Militärische Konflikte weltweit treiben den CO2-Ausstoß stärker voran als die meisten Industrienationen. Forschende sehen in den sich immer stärker aufheizenden Ozeanen ein Signal für bevorstehende Klima-Kipppunkte. Und weitere Studien zeigen: Der Klimawandel bringt den Takt der Jahreszeiten durcheinander. Das sind die aktuellen Klimanews.
2024 war das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen – und die Auswirkungen der Klimakrise werden spürbarer: Extremwetterereignisse nehmen weltweit zu, ein Negativrekord jagt den nächsten.
Die globale Erwärmung zu bremsen und ihre Folgen beherrschbar zu halten, ist eine der zentralen Herausforderungen für die Menschheit. In dieser Serie halten wir Sie über die aktuellen News und Entwicklungen rund ums Klima auf dem Laufenden.
Wie Kriege dem Klima schaden
Militärische Konflikte reißen nicht nur menschliche und politische Gräben, sondern treiben auch den Klimawandel massiv voran, denn: Panzer, Kampfjets und Raketen verschlingen gigantische Mengen fossiler Brennstoffe.
Würde das Militär als eigenständige Nation gewertet, läge es laut einem Bericht des MDR weltweit auf Platz vier der CO2-Emittenten, hinter China, den USA und Indien. Etwa 5,5 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen gehen laut Berechnungen des Conflict and Environment Observatory auf das Konto militärischer Aktivitäten. Dazu zählen nicht nur Kriegseinsätze, sondern auch Logistik, Infrastruktur und auch Feldlazarette.
Offizielle Angaben gibt es allerdings nicht - das Militär wurde aus Klimaverhandlungen ausgenommen und unterliegt daher weder einer Berichtspflicht noch den Klimazielen.
Die Zahlen sind enorm: Ein Eurofighter etwa verbrennt in einer Stunde rund 6.000 Liter Kerosin – das entspricht dem ökologischen Fußabdruck einer Einzelperson in Deutschland in einem Jahr. Und auch nach dem Ende eines Konflikts bleibt die Klimabilanz verheerend. Der Wiederaufbau zerstörter Städte erfordert Unmengen an Zement und Stahl – beides klimaschädliche Baustoffe.
Allein der Ukraine-Krieg verursachte in den ersten drei Jahren laut Schätzungen 230 Millionen Tonnen CO2 – vergleichbar mit dem jährlichen Ausstoß Spaniens. In Gaza lag die Klimabelastung nach nur zwei Monaten bei 30 Millionen Tonnen.
Aufheizende Meere: Forschende warnen vor Klima-Kipppunkten
2023 markierte einen bedenklichen Höhepunkt: Laut einer internationalen Studie im Fachjournal "Science" war das Jahr Rekordhalter in gleich drei Kategorien mariner Hitzewellen: Dauer, Ausmaß und Intensität. Betroffen waren Nordatlantik, Nord- und Südwestpazifik sowie der tropische Ostpazifik.
Forschende sprechen von einem alarmierenden Signal für bevorstehende Klima-Kipppunkte. Die ungewöhnlich langanhaltende Erwärmung übertraf häufig die ökologischen Toleranzgrenzen – Korallenriffe, Kelpwälder, Seegraswiesen und Fischbestände sind dadurch massiv bedroht.
Besonders drastisch war die Situation im Nordatlantik: Über 525 Tage lag die Wassertemperatur teils mehr als drei Grad über dem Normalwert. Auch im tropischen Ostpazifik spielte das Wetterphänomen El Niño eine Rolle – durch schwächere Passatwinde blieb kühlendes Tiefenwasser aus.
Die Ursachen sind vielfältig, darunter stabile Hochdrucklagen, ungewöhnlich geringe Bewölkung und veränderte Winde. Die Folgen jedoch sind eindeutig: weniger Sauerstoff, mehr Versauerung, Umschichtung von Arten – und steigender Meeresspiegel durch thermische Ausdehnung.
Die Jahreszeiten verlieren ihren Takt
Die Jahreszeiten, einst verlässlicher Taktgeber für Landwirtschaft, Feste und Ökosysteme, geraten aus dem Takt. Laut einer aktuellen Studie erschafft der Klimawandel neue, menschengemachte Jahreszeiten - und lässt andere verschwinden.
So gibt es etwa in Südostasien eine "Dunstsaison", in der großflächige Brandrodungen den Himmel wochenlang mit Rauch füllen. In Indonesien wiederum bringt die "Müllsaison" jährlich tonnenweise Plastikmüll an die Strände Balis, getrieben durch Meeresströmungen zwischen November und März.
Forschende sprechen von "arrhythmischen Jahreszeiten", bei denen Frühlinge früher beginnen, die Winter kürzer werden und Sommer länger dauern. Pflanzen und Tiere, die ihren Rhythmus über Jahrtausende aufeinander abgestimmt haben, verlieren dadurch ihre Synchronität – mit Folgen für ganze Ökosysteme und die Menschen, die davon leben.
Murmeltiere ziehen um – aber weniger weit, als gedacht
Viele Tier- und Pflanzenarten reagieren auf den Klimawandel, indem sie in höhere Lagen ausweichen. Auch Murmeltiere ziehen sich in höhere Lagen zurück – doch nicht so stark, wie bisher vermutet.
Eine aktuelle Studie des WSL-Instituts für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) zeigt: Die Tiere im Dischmatal bei Davos leben heute im Schnitt 86 Meter höher als noch 1982, auf etwa 2.500 Metern. Die absolute Obergrenze bleibt jedoch seit über 40 Jahren unverändert bei 2.700 Metern.
Andere Faktoren spielen dabei wohl eine wichtigere Rolle als steigende Temperaturen. Entscheidend seien geeignete Böden für den Bau der unterirdischen Wohnsysteme und eine schützende Schneedecke im Winter. Auch Pflanzen mit Linolsäure, die zur Regulierung der Körpertemperatur im Winterschlaf wichtig sind, könnten sich etwas nach oben verlagert haben – und damit die Murmeltiere mit.
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Sorgen bereitet jedoch der langfristige Trend: Steigende Temperaturen und eine nach oben wandernde Baumgrenze könnten den Lebensraum zunehmend einengen. Murmeltiere meiden bewaldete Gebiete. Gleichzeitig können sie nicht unbegrenzt weiter hinaufsteigen. Noch ist der Klimastress in der Höhe gering – im Schnitt nur sechs Tage über 25 Grad. Doch das könnte sich in Zukunft ändern.
Verwendete Quellen
- MDR.de: Klimakiller Krieg: Wie das Militär den Klimawandel anheizt
- Ceobs.org: New estimate: global military is responsible for more emissions than Russia
- Ecoaction.org.ua: Climate damage caused by russia’s war in Ukraine: 24 February 2022 – 23 February 2025
- Fachmagazin Science, Dong et al., 2025: Record-breaking 2023 marine heatwaves
- Fachmagazin Sage Journals, Smith et al., 2025: Seasons and the Anthropocene
- Fachmagazin Ecology and Evolution, Simma et al., 2025: Shifting Heights? A 40-Year Resurvey of Alpine Marmot Distribution in Response to Climate Change