Durch schmelzende Gletscher könnten Vulkanausbrüche häufiger werden. In den Alpen führt das schwindende Eis wiederum zu mehr Steinschlägen. Laut weiterer Studien wird das Südpolarmeer immer salziger und verliert Eis, während Kiefernwälder in Deutschland durch Dürren mittlerweile mehr CO2 abgeben als sie speichern. Das sind die aktuellen Klimanews.
2024 war das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen – und die Auswirkungen der Klimakrise werden spürbarer: Extremwetterereignisse nehmen weltweit zu, ein Negativrekord jagt den nächsten.
Die globale Erwärmung zu bremsen und ihre Folgen beherrschbar zu halten, ist eine der zentralen Herausforderungen für die Menschheit. In dieser Serie halten wir Sie über die aktuellen News und Entwicklungen rund ums Klima auf dem Laufenden.
Schmelzende Gletscher könnten Welle von Vulkanausbrüchen auslösen
Die globale Erwärmung lässt weltweit Eiskappen und Gletscher schmelzen. Das schwindende Eis hat nicht nur Folgen für den Meeresspiegel; laut einer neuen Studie der University of Wisconsin-Madison könnte es auch vulkanische Aktivitäten verstärken.
Für die Untersuchung analysierten die Forschenden laut dem Wissenschaftsmagazin "Eos" Vulkangestein aus verschiedenen Zeiträumen an sechs Vulkanen in Chile. Dabei fanden sie heraus: Während der letzten Eiszeit drückte das Gletschereis auf die Magmakammern und hemmte explosive Ausbrüche. Als das Eis vor rund 13.000 Jahren abschmolz, sank der Druck und es kam zu heftigen Eruptionen.
Besonders gefährdet ist laut der Studie die Westantarktis, wo über 100 Vulkane unter dicken Eismassen verborgen liegen. Mit dem fortschreitenden Klimawandel wird dieses Eis in den kommenden Jahrzehnten und Jahrhunderten weitgehend verschwinden – und die vulkanische Aktivität verstärken.
Die Folgen für den Planeten könnten massiv sein: Da die Vulkane sonnenreflektierende Partikel in die Atmosphäre schleudern, könnte sich das Klima vorübergehend abkühlen. Anhaltende Ausbrüche würden jedoch erhebliche Mengen Treibhausgase wie Kohlendioxid und Methan in die Atmosphäre pumpen und den Klimawandel weiter vorantreiben.
Steinschlag und Felsstürze in den Alpen nehmen zu
In den Alpen hat der klimabedingte Rückzug von Gletschern und Permafrost noch weitere Konsequenzen: Laut einer Studie der Universität für Bodenkultur Wien nehmen in den österreichischen Alpen Steinschläge und Felsstürze zu.
Das Forschungsteam analysierte Laserscan-Daten aus den Jahren 2006 und 2017 aus den Stubaier und Ötztaler Alpen. Besonders untersucht wurden Regionen oberhalb von 2.500 Metern, in denen Permafrost – also dauerhaft gefrorener Boden – vorkommt.
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Der Studie zufolge ereigneten sich drei Viertel aller erfassten größeren Steinschläge und Felsabbrüche in Bereichen mit auftauendem Permafrost, obwohl diese mit 22 Prozent nur einen kleinen Teil der Gesamtfläche ausmachen. Darüber hinaus traten 40 Prozent der Steinschläge in Gebieten auf, die vor 1969 noch mit Gletschern bedeckt waren.
Die Daten deuten laut Studienautorin Christine Fey auf einen Zusammenhang zwischen steigenden Temperaturen und zunehmender Instabilität im Hochgebirge hin, wie die Wissenschaftlerin dem ORF sagte. Wann genau Felsen ins Rutschen geraten, ließe sich bisher allerdings kaum vorhersagen. Wärme dringe mit Verzögerung in den Fels ein, was die Prognosen schwierig mache.
Ein flächendeckendes Messnetz fehlt bislang. Um die Gefahr künftig besser einschätzen zu können, soll laut ORF ein Meldesystem für alpine Steinschläge in Tirol helfen: Die App "AlpsWatch" sei bereits in Planung.
Mehr Salz, weniger Eis: Dramatischer Wandel im Südpolarmeer
Im Südpolarmeer zeichnet sich ein besorgniserregender Wandel ab: Das Wasser wird seit einigen Jahren salziger und wärmer, während die Meereisbedeckung rapide abnimmt. Ein internationales Forschungsteam von der University of Southampton berichtet im Fachjournal "PNAS", dass sich ein jahrzehntelanger Trend seit 2015 plötzlich umgekehrt hat.
Zuvor war das Oberflächenwasser in dieser Region zunehmend süßer geworden – mit positiven Effekten für das Wachstum des Meereises. Nun beobachteten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine abrupte Zunahme des Salzgehalts, begleitet vom Wiederauftreten der Maud-Rise-Polynya – eines riesigen eisfreien Gebiets im Weddellmeer, das seit den 1970er-Jahren nicht mehr aufgetreten war.
Die genauen Ursachen dieser Umkehr sind bislang nicht vollständig geklärt. Die Forschenden befürchten, dass das Südpolarmeer in einen dauerhaft instabilen Zustand übergehen könnte, mit weitreichenden Konsequenzen für das globale Klimasystem. Denn offene Wasserflächen absorbieren mehr Sonnenenergie als Eis und könnten so die Erderwärmung zusätzlich anheizen.
Dürre macht Kiefernwälder zu CO2-Quellen
Seit den Dürrejahren ab 2018 hat sich ein Kiefernwald in Südwestdeutschland drastisch verändert, wie eine aktuelle Studie der Universität Freiburg zeigt. Mehr als 60 Prozent der Kiefern im Versuchswald bei Hartheim am Rhein sind demnach abgestorben. Infolge dieser Entwicklung hat sich das Waldgebiet von einer CO2-Senke in eine CO2-Quelle verwandelt, die nun im Jahresdurchschnitt mehr Kohlendioxid abgibt, als sie aufnimmt.
Die Forschenden stützen ihre Erkenntnisse auf Langzeitdaten, die im Rahmen der europäischen Forschungsinitiative ICOS erhoben wurden. Dabei wurden sowohl klimatische Messungen als auch Satellitenbilder und ökophysiologische Daten wie der Wassertransport in den Bäumen ausgewertet. Vor der Dürrephase konnte der Wald jährlich rund 391 Gramm Kohlenstoff pro Quadratmeter aufnehmen. Seit 2018 hingegen überwiegt in den meisten Jahren der Ausstoß – besonders stark im Extremjahr 2022 mit 329 Gramm abgegebenem Kohlenstoff.
Zwar wachsen nun vermehrt Laubbäume wie Hainbuche oder Linde anstelle der abgestorbenen Kiefern, doch sie können den Verlust an Kohlenstoffbindung bislang nicht ausgleichen. Die Forschenden warnen, dass ähnliche Entwicklungen in anderen Regionen die Rolle der Wälder als Klimapuffer gefährden könnten.
Verwendete Quellen
- Eos.org: "Antarctic Ice Melt May Fuel Eruptions of Hidden Volcanoes"
- Fachmagazin Earth Surface Process and Landforms, Fey et al., 2025: "Influence of permafrost degradation and glacier retreat on recent high mountain rockfall distribution in the eastern European Alps"
- ORF.at: "Steinschlaggefahr wächst im Hochgebirge"
- Fachmagazin Plant Biology, Haberstroh et al., 2025: "Recurrent hot droughts cause persistent legacy effects in a temperate Scots Pine forest"
- Fachmagazin PNAS, Silvano et al., 2025: "Rising surface salinity and declining sea ice: A new Southern Ocean state revealed by satellites"