Was macht Seegurken und Lamas zu Stars der medizinischen Forschung? Und wie ist der Stand bei der Entwicklung von klimafreundlichen Flugzeugen? Hier sind drei gute News fürs Wochenende.

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Die tägliche Flut an negativen Nachrichten lässt viele frustriert, traurig, wütend oder mit einem Gefühl der Ohnmacht zurück. Trotzdem werden negative Schlagzeilen mehr gelesen als positive Meldungen – vermutlich aus einem evolutionsbiologischen Grund: Das menschliche Gehirn ist darauf ausgelegt, uns vor Gefahren zu bewahren. Deshalb reagiert es auf Schreckensmeldungen besonders sensibel und speichert negative Informationen stärker ab.

Aber: Doomscrolling, also gezielter und massiver Konsum von negativen Nachrichten, kann der psychischen Gesundheit schaden, wie zahlreiche Studien belegen. Positive Informationen wirken da wie ein Gegengewicht. Sie verdeutlichen, dass es auch konstruktive Lösungen für ein gutes Miteinander und eine bessere Zukunft gibt. In diesem Sinne: Hier sind drei gute News.

Wie Fliegen klimafreundlicher werden soll

Fliegen gilt als klimaschädlichste Form der Mobilität. Doch es tut sich einiges in der Luftfahrt, die bis zum Jahr 2050 laut einem Bericht der Universität von Cambridge Netto-Null-Emissionen erreichen könnte – vorausgesetzt, es werden umgehend Maßnahmen ergriffen. Während Flugzeughersteller an neuen Antriebstechnologien arbeiten, ist der Green Deal der politische Motor der EU. Denn: Bis 2050 will die EU klimaneutral sein.

Damit die Emissionen in der Luftfahrt sinken, wird nicht nur in der EU, sondern weltweit an neuen Technologien und Treibstoffen gearbeitet. Das zentrale Forschungsprojekt der EU-Kommission "Clean Aviation" fördert beispielsweise die Entwicklung von klimafreundlichen Kraftstoffen und Antrieben.

Während Airbus die ursprünglich für das Jahr 2035 geplante Einführung von wasserstoffbetriebenen Flugzeugen verschoben hat, ist der schwedische Hybrid-Elektroflugzeughersteller Heart Aerospace einen Schritt weiter: Der erste Testflug vom Prototyp des Fliegers ES-30 ist für dieses Jahr geplant.

Mit 30 Passagierplätzen soll das Flugzeug das größte Elektro-Hybridflugzeug der Welt werden. Die elektrische Reichweite liegt derzeit bei bis zu 200 Kilometern, mit zusätzlichem Hybridantrieb kommt das Flugzeug auf rund 800 Kilometer. Die Musterzulassung soll der klimafreundliche Flieger im Jahr 2028 erhalten.

Wie eine Seegurke die Krebsforschung bereichert

Fans der Zeichentrickserie "SpongeBob Schwammkopf" kennen Seegurke Kevin als selbstverliebten Anführer des Quallenjäger-Clubs – eine Nebenfigur mit Krönchen und großem Ego. Zwischen Sardellen, Schwämmen und Hummern hält er sich für etwas ganz Besonderes. Und das nicht ganz zu Unrecht, wie eine neue Studie zeigt.

Ein Forschungsteam der University of Mississippi hat in der Seegurken-Art Holothuria floridana eine Substanz entdeckt, die in der Krebstherapie der Zukunft eine große Rolle spielen könnte. Fucosyliertes Chondroitinsulfat, eine Zuckerverbindung, hemmt das Enzym Sulf-2. Bei bestimmten Krebsarten wie Leberzell- und Bauchspeicheldrüsenkrebs ist das Enzym fehlgesteuert und an der Entstehung und Verbreitung von Krebstumoren beteiligt.

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In Labortests und computergestützten Simulationen zeigte sich: Der Seegurken-Zucker hemmt das Enzym effektiv. Ein weiterer Vorteil: Im Gegensatz zu anderen Sulf-2-Hemmern beeinträchtigt die Substanz die Blutgerinnung nicht.

Die Untersuchung bringt aber auch eine neue Aufgabe für das Forschungsteam mit sich: Um die Substanz in ausreichender Menge für die nächste Studienphase bereitzustellen, müssen die Forschenden einen Weg finden, den Wirkstoff synthetisch herzustellen.

Sind Lamas der Endgegner von Corona-Viren?

Genau wie die Seegurke werden auch Lamas gemeinhin weniger mit medizinischen Durchbrüchen in Verbindung gebracht – erst recht nicht mit einem Schutz gegen ständig neue Corona-Varianten. Ein Forschungsteam des Instituts für Biotechnologie an der Universität Gent hat aber Antikörper aus dem Blut von Lamas untersucht – und sieht in ihnen einen vielversprechenden Ansatz für neue Corona-Therapien.

Wie andere Tiere aus der Familie der Kameliden – Kamele, Dromedare und Alpakas zum Beispiel – bilden Lamas Nanokörper gegen Erreger. Diese sind deutlich kleiner als menschliche Antikörper. Dadurch können sie an Stellen andocken, die für normale Antikörper unzugänglich sind, etwa an einer besonders geschützten Region des Spike-Proteins.

Genau da setzen die speziellen Lama-Antikörper an, die die Forschenden identifiziert haben: Wie eine Klammer heften sich die Nanokörper an die gut versteckte Stelle des Spike-Proteins. Dort fixieren sie das Spike-Protein und verhindern, dass es sich in die für eine Infektion nötige Form umwandelt. Auch bei niedrigen Dosen verhinderten die Nanokörper bei Versuchstieren zuverlässig eine Infektion.

Beim Versuch, das Virus zur Entwicklung einer Resistenz gegen die Lama-Antikörper zu zwingen, entstanden nur selten neue Varianten – und diese waren deutlich weniger ansteckend. Selbst unter künstlich erzeugtem Mutationsdruck blieben die Nanokörper stabil.

Die Forschenden sehen großes Potenzial in den Nanokörpern von Lamas. Die Kombination aus hoher Wirksamkeit, breitem Schutz vor Virusvarianten und einer geringen Anfälligkeit für Mutationen werten sie als eine solide Grundlage für die Entwicklung von Medikamenten, die bei aktuellen und neuen Corona-Varianten wirksam bleiben.

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