Abgasaffäre, Feinstaubalarm, Kartellvorwürfe: Autos und die Industrie dahinter haben momentan keinen guten Ruf. E-Autos gelten als zukunftsfähiges Konzept, um weiterhin unabhängig und flexibel unterwegs sein zu können. Doch sind sie wirklich besser für die Umwelt?

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Der Vorteil von E-Autos liegt auf der Hand: Sie fahren emissionsfrei und reduzieren die lokale Schadstoffbelastung.

Doch ein Blick auf die gesamte Ökobilanz von E-Autos zeigt, dass sie nur auf den ersten Blick vollständig zu überzeugen wissen.

Das Institut für Energie- und Umweltforschung in Heidelberg kam in einer Untersuchung zu dem Schluss, dass batteriebetriebene Pkw über ihre gesamte Lebensdauer im deutschen Strommix eine ähnliche Klimabilanz haben wie konventionelle Autos.

Seltene Erden und Geschäfte mit Warlords

Wissenschaftler weisen beispielsweise auf den hohen und rohstoffintensiven Aufwand hin, der betrieben werden müsse, um ein E-Auto herzustellen, erklärt Gerd Lottsiepen, verkehrspolitischer Sprecher des Verkehrsclub Deutschland (VCD):

"Bei der Gewinnung der zu seiner Herstellung nötigen Rohstoffe entstehen erhebliche Umweltschäden, seine Produktion ist energieintensiv und in den Produktionshallen werden zahlreiche problematische Stoffe eingesetzt."

Vor allem die Energiespeicher der Elektroautos sind problematisch: Lithium-Batterien bestehen unter anderem aus Seltenen Erden sowie Kupfer und Aluminium. Deren Entsorgung wird zusätzlich zum Problem.

Die CO2-Bilanz eines Tesla Model S beispielsweise ist laut einer Untersuchung des schwedischen Umweltministeriums ein Desaster hinsichtlich der Produktion seiner großen Lithium-Ionen-Batterie.

Ein Benziner würde erst nach acht Jahren im Betrieb die Umwelt so stark belasten wie die Akku-Produktion für ein Tesla Model S.

Immerhin: Bei einem kleineren Elektroauto wie dem Nissan Leaf wären es nur knapp drei Jahre.

Zudem kommen diese Rohstoffe oft in Schwellen- und Entwicklungsländern vor. Häufig handelt es sich dabei um Failed States, was bedeutet, dass die Hersteller Geschäfte mit Warlords oder Diktatoren machen müssen.

Strommix macht E-Auto zum Klimasünder

Auf ein weiteres Problem machten Wissenschaftler der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt in der Schweiz schon 2010 aufmerksam: den laufenden Betrieb. Denn der Strom, der auch heute noch aus der Steckdose kommt, ist alles andere als klimaneutral.

Der Strommix aus Atom-, Wasser- und Kohlekraftwerken sei insgesamt gesehen dreimal so schädlich für die Umwelt als der Lebenszyklus des Akkus, so die Forscher damals.

Allerdings zeigen Elektrofahrzeuge mittlerweile besonders bei hohen Fahrleistungen und bei nur mäßigen Geschwindigkeiten Vorteile hinsichtlich ihrer Umweltbilanz, wie eine Untersuchung des Heidelberger Instituts für Energie- und Umweltforschung aus dem Jahr 2016 zeigt.

Laut der Studie wird auch der Anteil erneuerbarer Energien immer weiter steigen und das E-Auto damit zunehmend umweltfreundlicher machen.

All das zeigt, dass Forschung und Entwicklung noch immer nach einer wirklich umweltfreundlichen Alternative zum Automobil suchen.

Bislang kann nur das Auto, das überhaupt nicht gebaut wird, dieses Kriterium erfüllen.

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