Die erste Hitzewelle des Jahres bringt ungewöhnlich viele heiße Tage, steigende Waldbrandgefahr – und neue Herausforderungen für Gesundheit und Soziales.

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Hitzetage über 30 Grad, viele Sonnenstunden, geringer Niederschlag und erhöhte Waldbrandgefahr: Österreich erlebt die erste Hitzewelle des Jahres mit einem temperaturtechnisch äußerst ungewöhnlichen Juni. "Er war überdurchschnittlich warm. Zum Beispiel gibt es schon jetzt - vor Ende des Monats - mehr Tage mit mindestens 30 Grad als in einem durchschnittlichen Juni", erklärte Alexander Orlik, Klimatologe bei der Geosphere Austria auf APA-Nachfrage am Mittwoch.

Mehr Hitzetage und erhöhte Waldbrandgefahr

Der trockene Winter und die aktuelle Hitzewelle treiben auch die Waldbrandgefahr in Österreich nach oben, so Mortimer Müller von der Universität für Bodenkultur (Boku). Derzeit sei von einer erhöhten und stellenweise mäßigen Waldbrandgefahr auszugehen. Die höchste Waldbrandgefahr besteht derzeit in Unterkärnten und in Teilen der Steiermark. Speziell Blitzschlagbrände können aber im ganzen Land auftreten, die in Österreich die häufigste Ursache von Waldbränden im Sommer darstellen.

"Sollten die Niederschläge am Donnerstag nicht ergiebig ausfallen und die Hitzewelle, wie derzeit prognostiziert, in die Verlängerung gehen, ist nächste Woche zum ersten Mal in diesem Jahr eine hohe Waldbrandgefahr möglich", erklärte Müller. Laut den von der APA ausgewerteten Messdaten des Landwirtschaftsministeriums bzw. der Bundesländer ist auch der Grundwasserpegel in Österreich in 149 von 226 aktuellen Messstellen "niedrig" bis "sehr niedrig".

Erstmals mehr als 35 Grad

Anfang der Woche wurde erstmals in diesem Jahr die 35-Grad-Marke erreicht. Bei 175 der 290 Wetterstationen der Geosphere wurden am Montag mindestens 30 Grad gemessen - hier spricht man auch von einem Hitzetag, die in den Landeshauptstädten stark zugenommen haben. In Wien und Innsbruck ist es dieses Jahr beispielsweise schon zu elf Hitzetagen gekommen, der Durchschnitt liegt im Juni in Wien bei fünf und in Innsbruck bei sechs Hitzetagen.

Tropennächte gab es bis dato nur vereinzelt - in Wien wurden drei Tropennächte gemessen, während im Juni in Wien durchschnittlich vier Tropennächte vorkommen. Die wärmeren Temperaturen sind Wissenschaftern zufolge auf den menschengemachten Klimawandel zurückzuführen.

"Hitze-Paket" für Menschen in Not

Die Folgen der Hitze sind besonders für armutsgefährdete und obdachlose Menschen gefährlich, weil sie den heißen Temperaturen in der Stadt oft weniger gut entkommen können. "Große Hitze ist sehr belastend für den menschlichen Körper und kann für ältere, chronisch kranke Menschen besonders gefährlich werden. Und weil wir wissen, dass Obdachlosigkeit auf Dauer krank macht, ist es wichtig, hier genau hinzuschauen", sagte Lis Pichler, Leiterin der Obdachloseneinrichtung Gruft.

Um der Hitzewelle entgegenzuwirken und hilfsbedürftige Menschen zu unterstützen, hat die Caritas ein "Hitze-Paket" entwickelt. Teil davon sind unter anderem 23 "Klimaoasen", Caritas-Medizinbusse mit freiwilligen Ärzten, Streetwork-Einsätze sowie das Verteilen von Trinkwasser, Sonnenschutz, Isomatten und Sommerschlafsäcken.

Zusammen mit 23 Pfarren in Wien und Niederösterreich lädt die Caritas dieses Jahr zum sechsten Mal in Klimaoasen - also die Pfarrhöfe - zum Abkühlen mit Snacks und Getränken ein. Der Bedarf sei hoch, letztes Jahr verzeichnete die Caritas über 9.000 Besuche. "Mit den Caritas Klimaoasen machen wir Sommerfrische niederschwellig und kostenfrei möglich und bekämpfen gleichzeitig die steigende Einsamkeit", so Caritasdirektor Klaus Schwertner.

Gesundheitliche Gefahren durch anhaltende Hitze

In Kürze beginnen in Wien, Niederösterreich und Burgenland die Schulsommerferien und damit für viele Familien auch die Urlaubszeit. Gerade jetzt warnt der Samariterbund vor Hitze bei langen Autofahrten in den Urlaub. Besonders sinnvoll sei, es wegen der kühleren Temperaturen in der Nacht oder in der Früh loszufahren, weil die Autobahnen bekanntlich noch nicht so stark befahren sind und der Asphalt von der Sonne noch nicht so stark aufgeheizt ist. Auch leichte Kleidung, ausreichend Schlaf, Pausen und leichtes Essen, wie säurehaltiges Obst, seien hilfreich.

Samariterbund-Bundeschefarzt Gruska mahnte: "Niemand sollte die Hitze auf die leichte Schulter nehmen und die Gefahren unterschätzen". Insbesondere bei Schwindel, Übelkeit, Kopfschmerzen, Krämpfen oder Benommenheit sollte man sich nicht davor scheuen, den Notruf zu betätigen. (APA/bearbeitet von skr)