Von einem 18-jährigen Deutsch-Franzosen fehlt seit Mitte Juni im Iran jede Spur. Der junge Mann war mit dem Fahrrad auf einer Weltreise von Frankreich nach Japan unterwegs. Angehörige und Behörden befürchten eine mögliche Festnahme wegen Spionageverdachts.
Seit dem 16. Juni gibt es keine Lebenszeichen mehr von Lennart. Der 18-jährige Deutsch-Franzose war mit dem Fahrrad auf einer ambitionierten Weltreise unterwegs, als er im Iran plötzlich verschwand. Laut "taz.de" haben seine Eltern seit diesem Tag keine Nachricht mehr von ihrem Sohn erhalten, der sich zuletzt in der Nähe der iranischen Stadt Isfahan aufhielt.
Dem Bericht zufolge hatte der junge Mann eine Radtour von Frankreich nach Japan und zurück nach Besançon geplant. Die Reise dokumentierte er regelmäßig auf Instagram mit Videos und Fotos. Wie die "Bild" berichtet, brach Lennart am 24. August 2024 in Paris auf, um die rund 400 Tage lange Tour durch insgesamt 35 Länder anzutreten.
Seine Reise und die letzten Lebenszeichen
In seinem letzten Beitrag auf Instagram schrieb Lennart aus einer Wüstengegend und erwähnte, er wolle nach Isfahan weiterfahren und danach nach Afghanistan, wie die "taz" berichtet. Das letzte Video, das er laut "Bild" nur einen Tag vor seinem Verschwinden hochlud, zeigt ihn bei einem Aufenthalt in der iranischen Wüste, wo er offenbar in den Dünen in einem Zelt übernachtete.
Nur vier Tage vor seinem Verschwinden hatte Lennart in einem Video erklärt, dass seine Iran-Reise in seinem Umfeld "Gegenstand hitziger Debatten" gewesen sei. "Mir wurde gesagt, das Risiko sei zu groß", sagte er laut "Bild". Diese Warnungen hielt er jedoch für übertrieben und schrieb: "Auch wenn man bedenkt, dass dies nicht die Côte d'Azur ist und gewisse Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden müssen, war es für mich bisher eine sehr gute Erfahrung."
Sorge vor Festnahme wegen Spionageverdachts
Die Angehörigen und Freunde des Jugendlichen sind höchst beunruhigt wegen des spurlosen Verschwindens. Laut "FAZ" ist nicht geklärt, ob der junge Deutsch-Franzose zu jenen Europäern gehört, die nach iranischen Angaben kürzlich wegen Spionage für Israel festgenommen wurden.
Dem Bericht zufolge hatten die iranische Justiz und die Geheimdienste während des Zwölf-Tage-Krieges gegen Israel mindestens fünf Festnahmen von Europäern wegen angeblicher Spionage in verschiedenen iranischen Provinzen verkündet. In einem Fall handelte es sich um einen deutschen Fahrradtouristen, der allerdings bereits seit einem Jahr in Haft sein soll.
Die "Bild" weist darauf hin, dass der Iran seit Jahrzehnten immer wieder westliche Touristen festnimmt und ihnen meist Spionage vorwirft. Besonders während und nach dem Zwölf-Tage-Krieg mit Israel (13. bis 24. Juni 2025) habe das Mullah-Regime damit begonnen, massenweise Menschen festzunehmen, oft unter fadenscheinigen Begründungen.
Parallele zu inhaftierten Franzosen
Der Fall erinnert an zwei seit Mai 2022 inhaftierte Franzosen. Cécile Kohler und Jacques Paris wurden kurz vor ihrem geplanten Rückflug nach einer gemeinsamen touristischen Reise von den iranischen Behörden festgenommen. Wie die "taz" berichtet, machten die iranischen Behörden sechs Monate lang keine Angaben zum Grund der Festnahme und dem Ort der Inhaftierung.
Am 2. Juli wurde laut "taz" bekannt, dass Kohler und Paris wegen "Verschwörung" und "Spionage" zugunsten des israelischen Nachrichtendienstes Mossad angeklagt werden. Bei einem Schuldspruch droht ihnen die Todesstrafe. In Frankreich werden sie als Geiseln des Regimes in Teheran betrachtet.
Der französische Außenminister Jean-Noël Barrot hat in einem Telefonat mit dem iranischen Außenminister Abbas Araghchi am Sonntagabend die sofortige Freilassung der beiden französischen "Geiseln" gefordert, wie die "FAZ" berichtet.
Das iranische Parlament hat laut "FAZ" erst vor wenigen Tagen ein verschärftes Spionagegesetz verabschiedet. Demnach wird jegliche Geheimdienst- oder Spionagetätigkeit für Israel oder die Vereinigten Staaten, die gegen Irans nationale Interessen oder Sicherheit verstößt, als "Korruption auf Erden" bewertet und kann mit dem Tod bestraft werden.
Reaktionen der Behörden
Das Auswärtige Amt in Berlin bestätigte gegenüber der "Bild", dass der Sachverhalt bekannt sei, nannte jedoch keine weiteren Details. Auch die französischen Behörden haben sich eingeschaltet.
Das Außenministerium in Paris warnt eindringlich vor Reisen nach Iran und ersucht französische Staatsangehörige, das Land umgehend zu verlassen.