Die Ukraine pocht auf Sicherheitsgarantien der Europäer und der USA, falls es wirklich zu einem Frieden mit Russland kommt. Doch was ist darunter zu verstehen? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Die Gespräche über ein Ende des russischen Krieges gegen die Ukraine treten womöglich in eine entscheidende Phase ein. Nach seinem Treffen mit Russlands Präsident Wladimir Putin in Alaska empfängt US-Präsident
Ein zentrales Thema: Sicherheitsgarantien für die Ukraine. Das Wort fällt zurzeit häufig – aber was darunter zu verstehen ist, bleibt häufig unklar.
Was sind Sicherheitsgarantien?
Der Begriff ist weit gefasst. Es handelt sich um Maßnahmen, mit denen andere Staaten verhindern sollen, dass die Ukraine nach einem möglichen Friedensschluss erneut von Russland angegriffen wird. Denkbar wäre in diesem Bereich vieles: Waffenlieferungen, Truppenstationierungen, eine Mitgliedschaft der Ukraine in der Nato. Wie genau die konkreten Sicherheitsgarantien für die Ukraine aussehen würden, sei eine "hochkomplexe Frage", sagte der stellvertretende Sprecher der deutschen Bundesregierung, Steffen Meyer, am Montag in der Bundespressekonferenz.
Der Ukraine geht es um besonders starke Garantien – aus leidvoller Erfahrung. Bereits 1994 hatten die USA und Großbritannien die Sicherheit der Ukraine garantiert. Doch das hielt den russischen Präsidenten bekanntlich nicht davon ab, sein Nachbarland 2014 und 2022 anzugreifen. Deswegen wünschen sich die Ukrainerinnen und Ukrainer dieses Mal einen umfassenderen Schutz der Europäer und der USA vor einer erneuten russischen Aggression.
Wird die Ukraine Mitglied der Nato?
Eine Mitgliedschaft der Ukraine im transatlantischen Verteidigungsbündnis wäre jedenfalls eine Art von Sicherheitsgarantie – und zwar eine ziemlich starke. Artikel 5 des Nato-Vertrags besagt: Wird ein Mitgliedsstaat angegriffen, tritt der sogenannte Bündnisfall ein: Dann müssen die anderen Länder ihm zur Hilfe eilen und den angegriffenen Staat unterstützen. Diese Zusage wünscht sich die Ukraine auch für den Fall, dass Russland das Land nach einer möglichen Waffenruhe oder einem Friedensabkommen erneut angreift.
Allerdings erscheint eine Nato-Mitgliedschaft der Ukraine aus heutiger Sicht sehr unwahrscheinlich. Die russische Regierung lehnt sie strikt ab – Moskau würde einem Friedensabkommen unter dieser Voraussetzung wohl kaum zustimmen. US-Präsident Donald Trump hat sich in der Frage bereits auf die russische Seite gestellt. Er schließt eine Nato-Mitgliedschaft der Ukraine aus.
Wie könnten andere Sicherheitsgarantien aussehen?
Einfach weiter Waffen an die Ukraine zu liefern – das wird aus Sicht der Ukraine keinesfalls ausreichen, um von einer starken Sicherheitsgarantie zu sprechen. Kiews Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiev, sagte am Montagmorgen im Deutschlandfunk: Die Zusagen der Partner müssten auch "mit militärischen Kontingenten" zementiert werden. Das soll heißen: Andere Staaten würden Truppen in die Ukraine schicken, um eine Waffenruhe oder einen dauerhaften Frieden abzusichern. Denn wenn dort Soldaten aus anderen europäischen Staaten oder den USA stationiert sind, dürfte das einen erneuten russischen Angriff deutlich unwahrscheinlicher machen.
Der Effekt wäre ähnliche wie bei einer Nato-Mitgliedschaft. Steve Witkoff, der Sondergesandte der US-Regierung, sagte dem Fernsehsender CNN: Die russische Seite habe solchen Sicherheitsgarantien schon zugestimmt.
Welche Länder würden Truppen stellen für Sicherheitsgarantien?
Das ist die entscheidende Frage, um die es auch beim Treffen von Trump, Selenskyj und den Europäern am Montag in Washington geht. Der französische Militärwissenschaftler Guillaume Garnier sagte tagesschau.de: Für eine glaubhafte Abschreckung Russlands seien mindestens 50.000 bis 60.000 Soldatinnen und Soldaten nötig. Alle paar Monate müsse außerdem rotiert werden.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat schon im vergangenen März eine "Koalition der Willigen" nach Paris gerufen, um Vorkehrungen für eine mögliche Friedensmission zu treffen. Deshalb wird allgemein erwartet, dass Frankreich – möglicherweise auch Großbritannien – Truppen für einen solchen Einsatz bereitstellen würden.
Unklar ist dagegen die Rolle der USA. Viele europäische Politiker sind der Meinung: Ganz ohne die Amerikaner wird es nicht gehen – auch weil wohl nur US-Truppen eine echte Abschreckung für Russland darstellen würden. US-Präsident Trump hat diesbezüglich aber wenig Bereitschaft erkennen lassen. Er will den Ukraine-Konflikt am liebsten den Europäern überlassen.
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Sein Sondergesandter Witkoff äußerte sich allerdings in eine andere Richtung. Er sagte bei CNN, man habe in Alaska mit Russland vereinbart, dass die Vereinigten Staaten der Ukraine "einen Schutz ähnlich dem in Artikel 5 bieten könnten". Das klingt, als würden sich die Amerikaner bei diesem Thema doch engagieren. Wie gesagt: Um Einzelheiten wird es wahrscheinlich am Montagabend in Washington gehen.
Würde auch Deutschland Truppen in die Ukraine schicken?
Bisher haben sowohl Vertreter der früheren Ampel- als auch der aktuellen schwarz-roten Regierung abgelehnt, Soldaten in die Ukraine zu schicken. Bundesaußenminister Johann Wadephul bekräftigte diese Haltung gegenüber "Table.Media": Er verwies auf die Truppen, die Deutschland bereits zur Sicherung der Nato-Ostflanke in Litauen stationiert hat. Daran festzuhalten und zusätzlich noch Truppen in der Ukraine zu stationieren, "würde uns voraussichtlich überfordern", sagte der CDU-Politiker.
Ist das letzte Wort damit gesprochen? Wohl kaum. US-Präsident Donald Trump wird von den europäischen Partnern verlangen, dass sie sich selbst in der Ukraine engagieren. Regierungssprecher Meyer ließ am Montag offen, ob Deutschland Bundeswehrsoldaten in die Ukraine schicken würde.
Verwendete Quellen
- deutschlandfunk.de: Botschafter in Deutschland Makeiev drängt auf kraftvolle Sicherheitsgarantien
- edition.cnn.com: Top Trump envoy: 'Substantial progress' made in summit with
Putin - tagesschau.de: Kann ein Frieden gelingen und wenn ja, wie?
- Berlin.Table vom 17. August 2025
- Regierungs-Pressekonferenz