Die Amokfahrt von Alen R. in Graz jährt sich am Freitag zum zehnten Mal. Der Mann hatte dabei drei Menschen getötet, zahlreiche teils schwer verletzt. Mehrere Fußgänger überlebten nur, weil sie sich in Häusernischen oder in Geschäfte retten könnten.

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Alen R. hatte am 20. Juni 2015 bei seiner Attacke mit einem Geländewagen durch die Innenstadt drei Menschen getötet und rund 50 Passanten teils schwer verletzt. Vor einem Supermarkt hatte er Personen mit einem Messer angegriffen. Der Täter wurde noch in der Innenstadt gefasst und später zu lebenslanger Haft verurteilt. Er beging 2023 in seiner Zelle in der Justizanstalt Stein Suizid.

Um 12:15 Uhr hatte der damals 26-Jährige seine Amokfahrt in der Zweiglgasse im Bezirk Gries begonnen. Dort rammte er zwei Fußgänger, ein junges Paar - der Mann starb, die Frau wurde schwer verletzt. Dann griff er einige hundert Meter entfernt vor einem Supermarkt Personen mit einem Messer an, raste danach mit seinem Wagen in die Herrengasse und verletzte mit dem Pkw rund 50 Passanten - zwei davon starben, darunter ein vierjähriger Bub.

Nach seiner Fahrt durch die Herrengasse lenkte der Täter seinen Geländewagen über den Hauptplatz - wo gerade eine große Veranstaltung stattgefunden hatte - in die Schmiedgasse, wo er gegen 12:21 Uhr vor einer Polizeiinspektion plötzlich stoppte. Zwei Polizisten holten den Mann mit gezogenen Pistolen aus dem Wagen.

Flucht in Häusernischen oder Geschäfte

Hunderte Rettungs- und Polizeikräfte waren an jenem sonnigen Samstag stundenlang im Einsatz und versorgten nach der Amokfahrt die Verletzten. Zum Glück fand gerade eine Notfallsanitäterausbildung in Graz statt, viele Helferinnen und Helfer stellten sich sofort in den lebensrettenden Dienst. Mehrere Fußgänger überlebten knapp, weil sie sich nur durch Flucht in Häusernischen oder in Geschäfte in buchstäblich letzter Sekunde retten konnten. Die Identität eines der Todesopfer, einer Frau vor der Stadtpfarrkirche, blieb wochenlang ungeklärt.

Noch am Abend der Amokfahrt versammelten sich rund 500 Trauergäste bei einer Gedenkmesse in der Grazer Stadtpfarrkirche, vor deren Eingang der Täter ebenfalls vorbeigerast war. Danach kamen tausende Menschen bei Dunkelheit in die Herrengasse und entzündeten ein Kerzenmeer.

Gut eine Woche nach der Tat wurde ein Trauermarsch - abermals mit tausenden Teilnehmern - abgehalten. Zur abschließenden Gedenkveranstaltung am Hauptplatz kamen rund 12.000 Menschen. Der damalige ÖVP-Bürgermeister Siegfried Nagl, der auf einem Motorroller unterwegs und dem Amokfahrer nur knapp entkommen war, hielt eine eindringliche und berührende Rede.

Amokfahrer beging Suizid

Ab September 2016 musste sich der Täter vor Gericht verantworten. Es entbrannte eine Kontroverse um seine Zurechnungsfähigkeit. Die Geschworenen befanden ihn für schuldig, er wurde in ein forensisch-therapeutisches Zentrum eingeliefert. Zuletzt war er auf einer Sonderabteilung in der Justizanstalt Stein untergebracht, bevor er am 23. September 2023 tot in seiner Zelle aufgefunden wurde.

Zehn Tage vor dem zehnten Jahrestag erschütterte eine weitere Amoktat die steirische Landeshauptstadt. Ein ehemaliger Schüler des BORG Dreierschützengasse tötete mit Schüssen neun Schüler und Schülerinnen und eine Lehrerin, bevor er sich auf einem Schul-WC Suizid verübte. Zu einer Gedenkveranstaltung am Grazer Hauptplatz vergangenen Sonntag kamen zwischen 4.500 und 5.000 Trauernde.  © APA