• Rot zu werden ist normal und ein unbewusstes biologisches Phänomen unseres Körpers.
  • Einige wenige Menschen leiden auch unter Erythrophobie: Sie werden krankhaft rot.
  • Nach wie vor ist die evolutionäre Ursache nicht eindeutig geklärt.

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Es kann uns beim Sport, in der Sauna, wenn wir Alkohol trinken, wütend sind, Stress haben oder uns schämen passieren: Wir werden innerhalb von wenigen Sekunden rot.

Schuld daran sind biologische Prozesse in unserem Körper. Wir erklären, was genau das Rotwerden auslöst, warum es bei manchen Menschen krankhaft auftritt und was sich die Evolution dabei gedacht hat.

Es ist eine Erscheinung, die nur bei uns Menschen auftritt und meist nach ein paar Minuten oder aber auch erst nach Stunden wieder verschwindet: Wir werden im Gesicht, insbesondere im Bereich der Wangen und der Stirn, aber auch an den Ohren und im Nacken rot. Wie kommt es dazu?

Rot werden durch Wärmeeinflüsse

Zum einen können wir Rotwerden selbst herbeiführen, indem wir durch Sport zusätzliche Wärme im Körper erzeugen. Auch durch externe Hitze wie in der Sauna kann das Phänomen auftreten.

Hierbei erhöht sich die Hautoberfläche um bis zu zehn Grad – im Inneren des Körpers steigt die Temperatur ähnlich wie bei Fieber um zwei bis drei Grad an. Diese Wärme bewirkt, dass sich insbesondere die feinen Blutgefäße im Gesicht automatisch erweitern. Die rote Farbe des Bluts wird so stärker nach außen hin sichtbar und wir werden rot.

Sollte ein hochroter Kopf durch Sport oder Sauna allerdings ständig und sehr oft vorhanden sein, liegt gegebenenfalls eine Überanstrengung vor. Schalten Sie in diesem Fall am besten einen Gang herunter und überprüfen Sie auch einmal, ob dauerhafter Bluthochdruck vorliegt.

Gefühle können auch Erröten hervorrufen

Zum anderen können Menschen aber auch durch die Entstehung von Gefühlen wie Wut, Verlegenheit und Scham rot werden. Diese entstehen im Emotionszentrums des Gehirns. Die Gefühlsignale werden von dort über das vegetative Nervensystem, das alles Unbewusste in unserem Körper ohne Denken und Entscheiden steuert, in das Gesicht weitergeleitet.

Dies geschieht genauer gesagt über den Sympathikus-Nerv, der in Stress- und Notfallsituationen aktiviert wird und unter anderem den Blutdruck, die Herz- und die Atemfrequenz ansteigen lässt. Auch hier weiten sich als Konsequenz, wie beim Sport und dem Saunabesuch, schließlich die Adern im Gesicht und wir bekommen einen roten Kopf.

Übrigens: Wie schnell jemand aufgrund von Gefühlen errötet, hat etwas mit der persönlichen Reizschwelle zu tun und ist bei uns Menschen tatsächlich ganz unterschiedlich ausgeprägt.

Möglicher Hinweis auf eine Intoleranz gegenüber Alkohol

Manche Menschen werden jedoch auch rot, wenn sie Alkohol trinken. Diese Reaktion wird ausgelöst, wenn sie Acetaldehyd, ein Stoffwechselprodukt, das beim Abbau von Alkohol im Körper entsteht, nicht oder nur langsam abbauen können. Dieser Vorgang lässt sich in etwa mit einer Lebensmittelintoleranz vergleichen, bei der der Körper auf bestimmte zugenommene Stoffe reagiert, die er nicht verträgt und abbauen kann.

Wird das giftige Acetaldehyd nicht schnell in Acetat umgewandelt, erleiden Menschen mit Alkohol-Erröten-Syndrom Vergiftungserscheinungen. Dies äußert sich dann in einem roten Gesicht, weil sich hier ganz besonders viele Abwehrmechanismen des Körpers befinden und das Blut in Wallung gerät.

Betroffen von diesem Phänomen sind insbesondere Japaner, Chinesen und Koreaner, die aufgrund ihrer Genetik Schwierigkeiten beim Abbau von Alkohol haben. Den roten Kopf erleben die meisten Bewohner westlicher Regionen hingegen nur, wenn sie erhebliche Mengen Alkohol zu sich genommen haben.

Erythrophobie – die Angst vorm Erröten

Jeder 200. Mensch errötet jedoch übermäßig schnell, schätzen Ärzte. Dies liegt an einer angeborenen Störung der Steuerung des Sympathikusnervs und führt dazu, dass die Reaktionskette im Körper viel schneller als normal abläuft.

Betroffene entwickeln oft eine Angststörung: Sie haben Panik, rot zu werden und ziehen sich deshalb oft aus der Gesellschaft zurück, um peinliche Momente zu vermeiden. Die sogenannte Erythrophobie ist allerdings ein gefährlicher Kreislauf: Je mehr man sich fürchtet, rot zu werden und es versucht zu verhindern, umso höher steigt die Wahrscheinlichkeit, schneller rot zu werden.

Gegen die Angst zu Erröten hilft beispielsweise eine Psychotherapie, durch die man lernt, das Rotwerden anzunehmen und durch Gelassenheit das häufige Auftreten zu verringern. Auch eine nicht ganz unriskante Operation ist möglich. Hierbei wird der Sympathikus-Nerv durchtrennt.

Rot werden als evolutionärer Vorteil

Doch warum werden wir aufgrund bestimmter Gefühle im Gesicht rot? Bis heute ist das wissenschaftlich nicht eindeutig geklärt. Am wahrscheinlichsten ist, dass es sich als evolutionärer Vorteil herausgestellt hat, Reue und Scham auch nonverbal über die Farbe des Kopfes sofort zum Ausdruck bringen zu können.

So konnte man andere in seiner Umgebung beschwichtigen und verhindern, nicht aus einer Gruppe aufgrund eines Fehlverhaltens ausgeschlossen zu werden – eine überlebenswichtige Funktion.

Verwendete Quellen:

  • shamestudies.de: "Shame: History, Law and Evolution"
  • erythrophobie.de: "Die Angst vorm Erröten"
  • Leading Medicine: "Das Immunsystem - Funktionsweise und Erkrankungen"
  • scinexx.de: "Warum erröten wir im Gesicht?"
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