Seit 2015 betreibt die "Vollpension" in Wien Cafés, in denen Pensionisten kochen, servieren und arbeiten. Nun soll das erfolgreiche Konzept per Crowdfunding in weitere Bundesländer gebracht werden.

Spätestens mit der im September beschlossenen Pensionsanpassung ist Altersarmut erneut in den Fokus gerückt. Besonders Frauen sind betroffen: Laut Zahlen vom diesjährigen Equal Pension Day liegen die Pensionen von Frauen um 39,7 Prozent unter denen der Männer. In Wien betreibt die "Vollpension" bereits seit 2015 Generationencafés, die Senioren einen Zuverdienst ermöglichen sollen. Am Dienstag zog das Unternehmen Bilanz und kündigte Expansionen nach Graz und Salzburg an.

Aktuell sind 55 Seniorinnen und Senioren bei den Generationencafés angestellt, die dort etwa kochen und servieren, administrativ arbeiten oder Fahrdienste übernehmen. Die Speisen von "der Oma" sind gleichzeitig Aushängeschild und Marketinginstrument, samt heimischem Dekor.

Rund 10.000 Gäste zählt der Betrieb monatlich, erklärt Vollpension-Gründer Moriz Piffl-Percevic vor Journalisten. "Neben zwei Millionen Euro Zuverdienst für Senioren mit kleiner Pension haben wir in den letzten Jahren jährlich 600.000 Euro Lohnnebenkosten alleine abgeführt."

Crowdfunding-Kampagne für Bundesländer-Cafés

Jetzt soll das Konzept nach Graz und Salzburg kommen. Dafür setzt das Unternehmen auf Crowdfunding - dadurch will man pro Standort 200.000 Euro sammeln. Die Zahlungen von mindestens 1.000 Euro sollen die Spender nach einer Laufzeit von zehn Jahren zurückbekommen, außerdem verspricht die Kampagne eine erfolgsabhängige Verzinsung zwischen null und zehn Prozent. Wird das Ziel erreicht, sollen die Cafés im nächsten Jahr öffnen.

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Piffl-Percevic sieht dabei einen blinden Fleck auf dem Arbeitsmarkt. "Als wir das zweite Generationencafé in der Johannesgasse eröffnet haben, haben sich innerhalb von 48 Stunden in Wien über 300 Seniorinnen bei uns beworben." Der lokale Betrieb würde so viel Aufmerksamkeit bekommen, "weil es offensichtlich in der Zivilgesellschaft sehr wenig Lösungen für den demografischen Wandel gibt".

Außerdem wirkt die Arbeit laut dem Vollpension-Ideengeber gegen Vereinsamung: "Finanzielle Armut ist der größte Treiber von Kontaktarmut. Das spiegelt sich in allen Studien wider. Das wissen wir aber auch aus den Gesprächen mit unseren Mitarbeiterinnen." (APA/bearbeitet von ng)