Die Schneemassen halten Österreich und den nördlichen Alpenraum in Atem. Für Einheimische und Urlauber gibt es auch für die kommenden Tage keine Entwarnung. Die größte Gefahr geht von Lawinen aus.

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In weiten Teilen Österreichs herrscht weiterhin große bis sehr große Lawinengefahr. In Salzburg und in der Obersteiermark gab es erneut die höchste Warnstufe 5.

Die teilweise massiven Schneefälle hielten ebenso wie in Tirol über Nacht an. Noch immer sind zahlreiche Orte von der Außenwelt abgeschnitten. Zudem mussten weitere Straßensperren errichtet werden. Zeitweise fiel mancherorts der Strom aus.

Höchste Lawinenwarnstufe

Für die nördliche Obersteiermark - vom Dachstein bis zum Hochschwab - gab der Lawinenwarndienst Donnerstagfrüh weiterhin mit Warnstufe 5 die höchste Stufe an. In den nördlichen Niederen Tauern - den Schladminger Tauern - galt Warnstufe 4 ("groß"), in den südlichen Niederen Tauern mit Stufe 3 "erhebliche" Lawinengefahr.

In den Seetaler Alpen, dem östlichen Randgebirge der oberen Oststeiermark und Teilen des Grazer Berglandes herrschte die Warnstufe 3, wie der Lawinenwarndienst mitteilte. Im westlichen Randgebirge zwischen Gleinalm und Koralm wurde die Gefahr auf 2 ("mäßig") auf der fünfteiligen Skala eingestuft.

Die prognostizierten weiteren Neuschneemengen seien vom Dachstein über das Tote Gebirge bis zum Hochschwab eingetroffen. In den vergangenen 24 Stunden fiel in den Nordstaugebieten 80 bis 140 Zentimeter Neuschnee, stellenweise sogar mehr.

Der Sturm hat den Schnee teils ordentlich verfrachtet, hieß es seitens des Lawinenwarndienstes. Dieser Triebschnee liege auf einer kalten, oft pulvrigen Schneeschicht. Die Verbindung dieser Schichten wird als sehr gering beurteilt.

In den Niederen Tauern nehmen die Schneemächtigkeiten dafür ab. In den südlichen Gebirgsgruppen sei der Schneedeckenaufbau weiterhin störanfällig.

Menschen müssen evakuiert werden

Noch Mittwochnachmittag wurden laut Bereichsfeuerwehrverband Liezen weitere rund 30 Gebäude im Bezirk evakuiert. Rund 85 Menschen mussten ihre Wohnräume vorübergehend verlassen. Auch ein Autohaus wurde evakuiert.

In Johnsbach brachten die Feuerwehrleute Medikamente an vereinzelte Haushalte, da kein anderer Transportweg möglich war.

Mittwochabend wurde zusätzlich zu den bestehenden Straßensperren in der Steiermark auch die Buchauer Straße (B117) über den Buchausattel zwischen Weng bei Admont und St. Gallen in beide Richtungen wegen Lawinengefahr gesperrt.

Damit ist der östliche Teil des Bezirkes Liezen nicht mehr über die Steiermark erreichbar, sondern nur mehr über Ober- und Niederösterreich.

Gemeinden sind ohne Strom

Mittwochabend waren die Ortsteile Pyhrn (Stadtgemeinde Liezen) und Hinterwildalpen (Gemeinde Wildalpen) durch umgestürzte Bäume ohne Strom.

Donnerstagfrüh gab es zehn ausgefallene Trafo-Stationen bei der Energie Steiermark, wobei die Stromversorgung im Raum Gams bei Hieflau, Gamsforst und im Krautgraben in der Gemeinde Landl am meisten Probleme machte. Laut Feuerwehr ist in dem Raum auch das Mobilfunknetz ausgefallen. Ein Trafo in Salza nahe St. Martin am Grimming war ebenfalls nicht in Betrieb.

Die massiven Schneefälle hielten auch in Tirol an. Nach wie vor waren etliche Orte nicht erreichbar, darunter etwa Kühtai, Galtür und Hochfügen. Neu hinzu kamen nach Angaben des Landes einzelne Weiler in den Gemeinden Alpbach, Söll und Ellmau. Siedlungsräume seien jedoch keine gefährdet.

Seit Mittwoch waren zudem auch Pfafflar und Teile der Gemeinde Berwang im Bezirk Reutte, die Gemeinde St. Leonhard im Pitztal, die Gemeinde Kaunertal und Ginzling im Zillertal vorerst von der Außenwelt abgeschnitten. Die Behörden werden gemeinsam mit den Lawinenkommissionen die Lage laufend neu bewerten, hieß es.

Die Lawinengefahr wurde von den Experten des Landes verbreitet mit "groß", also "Stufe 4" der fünfteiligen Gefahrenskala angegeben.

Triebschnee als große Gefahr

Neuschnee und starker Nordwestwind ließen störanfällige Triebschneeansammlungen entstehen. Diese seien leicht auslösbar, besonders in Kammlagen, Rinnen und Mulden. Die Gefahrenstellen seien zahlreich, bei der schlechten Sicht kaum zu erkennen und in der Höhe nehme deren Anzahl und Größe zu.

Einzelne mittlere bis große spontane Lawinen seien weiterhin möglich, besonders an Felswandfüßen und hinter Geländekanten, warnten die Experten. Unterhalb von rund 2.400 Metern sei zudem mit mittleren und vereinzelt großen Gleitschneelawinen zu rechnen.

Fast im ganzen Bundesland Salzburg bestand große bis sehr große Lawinengefahr. Die höchste Warnstufe 5 gab es erneut für einen schmalen Streifen im Bereich der Nordalpen vom nördlichen Pinzgau über das Hagen- und Tennengebirge bis zum Gosaukamm, hieß es im Lawinenwarnbericht des Landes. Hier sind zahlreiche spontane Lawinenabgänge zu erwarten.

Gerade in den Bereichen mit Stufe 5 können diese Abgänge auch extrem groß ausfallen. "Durch den kalten Schnee sind größere Reichweiten möglich. Exponierte Verkehrswege und Objekte können betroffen sein", hieß es im Bericht.

Unterhalb einer Seehöhe von 1.400 Metern bilde auch der Gleitschnee ein Problem. In den neuschneereichen Gebieten seien "imposante Anrisse" möglich. Auch hier könnten vereinzelt exponierte Wege und Objekte betroffen sein.

Gesicherte Pisten wegen Lawinengefahr nicht verlassen

Die Lawinenexperten rieten von Aktivitäten abseits gesicherter Pisten ab. Der Schnee sei sehr anfällig und es gebe sehr viele Gefahrenstellen im Gelände.

In den kommenden Tagen nimmt die Lawinengefahr langsam ab, die Lage bleibt aber weiter angespannt. Die Gefahr von spontanen Abgängen und auch die Störanfälligkeit geht allmählich zurück.  © APA

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