Soldaten sind im Dorf, Häuser verwüstet, Felder überflutet - in Gschnitz herrscht Ausnahmezustand. Die Einsatzkräfte und freiwilligen Helfer leisten nach den Murenabgängen ganze Arbeit zur Wiederherstellung des Normalbetriebs.

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Nach den massiven Murenabgängen und Hangrutschungen im Tiroler Gschnitz (Bezirk Innsbruck-Land) infolge eines heftigen Unwetters am Montag haben die Aufräumarbeiten am Mittwoch angedauert. 40 Bundesheersoldaten und mehr als 100 Feuerwehrleute waren mit teils schwerem Gerät an Ort und Stelle, um Schutt-, Geröll- und Schlamm zu entfernen, sagte Bürgermeister Andreas Pranger zur APA. Vor allem galt es, die betroffenen 15 Häuser wieder komplett bewohnbar zu machen.

Murengefahr in Tirol
Soldaten des Österreichischen Bundesheers bei den Aufräumarbeiten. Nach den massiven Murenabgängen und Hangrutsche im Tiroler Gschnitz haben die Aufräumarbeiten am Mittwoch, 2. Juli 2025 begonnen. © Hansjoerg Raggl/BUNDESHEER/AP/dpa

In den Gebäuden im Bereich Mühlendorf waren Wasser, Schlamm und Geröll eingedrungen. Die Einsatzkräfte waren weiter damit beschäftigt, vor allem Keller auszupumpen. Aber auch in den Erdgeschoßen türmte sich eine rund einen Meter hohe Schlammschicht, schilderte Pranger. Der Großteil der vorsichtshalber evakuierten Bewohner sei aber inzwischen bereits wieder in die Häuser zurückgekehrt.

Abseits der Arbeiten in den Häusern gehe es für die Helfer vor allem auch darum, jeweils zehn Meter links und rechts der Gschnitztalstraße (L10) Schutt beiseite zu schaffen, um die Straße auch rundherum vollends freizubekommen. Zudem soll das Bachbett des übergegangenen Sandesbaches tiefer gelegt werden. Zusätzlich zu Polizei, Rettungsdienst und örtlichen Feuerwehren war auch der Katastrophenzug 1 aus den Feuerwehrabschnitten Hall, Lans und Wattens im Bezirk Innsbruck-Land mit 23 Feuerwehren bzw. 70 Kräften und 16 Fahrzeugen im Einsatz, hieß es seitens des Landes.

Mure ging Dienstagabend erneut auf Gschnitztalstraße ab

Unterdessen stellte sich der leidgeprüften Bevölkerung Dienstagabend ein weiteres Hindernis in den Weg. Es war erneut eine Gewitterzelle über die Gemeinde gezogen, was zur Folge hatte, dass wiederum eine Mure, aber dieses Mal geringeren Ausmaßes, auf die Gschnitztalstraße abging, und zwar rund 100 Meter von der Pfarrkirche entfernt taleinwärts. Der Bürgermeister bestätigte der APA einen Bericht des ORF Tirol. Nach rund zwei Stunden, als der Regen abflaute, habe man die Straße aber schon einspurig befahrbar machen können. Mit Mittwochfrüh begann man, sie mithilfe eines Baggers vollständig freizuräumen.

Keine Verletzten bei Katastrophe

Verletzte hatte es bei der Unwetterkatastrophe in der auf rund 1.240 Metern Seehöhe gelegenen und rund 460 Einwohner zählenden Gemeinde Gschnitz keine gegeben. Die heftigen Gewitter hatten bereits am späten Montagnachmittag dafür gesorgt, dass Muren abgingen. Es kam zu Hangrutschen und großflächigen Überflutungen von Feldern, auch rund um Häuser. Geröllmassen donnerten ins Tal, dicht an bewohntem Gebiet vorbei.

Insgesamt sechs Muren gingen in dem Abschnitt von der Pfarrkirche Maria Schnee bis weiter ins Talinnere nach Mühlendorf ab. Stärker bewohntes Gebiet bzw. die Ortsmitte und damit der Großteil der Bevölkerung war hingegen von den Murenabgängen, Hangrutschungen und Überflutungen in Folge der Unwetter großteils verschont geblieben. Hart getroffen wurde aber etwa das Freilichtmuseum Mühlendorf Gschnitz. Es wurde fast vollständig von den Geröllmassen zerstört.

Die Murenabgänge hinterließen in Gschnitz tiefe Spuren
Die Murenabgänge hinterließen in Gschnitz tiefe Spuren. © APA/LAND TIROL/PÖLZL

In seiner Heimatgemeinde Gschnitz lebt auch nach wie vor Ex-Skistar Manfred Pranger. Das Haus des 47-Jährigen und seiner Familie blieb im Großen und Ganzen verschont, sagte Pranger der Tirol-Ausgabe der "Kronen Zeitung". Nur eine Garage, die etwa 200 Meter entfernt ist, sei zerstört worden, die darin geparkten Autos durcheinandergewürfelt. Andere im Ort habe es hingegen viel schlimmer getroffen. "Ich bin auch gar nicht wichtig. Wichtig ist, und das ist alles, was zählt, dass der Zusammenhalt im Ort und im ganzen Tal gewaltig ist. Wer selbst nicht betroffen ist, schaufelt beim Nachbarn", betonte Pranger.

Im Zuge der Unwetter war vorsorglich ein behördlicher Zivilschutzalarm und AT-Alert ausgelöst worden. Tirols Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP), der sich Montagnachmittag an Ort und Stelle ein Bild der Lage gemacht hatte, versprach indes schnelle Hilfe mit Mitteln aus dem Katastrophenfonds. (apa/bearbeitet von phs)