Es war kein gewöhnlicher Abend im US-Fernsehen. Als Jimmy Kimmel am Dienstagabend in sein Studio zurückkehrte, gab es minutenlangen Applaus und Standing Ovations. Nach knapp einer Woche Suspendierung durch den Sender ABC meldete sich der US-Komiker mit einem fast 30-minütigen, emotionalen Monolog zurück. Er sprach offen über die Kontroverse rund um seine Äußerungen zum Tod des ultrarechten Aktivisten Charlie Kirk. Doch während Hollywood Beifall klatschte, drohen konservative Kräfte weiterhin mit Konsequenzen allen voran Donald Trump.

Eine TV-Nachlese
Diese TV-Nachlese gibt die persönliche Sicht von Natascha Wittmann auf die Sendung wieder. Sie basiert auf eigenen Eindrücken und ordnet das Geschehen journalistisch ein. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Der Applaus war laut, lang und laut einem Zuschauer sogar "ohrenbetäubend". Als Jimmy Kimmel am Dienstagabend sein Studio am Hollywood Boulevard betrat, war die Erleichterung im Publikum spürbar. Der US-Moderator wurde mit mehrfachen Standing Ovations und ekstatischen "Jimmy"-Rufen gefeiert. Kimmel zeigte sich sichtlich gerührt von der Euphorie.

Vor den Studios in L.A. , in denen Kimmels Sendung aufgezeichnet wird, setzen Menschen am 23. September ein Zeichen. © picture alliance / Chris Pizzello/Invision/AP/Chris Pizzello

Immer wieder musste er seine Zuschauer bitten, sich hinzusetzen. Der Komiker, der seit 2003 durch das Late-Night-Format führt, begann seinen ersten Monolog nach der Suspendierung mit einem Dank an seine Unterstützer: "Ich bin froh, heute Abend wieder hier zu sein mit euch allen."

Dann, ganz in seinem typischen Stil, folgte ein ironischer Einstieg: "Ich bin nicht sicher, wer die seltsameren 48 Stunden hatte ich oder der CEO von Tylenol. Es war überwältigend. In den letzten sechs Tagen habe ich von vielen Menschen gehört – von Menschen auf der ganzen Welt. Von seltsamen Gestalten aus meiner Vergangenheit. Sogar von dem Typen, der mich bei meinem ersten Radiojob in Seattle gefeuert hat - wo wir heute Abend übrigens nicht ausgestrahlt.werden. Sein Name ist Larry."

Das Publikum reagierte mit Gelächter und erneutem Applaus. Kimmel bewies damit einmal mehr, dass er auch unter Druck seine Mischung aus Selbstironie, Ernsthaftigkeit und politischem Witz nicht verliert. Innerhalb des fast 30-minütigen Monologs schlug er mehrfach auch ernste Töne an und sagte an seine Unterstützer: "Danke an euch alle da draußen. Ihr habt eure Stimme genutzt, damit meine gehört werden konnte. Ich werde euch das nie vergessen." Er bedankte sich auch deutlich bei Moderationskollegen wie Jimmy Fallon und Stephen Colbert – und sogar bei einem deutschen Moderator, den er nicht namentlich nannte. "Der Typ in Deutschland hat mir einen Job angeboten. Könnt ihr euch das vorstellen? Unser Land ist so autoritär geworden, dass die Deutschen schon sagen: Komm hierher!"

Kimmel entschuldigt sich unter Tränen – ohne sich zu verbiegen

In seinem Monolog sprach Kimmel teils mit zittriger Stimme, blieb dabei aber authentisch. Er entschuldigte sich nicht direkt für seinen Kommentar zum Tod von Charlie Kirk, zeigte aber tiefe Einsicht und Empathie: "Es war nie meine Absicht, den Mord an einem jungen Mann herunterzuspielen. Ich finde, das ist überhaupt nicht lustig. Ebenso wenig wollte ich einer bestimmten Gruppe die Schuld für die Tat eines offensichtlich zutiefst gestörten Individuums geben."

Kimmel zeigte Verständnis für die Kritik an seinem Monolog vom 15. September und sagte: "Ich verstehe, warum manche Menschen verärgert waren. Wäre die Situation umgekehrt gewesen, hätte ich wahrscheinlich ähnlich gefühlt." Gerade deshalb versuchte Kimmel, beide Seiten näher zusammenzuführen. In Bezug auf Erika Kirk, die dem Mörder ihres Mannes Charlie am Wochenende öffentlich vergeben hat, sagte Jimmy unter Tränen, dass Amerika etwas daraus lernen müsse: "Ein selbstloser Akt der Gnade, Vergebung von einer trauernden Witwe. Es hat mich tief berührt."

Weniger versöhnlich wurde es, als der Moderator sich direkt an Donald Trump wandte und ihm vorwarf: "Unser Führer feiert, dass Amerikaner ihren Job verlieren, weil er einen Witz nicht ertragen kann." Gerade deshalb stellte er klar: "Diese Show ist nicht wichtig. Wichtig ist, dass wir in einem Land leben dürfen, das uns eine solche Show ermöglicht."

Donald Trump tobt nach Rückkehr von Jimmy Kimmel

Während Jimmy Kimmel insgesamt versöhnliche Töne anschlug, reagierte Donald Trump mit gewohnt scharfen Worten. Auf Truth Social tobte er vor Wut und schrieb: "Ich kann nicht glauben, dass ABC Fake News diesem Typen seinen Job zurückgegeben hat. ABC hat dem Weißen Haus mitgeteilt, dass seine Show abgesetzt wurde! Irgendetwas ist zwischen damals und heute passiert, denn sein Publikum ist WEG, und sein ‘Talent’ war nie da."

Nicht alle freuen sich über Kimmels Rückkehr - US-Präsident Donald Trump zum Beispiel. © picture alliance / Chris Pizzello/Invision/AP/Chris Pizzello

Trump deutete zudem an, erneut gegen ABC klagen zu wollen – ähnlich wie 2024, als er nach einem Streit mit Moderator George Stephanopoulos eine 15-Millionen-Dollar-Einigung mit dem Sender erzielte. "Das klingt noch lukrativer. Ein richtiger Haufen Verlierer! Lasst Jimmy Kimmel in seinen schlechten Quoten verrotten", so der US-Präsident. Tatsächlich blieb Kimmel trotz seiner Rückkehr für viele Zuschauer von der Bildfläche verschwunden. Die beiden großen Sendergruppen Sinclair und Nexstar senden seine Talkshow weiterhin nicht über ihre ABC-Ablegeretwa 70 lokale Stationen.

Empfehlungen der Redaktion

Kimmels Comeback – ein Sieg für die Meinungsfreiheit?

Jimmy Kimmels aktuelle Rückkehr war dennoch für viele ein wichtiges Statement. Ein symbolischer Akt des Widerstands gegen politischen Druck auf Medien und Kunst. Doch der Konflikt ist nicht vorbei: Die Debatte um Kimmels Aussagen und der politische Einfluss auf die Meinungsfreiheit sorgt weiterhin für Spannungen sowohl hinter den Kulissen als auch auf offener Bühne

Disney hat mit der Wiederaufnahme der Show zwar ein Zeichen gesetzt, doch gleichzeitig lässt der Boykott einzelner Sendergruppen erkennen, wie stark der politische Druck auf Medienhäuser gewachsen ist. Die Frage bleibt: War das ein Sieg für die Meinungsfreiheit oder nur ein taktisches Zugeständnis? Jimmy Kimmels Rückkehr ist mehr als ein TV-Comeback. Sie ist ein Testfall dafür, wie viel Satire, Kritik und politische Haltung im heutigen Amerika noch möglich sind und wie fragil die Grenze zwischen Unterhaltung und politischer Einflussnahme geworden ist. Die nächsten Wochen werden zeigen, ob Kimmel wieder zur alten Form zurückfindet, oder ob der Schatten der Suspendierung auf Dauer bleibt.

Teaserbild: © picture alliance/AP/Randy Holmes