Es gibt sie, die guten Nachrichten: Etwa die, dass das menschliche Gehirn etwas viel besser kann als Künstliche Intelligenz und dass Nostalgie gut für unsere emotionale Gesundheit ist.

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Die tägliche Flut an negativen Nachrichten lässt viele frustriert, traurig, wütend oder mit einem Gefühl der Ohnmacht zurück. Trotzdem werden negative Schlagzeilen mehr gelesen als positive Meldungen – vermutlich aus einem evolutionsbiologischen Grund: Das menschliche Gehirn ist darauf ausgelegt, uns vor Gefahren zu bewahren. Deshalb reagiert es auf Schreckensmeldungen besonders sensibel und speichert negative Informationen stärker ab.

Aber: Doomscrolling, also gezielter und massiver Konsum von negativen Nachrichten, kann der psychischen Gesundheit schaden, wie zahlreiche Studien belegen. Positive Informationen wirken da wie ein Gegengewicht. Sie verdeutlichen, dass es auch konstruktive Lösungen für ein gutes Miteinander und eine bessere Zukunft gibt. In diesem Sinne: Hier sind drei gute Nachrichten.

1:0 für das menschliche Gehirn – gegen KI

Künstliche Intelligenz kann riesige Datenmengen in Sekundenschnelle analysieren, Muster erkennen, Texte schreiben. Die Sorge, dass KI zahlreiche Berufe überflüssig macht, ist nicht unbegründet. Doch in einem entscheidenden Punkt ist der Mensch ihr überlegen: Er erfasst blitzschnell, was sich in einer Umgebung tun lässt – ohne Analyse.

Eine neue Studie der Universität Amsterdam zeigt: Das menschliche Gehirn schätzt bereits in den ersten Millisekunden intuitiv ein, welche Handlungen an einem bestimmten Ort möglich sind. Dieses Erkennen geschieht so schnell, dass das Gehirn mögliche Handlungen bereits durchgespielt hat, bevor wir bewusst darüber nachdenken können.

Um zu untersuchen, wie das Gehirn Handlungsmöglichkeiten in einer Umgebung erkennt, sollten sich die Studienteilnehmenden Fotos von Landschaften und Innenräumen anschauen und einschätzen, ob sich dort bestimmte Aktivitäten wie Klettern oder Schwimmen ausführen lassen. Gleichzeitig wurde ihre Hirnaktivität aufgezeichnet.

Das Ergebnis: Schon im visuellen Kortex – dem Bereich des Gehirns, der visuelle Reize verarbeitet – zeigten sich neuronale Muster, die auf mögliche Handlungen hinwiesen.

Genau hier liegt der Unterschied zur KI: Maschinen erkennen Objekte, analysieren Formen und Farben. Das menschliche Gehirn verknüpft Sehen und Handeln auf natürliche Weise – eine Superpower, die auch das fortschrittlichste KI-Modell noch nicht liefern kann.

Warum wir öfter nostalgisch sein sollten

Ein altes Lied, ein Foto aus der Jugend, ein vertrauter Geruch – und plötzlich macht sich ein nostalgisches Gefühl breit. Eine Mischung aus Sehnsucht, Wohlbefinden und Wehmut. Und das bittersüße Wissen, dass dieses Lebensgefühl so nie zurückkehrt.

Was oft als Sentimentalität abgetan wird, hat offenbar eine überraschend starke soziale Funktion. Laut einer Studie unter Leitung von Kuan-Ju Huang an der Universität Kyoto pflegen Menschen, die regelmäßig in Erinnerungen schwelgen, intensivere Freundschaften – unabhängig vom Lebensalter. Zwar haben junge Erwachsene oft besonders viele enge Freundschaften, doch auch im mittleren und höheren Alter fällt auf: Nostalgische Menschen haben stabilere Beziehungen als weniger nostalgische.

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Besonders interessant sind Daten einer niederländischen Langzeitstudie, die in die Studie einfloss: Über einen Zeitraum von sieben Jahren zeigte sich, dass Personen mit hoher Nostalgieneigung ihre engen Freundschaften aufrechterhielten, während der Freundeskreis weniger nostalgischer Menschen im Schnitt um 20 Prozent schrumpfte.

Die Forschenden vermuten: Wer öfter an schöne Lebensphasen zurückdenkt, ist motivierter, alte Freundschaften zu pflegen – womöglich, um das vertraute Lebensgefühl von früher ein Stück weit zu bewahren. Ein guter Grund, das alte Fotoalbum hervorzuholen oder eine Playlist mit Lieblingsliedern von damals zu erstellen.

"Lebender Baustoff" nimmt CO2 auf

Blaualgen, die einst halfen, die Erde bewohnbar zu machen, könnten heute dazu beitragen, das Klima zu retten. Forschende der ETH Zürich haben einen "lebenden Baustoff" entwickelt, der CO2 aus der Luft aufnimmt und das Treibhausgas nutzt, um zu wachsen und stabiler zu werden – ohne energieintensive Verarbeitung. Die Grundlage: Cyanobakterien, besser bekannt als Blaualgen, eingebettet in ein spezielles Hydrogel aus dem 3-D-Drucker.

Ähnlich wie Pflanzen betreiben die Mikroorganismen Photosynthese. Dabei nehmen sie CO2 aus der Luft auf und scheiden Karbonate wie Kalk aus – Substanzen, die das Material nicht nur stabilisieren, sondern das gebundene CO2 auch dauerhaft einschließen. Der gesamte Prozess läuft ohne Hitze oder Druck. So lässt sich viel Energie einsparen, was die ökologische Bilanz zusätzlich verbessert.

Im nächsten Schritt untersucht das interdisziplinäre Team um Mark Tibbitt, wie sich der Baustoff als CO2-speichernde Fassadenbeschichtung einsetzen lässt. Erste architektonische Experimente laufen bereits – mit dem Ziel, Blaualgen künftig als klimafreundliche Baustoff-Revolutionäre zu etablieren.

Verwendete Quellen