Tagelange Krämpfe im Unterleib und Rücken, bei denen oft nur Schmerzmittel helfen: Viele Frauen leiden vor und während ihrer Periode unter starken Schmerzen. Hersteller von angeblich lindernden Produkten nutzen das laut der Verbraucherorganisation Foodwatch "schamlos" aus.
Krampfartige Schmerzen im Unterleib, teils auch Kopfschmerzen und Durchfall: Während und auch vor ihrer Periode haben viele Mädchen und Frauen besonders mit diesen Symptomen zu kämpfen. Bei einer von zehn Frauen sind die Beschwerden so stark, dass sie jeden Monat für ein bis drei Tage nicht in der Lage ist, ihren normalen Alltag zu bewältigen, berichtet das Portal "Gesundheitsinformation".
Was oft noch dazu kommt, sind Heißhungerattacken. Ein gefundenes Fressen für bestimmte Hersteller: Wie die Verbraucherorganisation Foodwatch berichtet, bieten einige Schokoriegel, Pulver und Kapseln als angebliche Wundermittel für die Menstruation an. Ein Check habe dabei aber gezeigt, dass die Produkte nicht nur teuer, sondern auch wirkungslos seien. Noch dazu werde mit unzulässigen Gesundheitsversprechen geworben.
Schokolade mit falschen Gesundheitsversprechen
"Mehr Wohlbefinden", "Lindert Stimmungsschwankungen" oder "Für hormonelle Balance": Mit Versprechen wie diesen bewerben Hersteller vorrangig auf Instagram ihre Produkte. Zu den Inhaltsstoffen zählen Magnesium, Eisen, B-Vitamine, Kollagen – sie sollen für emotionale Balance sorgen und Stimmungsschwankungen vorbeugen. Auch Unterstützung bei PMS wird suggeriert. Ein Produkt wird sogar als "Glücklichmacher" beworben.
Solche Gesundheitsversprechen für die enthaltenen Inhaltsstoffe seien allerdings weder wissenschaftlich belegt noch gesetzlich gemäß der Health-Claims-Verordnung zugelassen, kritisiert die Verbraucherschutzorganisation.
Was ist PMS?
- Das Prämenstruelle Syndrom (PMS) umfasst Beschwerden, die Frauen vor der Regelblutung haben können, darunter Stimmungsschwankungen, Unterleibs- und Kopfschmerzen, aber auch Reizbarkeit, Müdigkeit, Wassereinlagerungen und Brustspannen.
- Laut Gesund.Bund.de sind etwa 20 bis 40 Prozent aller Mädchen und Frauen von stärkeren PMS-Beschwerden betroffen und fühlen sich im Alltag beeinträchtigt.
Foodwatch Deutschland hatte sogenannte "Feminine Food"-Produkte überprüft, darunter Schokoriegel, Kapseln und Pulver mit Kakao und Vitaminzusatz. Gecheckt wurden fünf Produkte von den Herstellern Innonature, nouxx, Nu3 und fembites. Namen wie "Menstru Chocbar", "Menstrual Cycle Routine", "Balance Bar" oder "Fempow PMS Support" versprechen mehr Wohlbefinden vor und während der Periode.
"Die Hersteller nutzen den Wunsch von Frauen nach einer Linderung ihrer Beschwerden schamlos aus, um ihre überteuerten Produkte zu vermarkten."
Alina Nitsche von Foodwatch sagt: "Kein Schokoriegel der Welt macht aus der Periode 'Wohlfühltage'. Die Hersteller nutzen den Wunsch von Frauen nach einer Linderung ihrer Beschwerden schamlos aus, um ihre überteuerten Produkte zu vermarkten."
Foodwatch: Produkte sind unnütz und extrem teuer
Wie Foodwatch weiter schreibt, seien die untersuchten Produkte nicht nur "unnütz", sondern auch "extrem teuer". Halte man sich während der Menstruation an die empfohlenen Verzehrmengen der Hersteller, sei man leicht 20 bis mehr als 100 Euro im Monat los – "dabei enthalten die Produkte meist nur einfache Zutaten wie Kakao, Zucker plus einen Zusatz von Vitaminen, Mineralien oder Eisen." Präparate mit diesen Inhaltsstoffen gebe es in der Drogerie für einen Bruchteil des Preises, informieren die Verbraucherschützer.
Empfehlungen der Redaktion
Widersprüchliche Ratschläge zum Umgang mit Regelschmerzen
Es kursieren zahlreiche Ratschläge, was bei PMS und Regelschmerzen hilft. Diese seien zum Teil widersprüchlich, gibt das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) zu bedenken. Wirksam seien Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Naproxen, bei denen allerdings Nebenwirkungen wie Magenbeschwerden auftreten könnten. Auch hormonelle Verhütungsmittel wie die Antibabypille oder die Hormonspirale könnten Regelschmerzen lindern.
Wer auf Medikamente und hormonelle Verhütung verzichten möchte, kann mit Wärmepflastern Abhilfe bei Schmerzen schaffen. Studien zeigen außerdem, dass Sportarten wie Yoga, Joggen oder Gymnastik helfen können. "Für eine Wirksamkeit anderer Behandlungen wie Akupunktur, Nahrungsergänzungsmittel oder pflanzliche Präparate gibt es keine Belege", betont das IQWiG.
Redaktioneller Hinweis
- Die Informationen in diesem Artikel ersetzen keine persönliche Beratung und Behandlung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Wer unter starken Regelschmerzen leidet, sollte sich Hilfe in einer frauenärztlichen Praxis holen.
Verwendete Quellen
- Mitteilung von foodwatch: "Vorsicht Abzocke: Functional Food für Frauen"
- Hintergrundpapier von foodwatch: "Kakao für hormonelle Balance? Abzocke mit 'Feminine Food'"
- gesund.bund.de: "Prämenstruelles Syndrom (PMS)"
- gesundheitsinformation.de: "Regelschmerzen"
- EU: VERORDNUNG (EG) NR. 1924/2006 DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 20. Dezember 2006 über nährwert- und gesundheitsbezogene Angaben über Lebensmittel