Hunde können Angst bei Menschen riechen. Wie sie darauf reagieren, ist jedoch überraschenderweise höchst unterschiedlich. Eine Studie aus Wien liefert Ansätze, wie diese Erkenntnisse in Zukunft genutzt werden könnten.

Hunde sind bekannt für ihre Fähigkeit, Gefühlszustände von Menschen – zumindest teilweise – wahrzunehmen. Nicht ohne Grund bezeichnet man die Tiere auch als "besten Freund des Menschen". Eine aktuelle Studie aus Wien zeigt: Wenn Menschen Angst verspüren und das über ihren Schweiß auch riechbar wird, reagieren Hunde darauf – aber keineswegs immer gleich.

Menschlicher Angstgeruch ist für Hunde ein Signal

Menschen, die Angst empfinden, produzieren veränderte chemische Stoffe im Schweiß, sogenannte Chemosignale. Andere Menschen können diesen Angstgeruch wahrnehmen.

Wie reagieren Hunde darauf? Forschende des Domestication Lab am Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung (KLIVV) der Veterinärmedizinischen Universität Wien haben diese Frage systematisch untersucht.

In ihrer Studie dienten 61 Hunde als Versuchsteilnehmer. Den Tieren wurden – ohne dass eine menschliche Person anwesend war – Geruchsproben präsentiert: einmal Schweiß von Menschen, die Angst erlebt hatten, und einmal neutraler Schweiß.

Die Überraschung: Hunde reagieren unterschiedlich auf Angstgeruch

Was die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beobachteten, überraschte sie: Hunde reagieren – entgegen der bisherigen Annahmen, dass es eine angeborene Tendenz dazu gäbe – nicht einheitlich ablehnend auf Angstgeruch.

Manche Tiere näherten sich den Proben langsamer an, wirkten zurückhaltend oder brauchten länger, um eine Entscheidung zu treffen – also ein Verhalten, das auf Unbehagen hindeutete. Bei einigen Hunden war eine gesenkte Schwanzstellung zu beobachten – ein mögliches Indiz für Unsicherheit oder eine nach innen gerichtete Haltung.

Unerwarteterweise näherten sich einige Hunde der Probe mit Angstgeruch aber sogar schneller als der neutral riechenden Probe.

Wichtige Indizien für Hundeausbildung und Therapiehunde

Die Reaktion hängt offenbar vom individuellen Hund ab. Die Forschenden halten es für möglich, dass Faktoren wie Lebenserfahrung, Training, Rasse oder frühere Erfahrungen mit Menschen und Situationen Einfluss darauf haben, wie ein Tier auf Angstsignale reagiert. Auffallend: Alter und Geschlecht der Hunde zeigten in der Studie keinen signifikanten Einfluss auf die Reaktionsmuster.

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Zwar sind laut Studien-Erstautorin Svenja Capitain noch weitere Untersuchungen erforderlich, um diese Einflüsse zu bestätigen. In jedem Fall könnten die Ergebnisse der Studie herangezogen werden, um sie für die Ausbildung von Hunden, die Auswahl von Therapiehunden oder generell eine Verbesserung der Kommunikation zwischen Mensch und Hund heranzuziehen. Möglicherweise könnte man sogar potenzielle Sicherheitsprobleme vermeiden – etwa aggressive Reaktionen von Tieren auf ängstliche Personen. (ncz)

Verwendete Quellen

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