Mitten in der lebensfeindlichen Sumpflandschaft der Everglades entsteht eine neue Abschiebehaftanstalt – umgeben von Alligatoren und tropischer Hitze. Florida will damit Trumps harte Migrationspolitik unterstützen. Doch das Projekt sorgt für scharfe Kritik.

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Umgeben von gefährlichen Alligatoren und Sümpfen ist diese Woche in Florida mit dem Bau einer Haftanstalt begonnen worden. Als Beitrag zur restriktiven Migrationspolitik von US-Präsident Donald Trump will Floridas Regierung dort "kriminelle Ausländer" vor ihrer Abschiebung einsperren. Die provisorische Haftanstalt wird auf einem verlassenen Flugfeld in den Everglades, einer in weiten Teilen unter Wasser stehenden Graslandschaft, errichtet. In großen Zelten sollen etwa tausend Abschiebehäftlinge untergebracht werden, wie Floridas Justizminister James Uthmeier mitteilte.

Uthmeier hat der Anlage den Beinamen "Alligator Alcatraz" gegeben - eine Anspielung auf das berüchtigte Alcatraz-Gefängnis auf einer Insel vor San Francisco, das Trump mehr als 60 Jahre nach der Schließung der dortigen Haftanstalt künftig wieder nutzen will, um "Amerikas gefährlichste und gewalttätigste Kriminelle" unterzubringen.

Der Abschiebeknast in den Everglades solle dazu beitragen, "Trumps Massenabschiebe-Agenda" umzusetzen, erklärte Uthmeier. Als voraussichtliche Bauzeit nannte der republikanische Minister 30 bis 60 Tage.

Kein Ort zum Verstecken

Uthmeier präsentierte die Anlage im Onlinedienst X in einem Video, das auch Aufnahmen von Festnahmen von Migranten enthielt. Die knapp 80 Quadratkilometer große Anlage sei eine "effiziente, kostengünstige Möglichkeit, eine provisorische Haftanstalt zu errichten, weil man nicht viel in die Umgebung investieren muss", sagt er darin. Wenn Häftlinge von dort flöhen, erwarte sie "nicht viel - außer Alligatoren und Pythons".

In der lebensfeindlichen Sumpflandschaft gebe es "nichts, wo man sich verstecken kann", fügte Uthmeier hinzu. Insbesondere im Sommer mit sengender Hitze und zahlreichen Mücken dürfte die Haftanstalt ein äußerst unwirtlicher Ort sein. Mit solchen abschreckenden Maßnahmen will die Trump-Regierung Migranten von der Einreise in die Vereinigten Staaten abhalten. Der von dem republikanischen Gouverneur Ron DeSantis regierte Bundesstaat Florida kooperiert in der Migrationspolitik eng mit der Regierung in Washington.

Der Betrieb der Abschiebe-Haftanstalt soll Schätzungen zufolge pro Jahr rund 450 Millionen Dollar (387 Millionen Euro) kosten. Das US-Heimatschutzministerium rechnet nach Angaben seiner Sprecherin Tricia McLaughlin damit, dass Florida sich einen Teil der Kosten von der Regierung in Washington erstatten lassen will.

Vorhaben stößt auf große Empörung

Bei Kritikern von Trumps harter Migrationspolitik stößt das Vorhaben auf Empörung. Der frühere Sprecher des US-Heimatschutzministeriums, Alex Howard, sprach von einer "grotesken Mischung aus Grausamkeit und politischem Theater". "Man löst die Einwanderung nicht, indem man Menschen in von Alligatoren bewachte Zelte steckt", sagte er der Zeitung "Miami Herald". "Man löst das mit rechtskonformen Verfahren, humaner Infrastruktur und echter Politik - und nicht, indem man mitten in der Hurrikan-Saison eine 450-Millionen-Dollar-Show inszeniert."

Das Vorhaben in den Everglades ruft nicht nur Gegner von Trumps einwanderungsfeindlicher Politik, sondern auch Umweltschützer auf den Plan. Sie befürchten negative Auswirkungen der Haftanstalt auf das subtropische Ökosystem, in dem mehr als 2000 Tier- und Pflanzenarten leben. Die Nicht-Regierungsorganisation Friends of the Everglades schrieb einen Protestbrief an Gouverneur DeSantis. Darin hieß es, der Gefängnisbau stelle "ein inakzeptables und unnötiges Risiko für die dortigen Feuchtgebiete" dar. (afp/bearbeitet von skr)