Der globale Süßwasserverlust nimmt dramatisch zu, Naturkatastrophen richten weltweit Rekordschäden an und Skandinavien leidet unter einer noch nie dagewesenen Hitze. Das sind die aktuellen Klimanews.
2024 war das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen – und die Auswirkungen der Klimakrise werden spürbarer: Extremwetterereignisse nehmen weltweit zu, ein Negativrekord jagt den nächsten.
Die globale Erwärmung zu bremsen und ihre Folgen beherrschbar zu halten, ist eine der zentralen Herausforderungen für die Menschheit. In dieser Serie halten wir Sie über die aktuellen News und Entwicklungen rund ums Klima auf dem Laufenden.
Weltweit enorme Schäden durch Naturkatastrophen – USA besonders betroffen
Naturkatastrophen wie Brände, Stürme und Erdbeben gab es schon immer, doch aufgrund des Klimawandels treten sie häufiger auf und werden intensiver. Diesen Zusammenhang belegen Studien und nun auch eine Analyse des Rückversicherers Munich Re.
Im ersten Halbjahr 2025 verursachten Naturkatastrophen demnach weltweit Schäden in Höhe von rund 131 Milliarden Dollar; laut Munich Re handelt es sich dabei um die zweithöchste Summe seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1980.
Besonders gravierend waren die Auswirkungen in den USA, wo rund 70 Prozent der globalen Schäden entstanden. Besonders in Nordamerika begünstigen klimatische Bedingungen wie das Aufeinandertreffen kalter und feuchtwarmer Luftmassen die Entstehung von Tornados. Allein die Waldbrände in Kalifornien im Januar 2025 schlugen mit etwa 53 Milliarden Dollar zu Buche – die teuerste Brandkatastrophe der Geschichte. Europa blieb mit geschätzten Schäden von rund fünf Milliarden Dollar im Vergleich weitgehend verschont.
"Steigende Schäden aus Wetterkatastrophen sind die neue Normalität", sagt Munich-Re-Klimatologe Tobias Grimm laut "Tagesschau". "Es sind nicht immer die großen Katastrophen, die hohe Schäden verursachen, auch die vielen Unwetter zahlen ein." Laut Munich Re waren von den Gesamtschäden weltweit etwa 80 Milliarden Dollar versichert – auch dieser Wert liegt deutlich über dem historischen Durchschnitt.
Süßwasser in Gefahr: Studie warnt vor globaler Austrocknung
Die Erde verliert in alarmierendem Tempo Süßwasser – das ist das zentrale Ergebnis einer neuen Studie, die im Fachmagazin "Science Advances" veröffentlicht wurde. Forschende unter Leitung der Arizona State University analysierten über 20 Jahre Satellitendaten und kommen zu einem drastischen Schluss: Seit 2002 trocknen die Kontinente massiv aus.
Besonders betroffen sind vier Großregionen der Nordhalbkugel – darunter der Nahe Osten, Nordafrika, Teile Eurasiens sowie Nordamerika und Russland. Jährlich wächst die trockene Fläche um eine Größe, die etwa Deutschland und Frankreich zusammen entspricht.
"Diese Erkenntnisse senden womöglich die bislang deutlichste Warnung vor den Auswirkungen des Klimawandels auf unsere Wasserressourcen."
Ursache ist vor allem der Klimawandel, der die Verdunstung ankurbelt und die Nutzung von Grundwasser fördert. Laut Studie stammen 68 Prozent des verlorenen Süßwassers aus Grundwasservorkommen – das ist mehr, als Gletscherschmelze zum Meeresspiegelanstieg beiträgt. "Diese Erkenntnisse senden womöglich die bislang deutlichste Warnung vor den Auswirkungen des Klimawandels auf unsere Wasserressourcen", sagte Studienleiter Jay Famiglietti laut dem österreichischen "Standard".
Besonders besorgniserregend: Seit dem "Mega-El-Niño" 2014/15 haben sich die Verluste deutlich beschleunigt. Zum ersten Mal stellten die Forschenden auch eine Veränderung in der geografischen Verteilung fest: Seit 2014 treten die stärksten Austrocknungstrends zunehmend auf der Nordhalbkugel auf, während sich niederschlagsreiche Gebiete zunehmend in Richtung Südhalbkugel verschieben – ein bislang nicht beobachtetes Muster.
Die Forschenden fordern deshalb ein globales Grundwassermanagement und bessere internationale Zusammenarbeit. Denn der ungebremste Verlust von Wasserreserven gefährdet nicht nur Landwirtschaft und Ernährung, sondern auch die Stabilität ganzer Regionen.
Klimapolitik unter Druck: Wie der "green Backlash" Rechtspopulisten stärkt
Eine neue Studie im Fachmagazin "Nature Climate Change" zeigt ein beunruhigendes Phänomen: Klimaschutzmaßnahmen provozieren zunehmend politischen Widerstand, von dem vor allem rechtspopulistische Parteien profitieren.
Die Forschenden belegen, dass Bürgerinnen und Bürger, die von der Energiewende negativ betroffen sind oder Nachteile befürchten, verstärkt klimaskeptische Kräfte wählen. Besonders deutlich wird dies bei Maßnahmen wie Fahrverboten für ältere Fahrzeuge oder Kohleausstieg – hier verlieren etablierte Parteien Stimmen an populistische Konkurrenten.
Eine Erklärung sehen die Forschenden darin, dass Rechtspopulisten den Klimawandel als Anliegen der vermeintlichen Elite inszenieren, die einfache Bürgerinnen und Bürgern unverhältnismäßig hohe Kosten aufbürdet. Das wachsende Misstrauen gegenüber politischen und wissenschaftlichen Institutionen nutzen sie für ihre Zwecke.
Das Resultat ist verheerend für den Klimaschutz: Wo Rechtspopulisten an Einfluss gewinnen, sinken die CO2-Reduktionsziele und schwinden die Investitionen in erneuerbare Energien. Die Autoren zeigen einen problematischen Kreislauf auf und fordern sozial gerechte Übergangshilfen sowie mehr Anstrengungen, das Vertrauen in demokratische Institutionen zu fördern.
Skandinavien erlebt "noch nie dagewesene Hitzewelle"
Die nordischen Länder werden derzeit von einer ungewöhnlich langanhaltenden Hitzewelle heimgesucht, wie der "Guardian" berichtet. Demnach handelt es sich um die längste Phase mit Temperaturen über 30 Grad seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1961.
In Teilen Norwegens nördlich des Polarkreises wurden im Juli an 13 Tagen Werte jenseits der 30-Grad-Marke gemessen. Auch in Finnland hielt die Hitze drei Wochen ununterbrochen an. "Noch nie dagewesene Hitzewelle in vollem Gange", schrieb Mika Rantanen vom Finnischen Meteorologischen Institut dazu.
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Selbst arktische Regionen erlebten mehrere Wochen mit Temperaturen über 25 Grad. Auch in Schweden verzeichneten Wetterstationen in Lappland Hitzeperioden von bis zu 15 Tagen – eine solche Dauer wurde dort zuletzt vor über 100 Jahren registriert.
Verantwortlich für die Extremwerte sind ungewöhnlich warme Küstengewässer und ein hartnäckiges Hochdruckgebiet. Inzwischen kam es infolge der Hitze auch zu Gewittern und Waldbränden. Die Infrastruktur vieler nordischer Länder ist für solche Wetterlagen kaum gerüstet – Notaufnahmen sind überfüllt, Eisstadien dienen als Zufluchtsorte. Experten warnen: Solche Hitzewellen werden künftig häufiger, intensiver und länger auftreten.
Verwendete Quellen
- munichre.com: Waldbrände und extreme Unwetter: Naturkatastrophen in den USA dominieren Schadenbilanz des 1. Halbjahres 2025
- tagesschau.de: Naturkatastrophen verursachen Milliardenschäden
- science.org: Unprecedented continental drying, shrinking freshwater availability, and increasing land contributions to sea level rise
- derstandard.at: Süßwasservorräte der Erde schwinden in alarmierendem Tempo
- nature.com: Green backlash and right-wing populism
- theguardian.com: Nordic countries hit by ‘truly unprecedented’ heatwave