Brasilianische Wissenschaftler haben ein faszinierendes Phänomen dokumentiert: Tausende kleine Welse kletterten einen meterhohen Wasserfall hinauf. Die Entdeckung wirft ein neues Licht auf die bislang kaum erforschten Wanderungsbewegungen kleiner Fischarten.

Es ist eine Szene, die selbst erfahrene Biologen staunen ließ: Im Schutz der Dunkelheit wanden sich Tausende kleine Welse einen Wasserfall im brasilianischen Aquidauana-Fluss hinauf. Die nur etwa vier Zentimeter langen Bumblebee-Welse (auf Deutsch: Hummelwelse) überwanden dabei Felsbarrieren von bis zu vier Metern Höhe – eine erstaunliche Leistung für die kleinen Fische.

Die ungewöhnliche Entdeckung verdanken die Wissenschaftler aufmerksamen Polizeibeamten, die die Massenwanderung bemerkten und Forschende der nahegelegenen Bundesuniversität Mato Grosso do Sul informierten, wie das Online-Wissenschaftsmagazin "Science Alert" schreibt. Diese beobachteten das Naturschauspiel anschließend über 20 Stunden lang, wie sie in einer aktuellen Studie im Fachjournal "Journal of Fish Biology" berichten, und filmten die Wanderung der Hummelwelse (Rhyacoglanis paranensis).

Tausende winzige Hummelwelse waren auf Wanderung

Forscher der Bundesuniversität von Mato Grosso do Sul beobachteten die kleinen Fische 20 Stunden lang. © YouTube

Kleine Kletterkünstler mit ausgefeilter Technik

Die orangefarbenen Fische mit schwarzen Streifen zeigen bei ihrer Kletterpartie eine beeindruckende Technik: Sie spreizen ihre Flossen weit ab, als eine Art Anker, und winden dann ihren Körper, um sich nach oben zu schieben. Die Forscher vermuten zudem, dass die Tiere einen Saugmechanismus nutzen, um an den glatten Felsoberflächen Halt zu finden.

"Auf flacheren und horizontalen Felsen war die Ansammlung so massiv, dass Exemplare übereinander kletterten", beschreiben Biologin Manoela Marinho und ihre Kollegen die Szene. Die kleinen Welse waren so entschlossen, dass sie sogar an Eimern hochkletterten, die die Wissenschaftler in der Nähe des Wasserfalls aufgestellt hatten.

Lachswanderung im Miniaturformat

Die Untersuchungen legen nahe, dass es sich bei den Kletterern hauptsächlich um ausgewachsene Exemplare handelt. Vermutlich schwimmen sie – ähnlich wie Lachse – stromaufwärts, um sich fortzupflanzen. Die leeren Mägen der näher untersuchten Individuen stützen diese Theorie, da auch andere Süßwasserfische während ihrer anstrengenden Wanderungen oft keine Nahrung zu sich nehmen.

"Die Wanderbewegungen kleinerer Fischarten bleiben weitgehend unbekannt, hauptsächlich, weil diese Ereignisse nur kurz, unter bestimmten Umweltbedingungen auftreten und in hoch diversen Ökosystemen schwer zu erkennen sind", schreibt das Forschungsteam in der Studie. Die Entdeckung ist jedoch nicht nur aus biologischer Sicht faszinierend, sondern hat auch Bedeutung für den Artenschutz.

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Wie Marinho und ihr Team schreiben, tragen die Erkenntnisse dazu bei, "die Bedeutung von Feldbeobachtungen für das Verständnis der ökologischen Rolle kleiner Wanderfische und ihrer Schutzbedürfnisse" zu unterstreichen. (bearbeitet von mak)

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Verwendete Quellen