Nach dem Amoklauf in Graz erinnert der Weiße Ring daran, dass nicht nur Verletzte, sondern auch Angehörige Anspruch auf Unterstützung nach dem Verbrechensopfergesetz haben – etwa auf Psychotherapie oder Schmerzengeld.
Die Verbrechensopferhilfe Weißer Ring hat nach dem Amoklauf in Graz auf Rechte für Betroffene nach dem Verbrechensopfergesetz (VOG) hingewiesen. Nicht nur Verletzte hätten als Opfer Ansprüche, sondern auch nahe Angehörige von getöteten oder lebensgefährlich Verletzten, teilte eine Sprecherin der Organisation am Mittwoch der APA mit. Sie gelten als sogenannte "Schockgeschädigte" und damit als "unmittelbar Geschädigte, beziehungsweise Opfer nach dem VOG", hieß es.
Zu den nahen Angehörigen zählt die Kernfamilie, inklusive Lebensgefährten, erläuterte die Verbrechensopferhilfe. "Bei vorhandener intensiver Gefühlsgemeinschaft können das auch erwachsene Geschwister sein." Auch die Stiefeltern zählen dazu, "wenn die Beziehung der einer gelebten Kernfamilie entspricht". Für sie sei eine wichtige Leistung nach dem VOG der Anspruch auf Kostenersatz für Psychotherapie.
Darüber hinaus gebe es bei schweren Belastungen laut Weißem Ring die Möglichkeit auf Schmerzengeld für schwere psychische Beeinträchtigungen, die den Grad einer schweren Körperverletzung erreichen – was nach dem mutmaßlichen Amoklauf in Graz wohl der Fall sein werde. Angehörige von getöteten Opfern hätten auch Anspruch auf den Ersatz der Bestattungskosten.
Betroffene, die körperlich verletzt wurden, hätten direkt Ansprüche nach dem Verbrechensopfergesetz. Diese seien vom Grad der Verletzung abhängig. Auch hier seien Schmerzengeld und Kostenersatz für Psychotherapie die wichtigsten Leistungen.
Hilfeleistungen beim Sozialministeriumservice beantragen
Das Verbrechensopfergesetz unterstützt Personen, die Opfer einer schweren Straftat wurden bzw. deren Hinterbliebene. Die Hilfeleistungen müssten beim Sozialministeriumservice beantragt werden. Vorgesehen sind etwa Hilfen wie Krisenintervention, psychotherapeutische Behandlung, Pauschalentschädigung für Schmerzensgeld oder Rehabilitation.
Der Weiße Ring biete Betroffenen Entlastungsgespräche, Beratung und Unterstützung an, sagte die Sprecherin zur APA. Auch wenn Personen Anträge nach dem VOG stellen, würde die Verbrechensopferhilfe sie dabei beraten und begleiten.
Nach Amoklauf - 600 Blutspenden schon am Dienstag
Dem Aufruf des Roten Kreuzes zum Blutspenden nach dem Amoklauf in Graz sind schon am Tag des Geschehens viele Menschen gefolgt: Rund 600 Blutkonserven wurden noch am Dienstag bis tief in die Nacht gespendet, der letzte Spender wurde um 2.00 Uhr verabschiedet. Auch heute, Mittwoch, und am Donnerstag gibt es wieder Sonder-Blutspendeaktionen in Graz, informierte das Rote Kreuz Mittwochvormittag.
600 gespendete Blutkonserven an einem einzigen Tag habe es seit mehr als 20 Jahren nicht mehr gegeben, sagte Rotkreuz-Präsident Siegfried Schrittwieser, der sich für die Unterstützung und Solidarität der steirischen Bevölkerung bedankte. "Im JUFA-Gästehaus wurde der letzte Blutspender um 2.00 Uhr morgens verabschiedet", so Christian Steinscherer, Leiter des Blutspendedienstes in der Steiermark. "Wir müssen die Blutbestände jetzt schnell wieder auffüllen. Gerade in den Sommermonaten ist das zusätzlich herausfordernd", sagte Steinscherer.
Besonders dringend gebraucht wird laut der Aussendung Blut der Blutgruppe 0 negativ, da diese gerade im Notfall allen Menschen auch ohne vorherige Bestimmung der Blutgruppe zur Verfügung gestellt werden kann. (apa/bearbeitet von ali)
Hilfsangebote
- Wenn Sie oder eine Ihnen nahestehende Person von Suizid-Gedanken betroffen sind, wenden Sie sich bitte an die Telefon-Seelsorge unter der Telefonnummer 0800/1110-111 (Deutschland), 142 (Österreich), 143 (Schweiz).
- Anlaufstellen für verschiedene Krisensituationen im Überblick finden Sie hier.