Wenn ein Hund einen neuen Schuh zernagt, ist das zu verschmerzen – rein finanziell betrachtet. Reißt er einen Radfahrer um, der sich übel verletzt, wird es dagegen teuer. Und zwar für Frauchen oder Herrchen. Wie Sie sich gut und günstig dagegen versichern.
Als ich vor vielen Jahren zum ersten Mal mit dem Gedanken spielte, einen Hund anzuschaffen, war ich erstaunt, wie viel Papierkram daran hängt. Seitdem ist das keineswegs einfacher geworden, im Gegenteil. Viele Bundesländer haben ihre Regeln verschärft oder haben das vor. Verpflichtende Anmeldung im Hunderegister, Hundeführerschein für einige Rassen, in Niedersachsen sogar für alle, Meldung bestimmter Rassen beim Ordnungsamt – die Liste ist lang.
Vollends kurios wird es, wenn Mensch und Hund von einem Bundesland ins andere umziehen. Ein Rottweiler, der noch nie auffällig wurde, gilt etwa in Rheinland-Pfalz nicht als gefährliche Rasse und darf sogar ohne Leine herumlaufen.
Im benachbarten Nordrhein-Westfalen dagegen ist er ein "Listenhund", das heißt, dort brauchen seine Besitzer eine behördliche Erlaubnis, um ihn überhaupt halten zu dürfen. Dafür müssen sie eine Sachkundeprüfung beim Amtstierarzt ablegen, ein makelloses polizeiliches Führungszeugnis vorweisen und den Hund ausbruchssicher unterbringen. Mit ihm spazieren gehen dürfen sie nur, wenn er angeleint ist und Maulkorb trägt – es sei denn, das Tier beweist bei einer amtlichen Verhaltensprüfung, dass er keine Gefahr für die öffentliche Sicherheit darstellt.
Im Extremfall darf ein Hund bei einem Umzug gar nicht mit, weil seine Haltung am Zielort komplett verboten ist, was etwa bei Bullterriern vorkommen kann. Welche Regeln wo gelten, zeigt der Kompass der Stiftung Warentest.
Haftpflicht als wichtiger Schutz
Noch erstaunlicher fand ich, dass die finanziell wichtigste Versicherung, die Hundehalter vor dem Ruin bewahren kann, gar nicht in allen Bundesländern vorgeschrieben ist: Die Hundehalter-Haftpflichtversicherung. Sie zahlt Schäden, die das Tier anrichtet – die zerbrochene antike Vase der Schwiegereltern ebenso wie die Krankenhausrechnung des Radfahrers, den der Hund umgerissen hat.
Nur wer in Berlin, Hamburg, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein oder Thüringen wohnt, muss diese Versicherung auf jeden Fall abschließen. In mehreren anderen Bundesländern ist sie nur für Halter vorgeschrieben, deren Hunde als gefährlich eingestuft wurden. Alle anderen wiegen sich womöglich in falscher Sicherheit, denn: Auch ein winziger Zwergspitz kann einen schweren Unfall verursachen.
Wegen des hohen finanziellen Risikos empfiehlt die Stiftung Warentest allen Hundehaltern dringend, sich die Police zu holen.
Worauf es bei Tarifen ankommt
Die gute Nachricht: Die Hundehaftpflicht-Police ist nicht teuer – auch nicht mit einem umfassenden Schutz für alle Lebenslagen. Die günstigsten empfehlenswerten Tarife im neuen Test von Stiftung Warentest Finanzen liegen bei 36 Euro pro Jahr für einen kleinen Hund – im Modellfall ein Jack Russell Terrier – und 55 Euro jährlich für einen Labrador.
Schwieriger und zum Teil teurer wird es auch hier, wenn man einen als gefährlich eingestuften Hund hat. Doch auch das muss nicht unbedingt sein: 33 der 157 Tarife im Test versichern auch solche Tiere. Hier lohnt sich nachfragen, um ein günstiges Angebot zu finden.
Das Wichtigste bei dieser Versicherung ist allerdings nicht der Preis, sondern das, was man dafür bekommt: Im Idealfall den kompletten Grundschutz, den die Stiftung Warentest definiert hat. Der stellt sicher, dass die Absicherung keine Lücken hat, die teuer werden können. Falls Ihre derzeitige Versicherung nicht alle diese Fälle abdeckt, kann sich ein Wechsel lohnen.
Empfehlungen der Redaktion
Grundschutz heißt, dass die Versicherung auch dann zahlt, wenn der Hundehalter einen Fehler gemacht und sich fahrlässig verhalten hat. Oder dann, wenn das Tier mit einer dritten Person unterwegs war, als der Schaden passierte. Außerdem ist wichtig, dass die Höchstgrenze, bis zu der ein Schaden übernommen wird – die Versicherungssumme – hoch genug ist. Mindestens 10 Millionen Euro sollten es sein.
Das Schöne ist: Wenn man die Versicherung erst mal abgeschlossen hat, kann man beruhigt das Leben mit dem Hund genießen. Vorausgesetzt, man muss nicht erst noch die Prüfung zum Hundeführerschein ablegen. Aber auch das lässt sich überstehen. Und wer jemals einen Hund hatte, weiß, dass sich die Mühe lohnt.
Über die Autorin
- Ulrike Sosalla ist stellvertretende Chefredakteurin von "Stiftung Warentest Finanzen" und ausgewiesene Fachfrau für Finanzfragen. Die Stiftung Warentest testet seit 60 Jahren Finanzdienstleistungen und veröffentlicht die Ergebnisse auf test.de und in ihren Magazinen. Alle Publikationen sind komplett anzeigenfrei und gewährleisten damit absolute Unabhängigkeit gegenüber Banken, Versicherungen und der Industrie. Die Newsletter der Stiftung Warentest können Sie hier abonnieren.
Verwendete Quellen
- Stiftung Warentest: Unser Kompass der Hunderegeln hilft vor Reise und Umzug
- Stiftung Warentest: Die beste Police für Sie und Ihren Hund