Bundeskanzler Friedrich Merz hat das erste persönliche Treffen mit US-Präsident Donald Trump souverän über die Bühne gebracht. Eklats wie beim den Besuchen des ukrainischen und südafrikanischen Präsidenten blieben aus - was in diesen Tagen schon als Erfolg zu werten ist. Der Antrittsbesuch in Washington in der Nachlese.

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Merz: "Gutes Fundament gelegt"

  • 21:20 Uhr

Merz zieht ein positives Fazit seines Antrittsbesuchs bei US-Präsident Donald Trump: "Wir haben heute ein Fundament gelegt für sehr gute persönliche, aber auch politisch zielführende Gespräche", sagte er der ARD. Er reise nach Deutschland zurück "mit dem Gefühl, dass ich mit dem amerikanischen Präsidenten jemanden gewonnen habe, mit dem ich auf einer sehr persönlichen Ebene gut sprechen kann".

Darüber hinaus hätten die USA und Deutschland vereinbart, in Handelsfragen enger zu kooperieren. Nach Angaben von Merz war der Zollstreit zwischen den USA und der Europäischen Union beim Mittagessen beim US-Präsidenten ein ausführliches Thema. Er habe versucht zu erläutern, wie die EU zustande gekommen und dass sie kein Angriff auf Amerika sei. "Wir wollen hier zu einer gemeinsamen Lösung kommen", betonte Merz.

Röttgen nennt Merz' Auftritt "souverän"

  • 21:07 Uhr

"Friedrich Merz hatte einen souveränen Auftritt im Weißen Haus und konnte einige für Deutschland und Europa entscheidende Punkte ansprechen", resümiert der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Röttgen ist der für Außenpolitik zuständige stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag.

Besonders wichtig sei gewesen, dass Merz das gemeinsame Interesse betont habe, den russischen Krieg gegen die Ukraine zu beenden. "Dafür braucht es zusätzlichen Druck auf Putin, wozu Deutschland seinen Beitrag leisten wird." Das Gespräch habe in einer freundlichen Atmosphäre stattgefunden, "um die sich auch Präsident Trump merklich bemüht hat."

Merz: Trump nimmt Einladung nach Deutschland an

  • 20:38 Uhr

US-Präsident Donald Trump hat nach Worten von Bundeskanzler Friedrich Merz eine von ihm ausgesprochene Einladung zu einem Besuch in Deutschland angenommen. "Die Teams werden nach einem Termin suchen", sagte Merz im ARD-"Brennpunkt" anlässlich des Antrittsbesuchs.

Vance und Rubio auffällig unauffällig

  • 20:15 Uhr

Bei der Pressebegegnung im Oval Office waren auch US-Vizepräsident JD Vance und US-Außenminister Marco Rubio anwesend – jene Regierungsmitglieder also, die zuletzt Deutschland und anderen europäischen Verbündeten die Beschneidung der Meinungsfreiheit und die Ausgrenzung von Parteien wie der AfD vorgeworfen hatten. Vance hatte auch beim Eklat mit Wolodymyr Selenskyj eine entscheidende Rolle gespielt, diesen vor laufenden Kameras gedemütigt und mehr Dankbarkeit von ihm eingefordert. Diesmal: keine Provokation, kein kritisches Wort von den beiden.

Das hat es mit dem Gastgeschenk auf sich

  • 19:43 Uhr

Als Gastgeschenk hat Merz Trump eine Kopie der historischen Geburtsurkunde von dessen Großvater Friedrich geschenkt, der 1869 in der Pfalz geboren wurde und später in die USA ausgewandert ist. In einem Video, das während des Flugs in die USA aufgenommen, aber erst am Abend veröffentlicht wurde, präsentiert Merz das Gold gerahmte Dokument:

Bei der Übergabe erläutert Merz auf Englisch, Trumps Großvater sei in der Nähe von Bad Dürkheim geboren worden. "That's serious German" ("Das ist ernsthaftes Deutsch"), kommentiert Trump den Ortsnamen, und wiederholte ihn. Er zeigt sich erfreut über das Geschenk: "Fantastisch", sagte er.

Politologe lobt Merz' Auftritt

  • 18:57 Uhr

Merz habe sich bei der Pressebegegnung sehr gut geschlagen, analysiert Politologe Klemens Fischer im Gespräch mit ntv. Der Kanzler habe "den bisher besten Auftritt eines Staatsmanns im Oval Office" in Trumps zweiter Präsidentschaft hingelegt.

Merz agierte sehr freundlich, lobte Trump. Zwar kam er deutlich weniger zu Wort als der US-Präsident. Dennoch gelang es ihm, den wohl wichtigsten Punkt, den Krieg in der Ukraine, wiederholt zur thematisieren und klarzumachen, dass er von den USA mehr Druck auf Russland erwartet. Auch Trump trug zur guten Atmosphäre bei, schaute freundlich, machte Scherze und keine Vorwürfe – keine Selbstverständlichkeit, wie die Welt seit den Treffen mit Selenskyj und Ramaphosa im Weißen Haus weiß.

Womöglich hat Merz damit den heikelsten Part des Treffens bereits überstanden. Es folgt ein Mittagessen unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Merz nennt Trump "Schlüsselfigur"

  • 18:34 Uhr

Mit Blick auf die Frage, wie der Ukraine-Krieg beendet werden kann, nennt Merz Trump eine "Schlüsselfigur". Während Trump von Russland und der Ukraine als "zankende Kinder" spricht, macht Merz einmal mehr deutlich, wer in diesem Krieg der Aggressor ist: spricht von nach Russland verschleppten ukrainischen Kindern und betont, dass die Ukraine anders als Russland keine Energieversorgung und keine zivilen Ziele angreife, nur militärische. "Das ist der Unterschied." Nach Schilderungen Trumps zu schrecklichen Satellitenbildern von Schlachtfeldern sagt Merz, dies sei nur auf russische Waffen gegen die Ukraine zurückzuführen. Es sei niemals mit ukrainischen Waffen gegen Russland geschehen. Dann ist die Pressebegegnung beendet.

Trump würdigt höhere Verteidigungsausgaben

  • 18:23 Uhr

Trump blickt positiv auf die gestiegenen Verteidigungsausgaben Deutschlands. "Ich weiß, dass Sie jetzt mehr Geld für die Verteidigung ausgeben – und zwar ziemlich viel mehr. Das ist eine positive Sache", sagte Trump. Konkret zu Prozentzahlen will er sich nicht äußern. Darüber habe er mit Merz bisher nicht viel gesprochen. Auf Nachfrage bestätigt Trump, mit dem deutschen Gast auch die Präsenz Zehntausender US-Truppen in Deutschland besprechen zu wollen. Er fügt hinzu, dass die Beziehung mit Deutschland "sehr wichtig" sei.

Blick ins Oval Office, während Friedrich Merz und Donald Trump mit Journalisten sprechen. © AFP/Brendan Smialowski

Ukraine: Trump sieht Merz an seiner Seite

  • 18:11 Uhr

Trump sieht Merz bei den Bestrebungen um ein Ende des Ukraine-Kriegs an seiner Seite. Genau wie er würde Merz gerne sehen, dass die Kämpfe aufhörten, sagt Trump. Sie beide seien unglücklich darüber, dass sich dies aktuell nicht abzeichne. Aber an irgendeinem Punkt werde das "Blutvergießen" ein Ende finden, gibt sich Trump optimistisch. Die Frage, ob er bereit sei, neue Sanktionen gegen Russland zu verhängen, beantwortet Trump nicht direkt. Er sei derjenige gewesen, der die umstrittene Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 gestoppt habe, sagt er stattdessen.

Merz versucht daraufhin, Trump in die Pflicht zu nehmen. Die USA seien stark, sagt Merz. Heute sei der Tag, darüber zu sprechen, wie die USA mehr Druck auf Russland ausüben können, was die EU es bereits tue.

Trump nennt Merz "schwierig" und "guten Mann"

  • 17:58 Uhr

Nachdem es um China und andere Themen ging, fragt eine Journalistin, was Trump von seinem deutschen Gast erwarte. Trump sagt über Merz "er ist schwierig", gleichzeitig nennt er ihn "einen guten Mann". Alle wollten eine gute Zusammenarbeit, betont Trump. Er wisse, dass es in vielen strittigen Fragen auf die EU ankomme, aber Merz sie ein wichtiger Akteur dort. Trump zeigt sich optimistisch, eine Einigung im Zollstreit zu finden.

Freundliche Worte zum Aufwärmen

  • 17:52 Uhr

Zum Start des Gesprächs mit Donald Trump, bei dem Reporter anwesend sind, bedankt sich Merz für die Einladung und Trumps Gastfreundschaft. Merz durfte im Gästehaus des Weißen Hauses übernachten. Merz bietet Trump eine enge Zusammenarbeit an. "Wir haben in unserer Geschichte so viel gemeinsam. Wir verdanken den Amerikanern viel. Das werden wir nie vergessen." Merz kommt auch auf die deutsche Herkunft von Trumps Familie zu sprechen und sagt, dies sei "eine sehr gute Grundlage für eine enge Zusammenarbeit zwischen Amerika und Deutschland".

Merz trifft im Weißen Haus ein

  • 17:40 Uhr

Merz trifft im Weißen Haus ein. Er fährt in einem schwarzen Wagen vor. Donald Trump nimmt ihn in Empfang, die beiden Schütteln sich die Hände, ehe sie im Gebäude verschwinden.

Bundeskanzler Friedrich Merz (re.) wird von US-Präsident Donald Trump vor dem Weißen Haus empfangen. © AFP/BRENDAN SMIALOWSKI

Merz dämpft Erwartungen

  • 17:34 Uhr

Als Hauptthemen seines Besuchs bei US-Präsident Trump hat Friedrich Merz am Donnerstag in Washington die Bemühungen um ein Ende des Ukraine-Kriegs, die Handelspolitik und die Zusammenarbeit in der Nato. Er bekräftigte, dass Deutschland "die stärkste konventionelle Armee in Europa" aufbauen wolle. Bei den drei Hauptthemen erwarte er nicht, "dass es jetzt hier Durchbrüche gibt", betonte Merz. Er wolle aber darauf dringen, dass die wirtschaftspolitische Kooperation zwischen dem Kanzleramt und dem Weißen Haus wieder intensiviert werde.

Zeitplan: So soll das Treffen ablaufen

  • Friedrich Merz ist bereits in Washington und übernachtet im Gästehaus gegenüber des Weißen Hauses.
  • Gegen 17:30 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit (MESZ) empfängt Donald Trump Friedrich Merz im Weißen Haus. In Washington ist dann Vormittag.
  • Für 17:45 Uhr MESZ ist eine Pressebegegnung im Oval Office angesetzt.
  • Gegen 18:15 Uhr unserer Zeit wollen Merz und Trump im großräumigen Kabinettssaal im West Wing gemeinsam Mittagessen.
  • Im Anschluss will Merz sich öffentlich äußern.
  • Im weiteren Verlauf hat der Kanzler Interviews mit CNN und Fox News vereinbart – den Leitmedien des linken beziehungsweise rechten Lagers in den USA.

Friedrich Merz' erstes Treffen mit Donald Trump: die Ausgangslage

"Ich bin ganz froh, dass ich das nicht machen muss, denn das ist ja schon ein besonderes Treffen", hat Bayerns Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder die Stimmung vor der ersten persönlichen Begegnung von Friedrich Merz (CDU) und US-Präsident Donald Trump am Donnerstag bei "RTL/ntv" umrissen.

Es ist die mit Abstand schwierigste Auslandsreise für Friedrich Merz in seiner noch jungen Kanzlerschaft. Denn: Seit seinem Comeback ins Weiße Haus im Januar hat Trump Verbündete wie Deutschland mit seiner radikalen America-First-Politik vor den Kopf gestoßen.

In der Nato droht er damit, Partner-Staaten bei zu geringen Militärausgaben den Beistand zu verweigern, bei der Ukraine steht im Raum, dass er ihr die US-Unterstützung verweigert und sie somit an Russland ausliefert, und im Zuge seiner aggressiven Zollpolitik wurden erst am Mittwoch die US-Einfuhrzölle für Stahl und Aluminium verdoppelt.

Hinzu kommt: Noch vor dem gemeinsamen Mittagessen, bei dem Merz und Trump persönlich sprechen können, ist eine Pressebegegnung im Oval Office, dem Büro des Präsidenten, geplant. Früher Routine, gelten solche Termine neuerdings als gefürchtet.

Für den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj wurde das Aufeinandertreffen dort Ende Februar zu einer tiefen Demütigung vor der Weltöffentlichkeit, die bis heute nachwirkt. Auch den südafrikanischen Präsident Cyril Ramaphosa führte Trump vor und versuchte, mit einem Video seinem Vorwurf eines "Genozids" an weißen Bauern Nachdruck zu verleihen.

Der etwa 17-stündige Antrittsbesuch des Kanzlers in Washington wird den Ton für die deutsch-amerikanischen Beziehungen der kommenden Jahre setzen. Es geht dabei weniger um konkrete politische Verständigungen, sondern vor allem um die Frage: Finden die beiden einen Draht zueinander? (Mit Material von dpa und afp)