Die Waldbrände in Kalifornien könnten zehnmal mehr Tote gefordert haben, als offiziell erfasst. In den Alpen startet die Gletscherschmelze immer früher. Und Blauwale singen durch den Klimawandel seltener. Das sind die aktuellen Klimanews.
2024 war das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen – und die Auswirkungen der Klimakrise werden spürbarer: Extremwetterereignisse nehmen weltweit zu, ein Negativrekord jagt den nächsten.
Die globale Erwärmung zu bremsen und ihre Folgen beherrschbar zu halten, ist eine der zentralen Herausforderungen für die Menschheit. In dieser Serie halten wir Sie über die aktuellen News und Entwicklungen rund ums Klima auf dem Laufenden.
Brände in L.A.: Studie vermutet mehr als zehnmal so viele Tote
Die verheerenden Waldbrände, die im Januar weite Teile von Los Angeles zerstörten, könnten weit tödlicher gewesen sein, als es die offiziellen Zahlen bislang vermuten ließen. Während die Behörden von mindestens 30 Todesopfern ausgehen, schätzen Forschende die tatsächliche Zahl auf rund 440 – also mehr als das Zehnfache.
Die am Mittwoch im Fachjournal JAMA veröffentlichte Studie verglich Sterberegisterdaten des Los Angeles County vom 5. Januar bis 1. Februar 2025 mit den Durchschnittswerten früherer Jahre, ausgenommen die Pandemiejahre 2020 bis 2023. Demnach wurden in dem Zeitraum 6.371 Todesfälle registriert, etwa 440 mehr, als statistisch zu erwarten gewesen wären.
Fachleute sprechen von "Übersterblichkeit" – eine Kennzahl, die auch bei Hitzewellen oder Hurrikans eingesetzt wird, um indirekte Katastrophenfolgen sichtbar zu machen. Dazu zählen etwa Todesfälle infolge von Rauchbelastung, verschlechterter Luftqualität oder unterbrochener medizinischer Versorgung. Spätfolgen wie Atemwegserkrankungen oder Herzprobleme könnten die Opferbilanz weiter erhöhen.
Eine weitere Studie zu den Bränden in Kalifornien zeigt zudem: In fast allen Regionen beginnt die Waldbrandsaison heute deutlich früher als noch vor drei Jahrzehnten. Die Studie führt in 11 von 13 untersuchten Regionen einen Vorverlagerungseffekt von 6 bis 46 Tagen zwischen 1992 und 2020 auf die menschengemachte Erwärmung zurück. Mit weiter steigenden Temperaturen dürfte sich die Feuersaison künftig noch stärker nach vorne verschieben.
Gletscherschmelze in den Alpen startet in diesem Jahr besonders früh
Die Gletscher der Alpen stehen auch in diesem Jahr stark unter Druck. In der Schweiz setzte die entscheidende Schmelzphase – der sogenannte Gletscherschwundtag – ungewöhnlich früh ein. Er bezeichnet den Zeitpunkt, an dem der Winterschnee vollständig verschwunden ist und das darunter liegende Eis zu schmelzen beginnt. Laut einem Bericht im "Standard" begann der Gletscherschwund bereits Ende Juni oder Anfang Juli; früher trat dieser Moment meist erst Ende August ein.
Hauptursache ist ein extrem schneearmer Winter: Im Nordosten der Schweiz lagen auf den Gletschern so geringe Schneemengen wie noch nie seit Beginn der Messungen. Die sogenannte Ausaperung – das Freilegen der Eisoberfläche – begann dadurch schon Ende Mai und beschleunigte sich im Juni deutlich.
Nach Angaben des Gletschermessnetzes Glamos hat sich das Volumen der Gletscher seit 1950 nahezu halbiert – von 92,3 auf 46,5 Kubikkilometer. Seit mehr als zwei Jahrzehnten verzeichnen die Forscher in der gesamten Schweiz kein Jahr mit Gletscherzuwachs mehr. Selbst ein kühler Spätsommer könnte den Verlust kaum stoppen, da frischer Sommerschnee zu rasch schmilzt.
Auch in Österreich ist die Lage alarmierend: Laut dem österreichischen Alpenverein schrumpften 2023 bis 2024 fast alle der 90 beobachteten Gletscher; viele kleinere dürften in wenigen Jahren vollständig verschwunden sein.
Trump will Klimasatelliten abschalten
Sie liefern täglich Hunderttausende präzise Messungen zum globalen Kohlenstoffkreislauf – und doch könnten sie bald Geschichte sein. Die US-Regierung unter
Die beiden Satelliten verfolgen aus dem All, wo auf der Erde am meisten CO2 ausgestoßen wird und welche Ökosysteme den Treibhausgas-Ausstoß binden – vom Amazonas-Regenwald bis zu den borealen Nadelwäldern der Arktis. Nebenbei liefern sie exakte Karten zum weltweiten Pflanzenwachstum, die etwa zur Ernteprognose oder Dürreerkennung genutzt werden.
Offiziell geht es bei den Abschaltungsplänen um Einsparungen: Rund 15 Millionen Dollar jährlich kostet der Betrieb der Satelliten. Der Bau und Start hatten jedoch 750 Millionen Dollar gekostet – und beide Satelliten könnten noch mindestens drei Jahre reibungslos arbeiten.
Fachleute warnen, dass durch das Aus der Missionen nicht nur wertvolle Klimadaten verloren gehen würden, sondern auch die Fähigkeit der USA schwächen könnte, auf Extremwetter und andere Krisen zu reagieren. Zudem zeigen die bisherigen Auswertungen, wie sehr sich CO2-Senken unter dem Einfluss des Klimawandels verschieben – Wissen, das künftig fehlen könnte, wenn die Satelliten verstummen.
Wie die Klimakrise Walen die Stimme raubt
Blauwale – die größten Lebewesen der Erde – sind für ihre eindrucksvollen Gesänge bekannt. Doch in einer Studie schlagen Forschende Alarm: Entlang der kalifornischen Küste wurden die Rufe der Meeressäuger in den vergangenen Jahren deutlich seltener aufgezeichnet. Den Grund sehen die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen vor allem in der Klimakrise.
Die Untersuchung über sechs Jahre zeigt, dass extreme Meereserwärmungen das Verhalten der Wale tiefgreifend verändern. Besonders die Hitzewelle "The Blob", die zwischen 2013 und 2016 den Pazifik von Alaska bis Mexiko um bis zu 2,5 Grad Celsius aufheizte, brachte das Ökosystem aus dem Gleichgewicht. Die Bestände des für Blauwale lebenswichtigen Krills gingen stark zurück – und mit ihnen die Energie der Tiere.
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Ohne ausreichend Nahrung fehlt den Walen die Kraft für ihre Gesänge, so die Theorie. Während der Hitzewelle nahmen diese um fast 40 Prozent ab. Ähnliche Muster wurden auch bei Finnwalen beobachtet, während Buckelwale mit ihrer vielfältigeren Ernährung offenbar weniger betroffen waren. Der Rückgang der Walgesänge ist mehr als ein akustisches Phänomen: Er deutet auch auf eine geringere Fortpflanzungsaktivität hin – und damit auf mögliche langfristige Folgen für die gesamte Blauwal-Population.
Verwendete Quellen
- Jama, Paglino et al., 2025: "Excess Deaths Attributable to the Los Angeles Wildfires From January 5 to February 1, 2025"
- Science Advances, Madakumbura et al., 2025: "Anthropogenic warming drives earlier wildfire season onset in California"
- Standard.at: "Gletscherschmelze in den Alpen heuer besonders früh"
- Glamos.ch: "Entwicklung des Eisvolumens in der Schweiz"
- Alpenverein.at: "Gletscherbericht 2023/24" (PDF)
- NPR.org: "Why a NASA satellite that scientists and farmers rely on may be destroyed on purpose"
- Plos One, Ryan et al., 2025: "Audible changes in marine trophic ecology: Baleen whale song tracks foraging conditions in the eastern North Pacific"