Vor der Küste Mallorcas ist offenbar ein "Blauer Drache" entdeckt worden. Der Fund gilt als Sensation – denn die Meeresschnecke wurde zuletzt im Jahr 1705 in den Gewässern der Balearen dokumentiert.
"Es handelt sich um einen Organismus, der sehr, sehr selten ist", sagt Meeresbiologin Gádor Muntaner über ihren besonderen Fund vor der Küste Mallorcas. Sie sei Ende Mai bei einem Bootsausflug im Nordwesten der Insel auf einen sogenannten "Blauen Drachen" gestoßen – ein Meereswesen, das in den Gewässern der Balearen seit mehr als drei Jahrhunderten nicht mehr gesichtet worden war. Laut spanischen Medien wurde die letzte Sichtung dieser Art dort im Jahr 1705 dokumentiert.
Die Wissenschaftlerin befand sich in den Gewässern vor dem Gebirgszug Serra de Tramuntana, als sie das ungewöhnliche Tier erspähte. "Wir waren gerade mit ein paar Delfinen unterwegs, die begonnen hatten, unser Boot zu begleiten – und als ich ins Wasser sah, entdeckte ich ihn. Ich stieß einen Schrei aus!", berichtet Muntaner der spanischen Zeitung "La Razón" über den Moment der Entdeckung. "Ich hatte sie schon in anderen Ländern gesehen, aber im Mittelmeer sind sie sehr selten." Zuletzt wurden im April 2023 einige Exemplare vor der Küste von Alicante gesichtet.
"Blauer Drache": Kleines Meereswesen mit besonderen Eigenschaften
Bei dem "Blauen Drachen", wissenschaftlich als Glaucus atlanticus bekannt, handelt es sich um ein Weichtier aus der Gruppe der nacktkiemigen Schnecken. Die Meeresspezies erreicht eine maximale Größe von nur drei bis vier Zentimetern. Das vor Mallorca entdeckte Exemplar gehörte laut der Biologin zu den größeren seiner Art. Besonders auffällig ist die leuchtend blaue Färbung, die dem Tier seinen Namen eingebracht hat.
Anders als viele andere Schneckenarten lebt der "Blaue Drache" nicht am Meeresboden oder in Küstennähe, sondern im offenen Meer. "Es handelt sich um eine pelagische Art", erläutert die Wissenschaftlerin der spanischen Zeitung "Ultima Hora". Das bedeutet, sie lebt weder an der Küste noch am Meeresgrund, sondern im offenen Ozean. Wenn sie an der Oberfläche treibt, ist sie durch ihre blaue Oberseite vor Raubvögeln getarnt. Auch von unten schützt sich der "Blaue Drache": Seine silbergraue Unterseite dient zur Tarnung vor Raubfischen.
"Blauer Drache" frisst giftige Organismen – und wird dadurch selbst gefährlich
Was den "Blauen Drachen" besonders interessant macht, ist seine Ernährungsweise. Er jagt und frisst hochgiftige Organismen wie die Portugiesische Galeere, eine Quallenart, die bei Menschen gefährliche Hautreizungen verursachen kann. Eine weitere Beute ist die Qualle Velella velella.
Empfehlungen der Redaktion
"Der Blaue Drache selbst ist nicht giftig, doch durch seine Nahrung reichert er in seinem Inneren Giftstoffe an", erklärt Muntaner. Diese Eigenschaft macht das kleine Tier potenziell auch gefährlich für Menschen, die es berühren. Wer die Schnecke entdeckt, sollte sie deshalb besser nicht berühren.
Das seltene Exemplar wurde nach kurzer Beobachtung und Dokumentation übrigens wieder in die Freiheit entlassen. (bearbeitet von sbi)
Verwendete Quellen
- La Razón: "Avistan un peligroso dragón azul en Mallorca tras más de tres siglos de desaparición documentada"
- Ultima Hora: "Avistan en el noroeste de Mallorca un 'dragón azul' que no se registraba en aguas de Baleares desde 1705"
- Spiegel.de: "Forscherin will 'Blauen Drachen' vor Mallorca entdeckt haben"