Partys und Sommerevents locken – auch Menschen mit Diabetes. Doch für sie sind Feiern mit Alkohol und intime Situationen mit besonderen Herausforderungen verbunden. Experten erklären, worauf Betroffene achten sollten und wie sie unbeschwert am Leben teilhaben können.

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Menschen mit Diabetes wollen wie alle anderen am Leben teilnehmen – Partys, Alkohol und Sexualität gehören für viele mit dazu. Aber: "Viele jüngere Menschen mit Diabetes verunsichert ihre Erkrankung, da sie nicht wissen, wie sie im Nachtleben oder auf Festivals mit möglichen Komplikationen umgehen sollen", erklärt Yvonne Häusler, Vorstandsmitglied des Verbands der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD) und Diabetesberaterin bei den DRK Kliniken Berlin laut einer aktuellen Pressemitteilung.

Alkohol und Diabetes – eine riskante Kombination

Alkohol ist ein Zellgift und der Konsum grundsätzlich nicht risikofrei. Bei Menschen mit Diabetes kann er jedoch besonders gefährlich werden, da er zu starken Blutzuckerschwankungen führt. "Bei Diabetespatientinnen und -patienten ist bereits ab einem Blutalkoholspiegel von 0,45 Promille die Zuckerfreisetzung aus der Leber gestört", erklärt Thomas Haak, Vorstandsmitglied der Deutschen Diabetes Hilfe, auf deren Website.

Besonders riskant ist Alkohol in Kombination mit Insulin oder bestimmten Diabetes-Medikamenten, da diese den Blutzuckerabfall zusätzlich verstärken. Gleichzeitig enthalten viele alkoholische Getränke große Mengen Zucker, was den Effekt komplizierter macht. Auch körperliche Aktivität wie Tanzen und wenig Schlaf erhöhen die Gefahr für gefährliche Unterzuckerungen. "Maßvoll genießen, immer mit einer Mahlzeit kombinieren und den Glukosewert regelmäßig kontrollieren", empfiehlt der VDBD deshalb.

Das Notfall-Kit als unverzichtbarer Partybegleiter

Eine gute Vorbereitung ist außerdem der beste Schutz. Vor einer Party sollten Menschen mit Diabetes einen leicht erhöhten Zielwert (Sicherheitswert) von etwa 150 bis 180 mg/dl anstreben und diesen regelmäßig überprüfen. "Bei Jugendlichen, die noch wenig Erfahrung im Umgang mit ihrem Diabetes haben, ist die Gefahr für gefährliche Stoffwechselentgleisungen besonders groß", warnt Häusler.

Zum unverzichtbaren Notfall-Kit gehören:

  • Schnell wirkende Kohlenhydrate wie Traubenzucker oder Fruchtsaft
  • Idealerweise ein Glukagon-Notfallset
  • Ein Hinweis auf die Erkrankung (Armband oder Notfallkarte im Handy)

Wichtig zu wissen: Das Glukagon-Notfallset ist unter Alkoholeinfluss nicht zuverlässig wirksam, da Alkohol die Funktion der Leber beeinträchtigt. In solchen Fällen sollte frühzeitig der Rettungsdienst alarmiert werden.

Worauf Diabetiker beim Feiern achten sollten

Die Diabetesberaterinnen Häusler und Gülcan Celen, ebenfalls Diabetesberaterin bei den DRK Kliniken Berlin, empfehlen für sicheres Feiern:

  • Die Blutzucker-senkende Eigenschaft von Alkohol stets im Blick haben
  • Kontinuierliches Glukosemonitoring (CGM) verwenden und den Alarm für niedrige Glukosewerte nach oben setzen
  • Kurzwirksames Insulin bei Mahlzeiten gegebenenfalls anpassen
  • Bei Insulinpumpen die temporäre Basalrate anpassen oder den Sportmodus nutzen
  • Basalinsulin reduzieren, um Unterzucker zu vermeiden
  • Begleitpersonen einbeziehen, sodass sie im Notfall unterstützen können

Unterzuckerung oder Rausch? Symptome können sich ähneln

Eine besondere Gefahr: Die Symptome einer Unterzuckerung können leicht mit Alkoholwirkung verwechselt werden. Menschen mit Diabetes bekommen bei Unterzuckerung Schweißausbrüche, fühlen sich geschwächt, sind verwirrt oder wirken beschwipst. "Solche Anzeichen können aber auch ausbleiben", warnt Haak. "Dann führt die Unterzuckerung direkt in die Bewusstlosigkeit."

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Generell empfiehlt die Deutsche Diabetes Hilfe, den Alkoholkonsum so zu begrenzen, dass man jederzeit fähig ist, den Glukosespiegel zu kontrollieren. Als allgemeine Alkoholgrenzwerte werden für Frauen nicht mehr als 10 Gramm Alkohol täglich (etwa ein Achtelliter Wein oder ein kleines Bier) und für Männer nicht mehr als 20 Gramm Alkohol täglich (ein Viertelliter Wein oder ein halber Liter Bier) empfohlen.

Sex kann den Blutzuckerspiegel senken

Auch beim Thema Sex sollten Diabetiker einiges beachten. Denn Sex ist körperliche Aktivität – und kann wie Sport den Blutzuckerspiegel senken. Besonders bei insulinpflichtigen Menschen steigt dadurch das Risiko für Unterzuckerungen. Symptome wie Herzrasen oder Schwitzen können sowohl auf Lustempfindungen als auch auf eine Unterzuckerung hindeuten.

Fragen zum Umgang mit Insulinpumpen oder Sensoren bei körperlicher Nähe lassen sich vorab in der Diabetesberatung klären. "Es ist wichtig, auf die individuellen Vorlieben der Betroffenen zu schauen: Einigen ist die Insulinpumpe beim Feiern und Flirten unangenehm. Ob sie für einen Abend abgekoppelt werden kann, sollte mit dem Diabetes-Team individuell besprochen werden", führt Celen aus.

Um Unterzuckerungen beim Sex zu vermeiden, empfehlen Experten:

  • Blutzuckerwerte vor und nach dem Sex überprüfen
  • Kohlenhydrathaltige Snacks bereithalten
  • Offen mit dem Partner oder der Partnerin über mögliche Risiken sprechen

Die Experten betonen die Wichtigkeit, über Sex zu sprechen. "Sobald wir in der Schulung Unterzuckerungen durch Alkohol, lange Nächte und Sex ansprechen, kommen automatisch Fragen und die Aufmerksamkeit ist groß", berichtet Celen. Sie und Häusler betonen daher: "Wer Fragen stellt, zeigt Stärke: Offene Gespräche über Partys, Sexualität oder die Folgen von Alkoholkonsum helfen, Risiken zu erkennen und damit umgehen zu können." (bearbeitet von sbi)

Dieser Text wurde mit Unterstützung von Künstlicher Intelligenz erstellt. Hier finden Sie Informationen dazu, wie unsere Redaktion mit KI umgeht.

Verwendete Quellen