In Ungarn stehen 2026 Parlamentswahlen an. Den Wahlkampf nutzt der amtierende Ministerpräsident Viktor Orban für Stimmungsmache gegen die Ukraine. Doch in Kiew will man das nicht unkommentiert stehen lassen.
"Er (Orban) benutzt die Ukraine für seine eigene Wahl. Er versteht nicht, dass dies viel schwerwiegendere und gefährlichere Folgen haben wird: die Radikalisierung und den Antiukrainismus der ungarischen Gesellschaft. Indem er uns nicht hilft, tut er Putin einen Gefallen. Deshalb habe ich gesagt, dass Viktor einen schweren historischen Fehler begeht", sagte Selenskyj in einem Interview der ungarischen Internetzeitung "valaszonline.hu".
Seit Wochen macht Orbans Regierung mit einer Plakatkampagne Stimmung gegen Hilfe für die Ukraine und gegen einen ukrainischen EU-Beitritt. Hilfe für die Ukraine würde Ungarn in den Krieg ziehen und die Wirtschaft schädigen, lautet der Tenor der Kampagne.
Auf den Plakaten sind auch Porträts von Selenskyj zu sehen. "Aber dass er mein Gesicht für seine eigene Wahl benutzt? Ich habe ihm das nicht gestattet!", sagte Selenskyj dazu.
Ukrainisch-ungarische Spionage-Affäre
Selenskyj erinnerte auch daran, dass der ukrainische Sicherheitsdienst SBU Anfang Mai dieses Jahres zwei Ukrainer ungarischer Ethnie festgenommen hatte, die im Verdacht stehen, für den ungarischen Militärgeheimdienst KNBSZ spioniert zu haben. Man habe dazu weiteres Beweismaterial, das bisher nicht veröffentlicht worden sei, sagte Selenskyj. Im Gegenzug hatte Ungarn im Mai einen angeblich für die Ukraine arbeitenden Spion verhaftet, der zudem auch dem ungarischen Oppositionsführer Peter Magyar nahesteht.
Die nächste Parlamentswahl im EU- und Nato-Land Ungarn ist im Frühjahr 2026 fällig. Mit Blick darauf steht der seit 2010 regierende Orban unter Druck, denn er hat erstmals einen ernstzunehmenden Konkurrenten: Die neue liberalkonservative Partei Tisza von Péter Magyar liegt in Umfragen mit Abstand vor Orbans Partei Fidesz. (dpa/bearbeitet von thp)