Schlangenalarm auf Mallorca: Invasive Arten wie die Hufeisennatter breiten sich derzeit auf der Insel aus - mit spürbaren Folgen für Natur und Landwirtschaft. Was dahinter steckt und was Urlauber jetzt wissen müssen.

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Mallorca kämpft mit einer zunehmenden Schlangenplage, die nicht nur Landwirte, sondern auch Umweltschützer und Behörden alarmiert. Mehrere invasive Arten - darunter die Hufeisennatter - breiten sich aus und bedrohen das fragile Ökosystem der Baleareninsel.

In Privatgärten, Olivenhainen und auf der unbewohnten Insel Sa Dragonera werden vermehrt Schlangen gesichtet. Expertinnen und Experten fordern verstärkte Maßnahmen und Aufklärung – auch, um Urlauber zu sensibilisieren. Wie groß ist die Gefahr wirklich?

Um welche Arten geht es?

Schlangen sind auf Mallorca nicht neu. Doch aktuell spitzt sich die Situation zu: Die Öko-Landbauvereinigung Apaema bezeichnet die Lage als "besorgniserregend", da sich invasive Schlangenarten unkontrollierbar ausbreiten würden. Die Artenvielfalt der Insel und die Landwirtschaft stünden zunehmend unter Druck.

Treppennatter. (Archivbild) © Getty Images/imv

Besonders schnell verbreiten sich drei Arten: Die Hufeisennatter wurde erstmals Ende April auf der unbewohnten Nachbarinsel Sa Dragonera entdeckt. Sie erreicht eine Länge von bis zu 1,5 Metern und kann nicht nur Eidechsen und Jungvögel, sondern auch gefährdete Arten wie die Balearen-Eidechse dezimieren. Neben der Hufeisennatter bereiten auch die Treppennatter und die Schlingnatter zunehmend Sorgen. Sie wurden vermutlich Anfang der 2000er-Jahre eingeführt und verbreiten sich seither entlang von Olivenhainen und Flussufern.

Warum kommen sie und warum jetzt?

Schlingnatter. (Archivbild) © Getty Images/Tomas Vynikal

Die Ausbreitung der invasiven Schlangenarten auf Mallorca ist menschengemacht. Vor allem im Zuge der umfangreichen Begrünungsmaßnahmen in Gärten, Hotelanlagen und landwirtschaftlichen Betrieben kamen in den vergangenen zwei Jahrzehnten immer mehr Oliven- und Johannisbrotbäume vom spanischen Festland auf die Insel. In den Hohlräumen der Wurzeln oder im Erdballen dieser Bäume liegen häufig die Eier oder Jungtiere von Schlangen – insbesondere der Hufeisennatter.

So gelangten sie in immer neue Regionen Mallorcas – oft unbemerkt, bis sich die Populationen bereits etabliert hatten. Der milde Winter, ein zunehmend trockener Frühling und das warme Klima fördern die Vermehrung zusätzlich. Auch die fehlenden natürlichen Fressfeinde auf der Insel tragen dazu bei, dass sich die Schlangen nahezu ungehindert ausbreiten können.

Einsatz gegen die Schlangenplage

Die Behörden versuchen inzwischen mit großem Aufwand, gegenzusteuern. Auf der kleinen unbewohnten Nachbarinsel Sa Dragonera, einem Rückzugsort für seltene Eidechsenarten, wurden innerhalb weniger Wochen fast 100 Fallen aufgestellt. Die Überwachung erfolgt durch das COFIB (Consortium for the Recovery of Fauna of the Balearic Islands), das die Fallen regelmäßig kontrolliert und alle Funde dokumentiert.

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Auch auf Mallorca selbst werden in immer mehr Regionen Fallen installiert. Schädlingsbekämpfer berichten von mehreren Hundert Schlangenfängen allein in den ersten Monaten des Jahres – häufig in privaten Gärten, zwischen Holzstapeln oder unter Solarpanels. Besonders betroffen sind ländliche Gebiete und ökologische Anbauflächen, auf denen sich die Tiere gut verstecken und vermehren können.

Tipps für Urlauber: Wie umgehen mit der Schlangenplage auf Mallorca?

Wer einer Schlange begegnet, sollte zunächst ruhig bleiben und Abstand halten. Hufeisen-, Treppen- und Schlingnattern sind nicht giftig und weichen menschlichen Begegnungen meist aus. Dennoch sollte man die Schlange nicht provozieren oder aufheben und keine schnellen Bewegungen machen. Auch wenn die Tiere nicht giftig sind, sollte ein Biss immer medizinisch behandelt werden. Bei Kindern, Senioren oder Personen mit geschwächtem Immunsystem kann auch ein ungiftiger Biss ernste Folgen haben.

Beim Buchen einer Unterkunft sollte man Fincas oder Landhäuser mit "Schlangenschutz" bevorzugen, zum Beispiel mit eingezäunten Gärten oder Fallen rund ums Grundstück. Bei Wanderungen möglichst auf dem Weg bleiben und geschlossene Schuhe tragen, Steine oder Holzstapel mit Vorsicht behandeln – darunter könnten Nester sein. An Stränden wurden nur vereinzelt Schlangen gesichtet, das Risiko ist hier minimal.

Wichtig: Besonders Kinder sind neugierig. Eltern sollten ihnen daher erklären, dass Schlangen Wildtiere sind und sie respektiert und nicht angefasst werden sollen. Funde kann man COFIB melden oder alternativ bei der örtlichen Polizei. (ncz)

Verwendete Quellen

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