Jeder kennt das Phänomen: Nach einem ausgiebigen Bad oder längerem Planschen im Meer oder Pool werden die Innenseiten der Hände sowie die Fußsohlen ganz schrumpelig. Doch wieso eigentlich?

Mehr zum Thema Wissenschaft

Die Haut an Fingern und Füßen wird blasser und schrumpelig, wenn man lange im Wasser war. Der Grund dafür ist jedoch nicht, wie man annehmen könnte, dass die Haut das Wasser aufnimmt, dadurch anschwillt und sich wellt. Doch wie entstehen die Falten dann und wofür sind sie gut?

Unser autonomes Nervensystem steuert Dinge wie Atmen, Blinzeln oder den Herzschlag. Ebenso steuert es auch die Erweiterung und Verengung unserer Blutgefäße, was durch Ernährung, Temperatur oder Medikamente beeinflusst werden kann.

Sind wir länger im Wasser, öffnen sich Schweißdrüsen in unserer Haut und lassen das Wasser so in das Hautgewebe fließen. Dadurch wird der Salzanteil in der Haut verringert und die Nervenfasern melden das an unser Gehirn, das wiederum mit der Verengung der Blutgefäße reagiert.

Warum schrumpelt die Haut bei Kontakt mit Wasser?

Durch diese Verengung verringert sich auch das Gesamtvolumen der Haut und die Falten entstehen. Wissenschaftler vergleichen das Phänomen zur Veranschaulichung mit einer ausgetrockneten Traube: Die Traube hat mehr Volumen als Oberfläche verloren und wird daher schrumpelig.

Lesen Sie auch

Die Verengung der Blutgefäße sorgt auch für die typische blasse Farbe, die die Haut bei längerem Wasserkontakt annimmt. Es sei denn, wir baden in heißem Wasser, dann passiert das Gegenteil: Die Blutgefäße erweitern sich und wir werden rot.

Bei Personen mit Nervenschäden entstehen die Falten im Übrigen nicht, da die Blutgefäße kein Signal zur Verengung durch das Nervensystem erhalten. Eine Uni-Forschungsgruppe hat dies in einem Selbsttest bestätigt. Biomedizintechniker Guy German von der Binghamton University in New York berichtet in einer Mitteilung der Universität: "Einer meiner Studenten erzählte uns: 'Ich habe eine Schädigung des Mediannervs in den Fingern.' Also haben wir ihn getestet – keine Falten!"

Wie ein Fingerabdruck?

German und sein Team haben in einer aktuellen Studie untersucht, ob die Falten bei einem Menschen immer auf die gleiche Weise auftreten oder ob sie sich jedes Mal verändern. Dafür tauchten sie die Finger der Probanden für 30 Minuten in Wasser, fotografierten sie und wiederholten das Ganze 24 Stunden später noch einmal.

Durch den Vergleich der Bilder stellten die Wissenschaftler fest, dass sich nach beiden Eintauchvorgängen die gleichen Faltenmuster auf den Fingern bildeten. Das liegt laut German daran, dass die Blutgefäße ihre Position kaum verändern.

Das bedeutet, die Faltenbildung ist wie bei einem Fingerabdruck individuell und verändert sich nicht. Diese Erkenntnis könnte in der Forensik praktische Anwendung finden, beispielsweise um Leichen zu identifizieren, die im Wasser gefunden werden.

Warum wir genau dort Falten bekommen

Aber warum schrumpelt die Haut ausgerechnet an den Handinnenseiten und an den Fußsohlen? Frühere Studien haben die Tastempfindlichkeit und die Griffkraft bei wasserbedingter Hautfaltenbildung untersucht. Sie zeigten, dass sich beides durch die Falten messbar verbessert. Die temporären Rillen und Erhebungen auf den Handflächen und Fußsohlen sorgen für einen besseren Halt, sodass wir auf nassem Boden leichter laufen und Gegenstände besser greifen können.

Aber warum haben wir die Falten dann nicht ständig, wenn sie uns doch Vorteile bringen? Darauf haben die Forschenden noch keine Antwort gefunden. Sie gehen jedoch davon aus, dass die schrumpelige Textur die Empfindlichkeit der Haut verringert oder sie anfälliger für Verletzungen macht.

Verwendete Quellen