falschen Anreizen leidet: Statt sich an die wasserarmen Gegebenheiten anzupassen, wurden besonders durstige Anbauprodukte wie Weizen oder Reis subventioniert, teils auch in ungeeigneten Regionen. Traditionelle Anbauweisen wurden verdrängt. Tausende Familien haben daraufhin ländliche Regionen verlassen, viele ziehen in die Hauptstadt – und treffen dort auf ein ohnehin überlastetes System.
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Ägypten: Salzkrusten am Boden, braunes Gemüse
Für das antike Ägypten war der Nil die Lebensader, heute kann selbst dieser majestätische Fluss den Durst des Landes nicht mehr stillen. In diesem Jahr soll das Land die Marke der absoluten Wasserknappheit überschreiten – das bedeutet, dass jeder Mensch pro Jahr weniger als 500.000 Liter Wasser zur Verfügung hat. Und Menschen gibt es in Ägypten, das derzeit 108 Millionen Einwohner zählt, immer mehr. Etwa alle neun Monate kommt eine weitere Million dazu.
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Während das Wasser knapper wird, steigt der Pegel des Mittelmeers. So gelangt Salzwasser durch Bewässerungskanäle, Flussarme und Grundwasserspeicher ins Landesinnere. Auf Ackerböden bilden sich salzige Krusten – ein Problem, von dem bis zu 40 Prozent der Böden betroffen sind. Gemüse färbt sich gelb und braun, Weizen wächst langsamer oder stirbt ab. Den Anbau von Reis, der besonders viel Wasser erfordert, hat die Regierung in den meisten Teilen des Landes bereits vor Jahren verboten.
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Türkei: Vertrocknete Felder und stundenweise kein Trinkwasser
In der Türkei sind die Sonnenblumenbauern ein Beispiel dafür, wie Extreme die Landwirtschaft beeinflussen. In Videos in sozialen Medien klagen die Bauern verzweifelt über ihre gestressten Blumen unter sengender Hitze. Seit fast vier Monaten habe es in Thrakien (Foto), wo etwa 40 Prozent des Sonnenblumenöls entstehen, zu wenig geregnet, sagt Ekrem Saylan, Leiter der örtlichen Landwirtschaftskammer. Die Ernten dürften im Vergleich zum Vorjahr um 50 bis 60 Prozent zurückgehen – bei geringerem Ölgehalt und geringerer Qualität.
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Auch die bei Urlaubern beliebte Ägäis ist stark von Trockenheit betroffen. Wegen sinkender Pegelstände an den Staudämmen stellen die Millionenmetropole Izmir oder der Urlaubsort Bodrum (Foto) das Trinkwasser zurzeit stundenweise ab. Im Juli und August mussten in den Touristenregionen noch deutlich mehr Menschen mit Trinkwasser versorgt werden. Trotz der Appelle, Wasser zu sparen, gibt es wenig konkrete Maßnahmen. Der Juli war in der Türkei laut Wetterdienst der heißeste seit 55 Jahren. Landesweit hat es zudem in dem Monat 39 Prozent weniger geregnet als normalerweise zu der Jahreszeit. (dpa/bearbeitet von mak)