Die Hitzebelastung in Österreich nimmt massiv zu. Das spürt man nicht nur angesichts der aktuellen Hitzewelle, sondern es zeigt sich auch in einer interaktiven Karte, in der ein Wiener Forscherteam für alle Bezirke und Gemeinden einen Hitzebelastungsindex errechnet hat.
2023 verzeichneten nur drei Bezirke einen "sehr hohen" Hitzebelastungsindex, 2024 waren es bereits 25. In 49 Bezirken gab es mindestens 34 Hitzetage, deutlich mehr als im Spitzenjahr 2019 (15 Bezirke).
Das Team um Hannah Schuster vom Complexity Science Hub (CSH) Vienna und der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien hat die im Vorjahr erstmals präsentierte Darstellung zur Hitzebelastung nun mit den Daten für 2024 aktualisiert. Die interaktive Karte stellt für alle Bezirke und Gemeinden einen Hitzeindex anhand der Anzahl der Hitzetage (mit über 30 Grad Celsius) dar. Zudem lässt sich ein fünfstufiger Hitzebelastungsindex (von "sehr niedrig" bis "sehr hoch") ablesen, bei dem auch der Anteil älterer Menschen (über 65 Jahre) berücksichtigt wurde.
Höchste Hitzebelastung in 25 Bezirken
Für das Jahr 2023 weist die Karte die Bezirke Hollabrunn, Rust und Eisenstadt-Umgebung tiefrot - also im Bereich eines "sehr hohen" Hitzebelastungsindex - aus. Im vergangenen Jahr spannte sich dann bereits ein 25 Bezirke und Statutarstädte umfassender Bogen vom östlichen Waldviertel über das nördliche Weinviertel in Richtung Burgenland, das Industrieviertel und das Mürztal bis in die Südsteiermark und weite Teile Kärntens, wo bis auf Klagenfurt- und Villach-Stadt sowie den Bezirk Hermagor alle Verwaltungseinheiten dunkelrot unterlegt sind. Diese Farbe steht für den höchsten Hitzebelastungsindex.
"Sehr hoch" ist der Hitzebelastungsindex der Definition in der Studie zufolge, wenn es im betreffenden Bezirk mehr als 27,6 Hitzetage pro Jahr gibt und mehr als 22,8 Prozent der Bevölkerung älter als 65 Jahre sind. Dagegen ist das Risiko "sehr niedrig", wenn es weniger als 14,9 Hitzetage pro Jahr und der Anteil der über 65-Jährigen unter 18 Prozent liegt.
Bei der Zahl der Hitzetage hatten 2024 im Burgenland alle Bezirke einen "sehr hohen" Hitzeindex (mehr als 34 Hitzetage), in Niederösterreich traf das auf 20 der 24 Bezirke bzw. Statutarstädte zu. Aufgrund der hohen Zahl an Hitzetagen und des höheren Anteils älterer Menschen war in sieben der zehn Kärntner Bezirke der Hitzebelastungsindex "sehr hoch".
Deutliche Unterschiede zwischen West und Ost
Deutliche Unterschiede gibt es zwischen West- und Ostösterreich: Beispielhaft für die deutlich höhere Zahl an Hitzetagen und Tropennächten (über 20 Grad Celsius) im Osten stehen Rust und Neusiedl mit jeweils 52 Hitzetagen oder Wiener Neustadt (50) im Unterschied zu Reutte (2).
Schweißtreibend war 2024 in Wien mit 49 Hitzetagen und 41 Tropennächten, wobei einige Bezirke wie Wieden, Margareten und Mariahilf bis zu 53 Tropennächten aufwiesen. Der Hitzebelastungsindex war allerdings aufgrund der vergleichsweise jungen Bevölkerung (nur 16,4 Prozent über 65 Jahre) nicht so ausgeprägt.
Wien mit den meisten Tropennächten
Neben Wien wurden in Eisenstadt (33) und Rust (27) die meisten Tropennächte registriert. Dagegen gab es für die Bewohner der Bezirke Hermagor, Spittal an der Drau, Salzburg, Hallein, Sankt Johann im Pongau, Tamsweg, Zell am See, Leoben, Murtal und aller Bezirke Tirols erholsamen Schlaf, weil die Temperaturen dort nächtens nie über 20 Grad Celsius kletterten. Der einzige Bezirk Österreichs mit einem "sehr niedrigen" Hitzebelastungsindex war Dornbirn mit 13 Hitzetagen und einem Anteil von 17,7 Prozent über 65-Jährigen.
Die Wissenschafterinnen und Wissenschafter vom CSH gehen davon aus, dass auch der diesjährige Sommer "mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder eine starke Hitzebelastung bringen wird - und zwar flächendeckender als in den Vorjahren". Zudem schreite der demografische Wandel voran und in wenigen Jahren würden deutlich mehr Regionen einen hohen Anteil älterer - und damit vulnerabler Menschen aufweisen: Während 2024 nur rund zehn Prozent der Bezirke einen Seniorenanteil von über 25 Prozent hatten, werden es laut Prognosen 2050 bereits 95 Prozent sein.
Hitzewellen verdreifachen Sterberisiko
Problematisch ist das insofern, als jeder zusätzliche Hitzetag dem Forschungsteam zufolge die Sterblichkeit um 2,4 Prozent pro 1.000 Einwohner erhöht.
Dabei verdreifachen Hitzewellen, also eine Woche mit mehr als drei Hitzetagen, das Sterberisiko im Vergleich zu einzelnen Hitzetagen. (APA/bearbeitet von fte)