Lange Schlangen, volle Hütten, gestresste Skifahrer: In vielen Alpenregionen stoßen die Pisten im Winter längst an ihre Grenzen. Ein weiteres Skigebiet in Europa zieht jetzt die Reißleine – mit einer festen Obergrenze für verkaufte Skipässe pro Tag.
Vor den Liften drängen sich an manchen Tagen die Menschenmassen. In den Gondeln wird es eng, auf beliebten Abfahrten fahren alle dicht an dicht – vom entspannten Skitag keine Spur. In Europas großen Wintersportorten gehört dieses Bild längst dazu. Ein Skigebiet im Trentino will das aber ändern: Madonna di Campiglio, eine der bekanntesten Adressen in den Dolomiten, führt ab der Wintersaison 2025/26 eine Obergrenze für Tages-Skipässe ein.
Für besonders stark frequentierte Zeiträume – rund um Weihnachten und Neujahr (28. Dezember 2025 bis 5. Januar 2026) und rund um Fasching und Karneval (15. bis 22. Februar 2026) soll künftig gelten: Nur eine begrenzte Zahl an Skipässen wird online verkauft. Das Ziel ist die sogenannte "Numero ideale" – etwa 14.000 bis 15.000 Skifahrerinnen und Skifahrer gleichzeitig auf den Pisten. Mehr sollen es an Spitzentagen nicht werden.
Kein Marketing-Gag, sondern "Qualität statt Quantität"
Die Betreiber betonen, dass die Maßnahme kein Marketing-Gag sei, sondern ein Beitrag zu mehr Sicherheit, besserer Pistenpflege und einem angenehmeren Erlebnis. "Wir wollen unseren Gästen Qualität statt Quantität bieten", heißt es im offiziellen Dossier der SkiArea. Überfüllte Pisten sollen der Vergangenheit angehören, ebenso wie die endlosen Warteschlangen an Liften und Restaurants.
Auch die Umwelt spielt eine Rolle: Bei voller Auslastung stößt das Skigebiet an seine infrastrukturellen Grenzen, etwa bei Anreise, Parkplätzen oder Energieverbrauch. Durch die Limitierung will man die Belastung für die Region reduzieren.
So funktioniert das neue System
Das Ticket-Limit gilt nur für online verkaufte Tageskarten. Mehrtages- oder Saisonpässe sowie lokale Angebote sind nicht betroffen. Wer an einem Spitzentag spontan anreisen möchte, könnte also leer ausgehen – frühes Buchen wird Pflicht.
Langfristig plant die SkiArea außerdem, den Besucherfluss digital zu steuern, etwa durch Smart-Tickets, Frühstart-Angebote und Echtzeitdaten, die anzeigen, welche Lifte oder Pisten stark ausgelastet sind.
USA, Kanada und Japan als Vorbild
Madonna di Campiglio ist das erste Skigebiet in Italien, das offiziell eine Obergrenze für verkaufte Tages-Skipässe einführt. In anderen europäischen Regionen wie Ski Arlberg oder in der Schweiz (etwa Verbier, Zermatt) werden ähnliche Maßnahmen getestet – etwa Limits für stark frequentierte Bereiche oder dynamische Preisgestaltung –, um die Pisten nicht zu überfüllen.
Außerhalb Europas ist die Idee bereits in den USA verbreitet, wo Resorts wie Vail, Deer Valley oder Park City Tageskarten gezielt limitieren, um Wartezeiten zu reduzieren. Zudem setzt man dort auf ein dynamisches Preismodell: Wer frühzeitig bucht, zahlt meist weniger. In stark frequentierten Zeiten hingegen steigen die Preise.
Empfehlungen der Redaktion
Auch in Kanada oder Japan experimentieren einige Skigebiete inzwischen mit Kontingenten und Online-Vorverkaufssystemen, um die Besucherzahlen besser zu steuern. (ncz)
Verwendete Quellen
- Presseunterlagen SkiArea Madonna di Campiglio: Inverno 2025 - 2026 Cartella stampa
- PlanetSKI: Italian Ski Resort to Limit People on Slopes at Busy Periods
- SKI Magazine: Vail Resorts to Limit Ticket Sales This Winter
- Vorarlberger Nachrichten: Ski-Arlberg setzt weiter auf Limitierung von Tageskarten
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