Österreich steckt in einer Haushaltskrise und muss dringend sparen. Nach Ansicht der politischen Spitzen ist die Zeit reif für eine Verwaltungsreform.
Unter dem Druck der Haushaltskrise wollen Bund, Länder und Gemeinden in Österreich gemeinsam strukturelle Reformen auf den Weg bringen. Bis Ende 2026 sollen etwa Voraussetzungen geschaffen werden, um unter anderem Energie für Haushalte und Unternehmen erschwinglicher zu machen, sagte Bundeskanzler
Man wolle sich dazu 18 Monate Zeit nehmen, um eine größere Verwaltungsreform zustande zu bringen. Das kündigte Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) nach einer Landeshauptleute-Konferenz in Leogang an, an der auch die Spitzen von Bundesregierung, Gemeinde- und Städtebund teilgenommen hatten. Konzentrieren will man sich auf die Bereiche Gesundheit, Bildung und Energie sowie auf Kompetenzbereinigungen und Verwaltungsvereinfachungen.
Formal wurde eine "Reformpartnerschaft" vereinbart, die vom Bund, den Ländern, Gemeinden und Städten gemeinsam getragen wird – erstmals in dieser Form, wie Haslauer betonte. Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) unterstrich, dass es hier nicht nur um Veränderung, sondern vor allem auch um Verbesserung gehe. "Es geht dabei nicht nur darum, Geld einzusparen, sondern in den angesprochenen Bereichen effizienter und schlanker zu werden."
Schnelle Reform in einzelnen Bereichen angepeilt
Relativ schnell agieren will die Bundesregierung im Bereich der Energie, wo der Kanzler in absehbarer Zeit zu Begutachtungsentwürfen kommen will. Hier gehe es darum, die Preise sowohl für Haushalte als auch für Unternehmen zu dämpfen. Zu beachten seien etwa Infrastrukturausbau und raschere Genehmigungsverfahren. Vizekanzler
Der Reformprozess wurde dabei bewusst nicht zu breit angelegt, um rasch Ergebnisse vorweisen zu können. "Wir sind gemeinsam zusammengetreten, um die Ernsthaftigkeit der Lage aus budgetärer Sicht zu unterstreichen. Das allein greift aber zu wenig", betonte Babler. "Es braucht diesen Schulterschluss, um Dinge auf den Weg zu bringen, die in der Vergangenheit nicht passiert sind."
Für Außenministerin Beate Meinl-Reisinger (NEOS) geht es um die Schritte, die man abseits der geopolitischen Rahmenbedingungen setzen könne: "Im Mittelpunkt steht die Wettbewerbsfähigkeit. Verfahrensbeschleunigung, Versorgungssicherheit von Energie, Deregulierung und Entbürokratisierung."
Städte- und Gemeindebund mit am Tisch
Im Gesundheitswesen habe man sich darauf verständigt, im Dreierschritt "digital vor ambulant vor stationär" vorzugehen – und das Gesamtsystem zugunsten einer Beschleunigung der Patientenlenkung umzubauen, erklärt Wiens SPÖ-Bürgermeister und Städtebundpräsident Michael Ludwig. Wartezeiten auf Behandlungen und Operationen sollen verkürzt werden. "Die Bevölkerung erwartet Sparmaßnahmen, bei der persönlichen Betroffenheit endet dann aber die Begeisterung dafür. Darum ist es wichtig, dass wir gemeinsam an einem Strang ziehen".
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Gemeindebundpräsident Johannes Pressl betonte, dass man die Einladung zur Landeshauptleute-Konferenz nicht nur aus gesamtstaatspolitischer Verantwortung, sondern auch aus Eigeninteresse angenommen habe. "Wenn die Kassen knapp werden, beginnt man nur zu verwalten, Ziel ist aber zu gestalten."
Haslauer sah das gemeinsame Vorgehen als ganz wichtiges Signal: "Damit wecken wir bewusst eine hohe Erwartungshaltung, die uns unter Druck setzen soll." Babler kündigte an, dass man bereits in einigen Monaten Zwischenergebnisse abliefern wolle.
Politisches Steuergremium wird eingesetzt
Für den Reformprozess wird ein politisches Steuergremium verantwortlich sein. Neben den Spitzen der Bundespolitik werden darin drei Vertreter der Landeshauptleute - darunter der oder die jeweilige Vorsitzende der Landeshauptleute-Konferenz sitzen. Dazu kommen Vertreter von Städte- und Gemeindebund.
Die Führungsverantwortung für die Themenkomplexe liegt beim Bund und wird vom jeweiligen Minister oder Staatssekretär übernommen. Sie sollen in den nächsten Monaten Vorschläge sammeln und analysieren, Verbesserungsvorschläge herausfiltern und dann vorlegen.
Die Frist mit Jahresende 2026 dürfte allerdings keine völlig verbindliche sein. "Wenn wir in einem Teilbereich länger brauchen, dann ist das so", betonte Haslauer. Er deutete auch an, dass die Entscheidungen über konkrete Maßnahmen wohl nicht konfliktfrei verlaufen werden. "Es wird das Match Förderlisten gegen Zentralisten."
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Jede Änderung verlange zudem auch Aufwendungen und Finanzierungen. "Das muss im nächsten Finanzausgleich abgebildet werden. Aber wenn es das gemeinsame Bemühen gibt, Lösungen zu finden, dann gibt es Lösungen." (APA/dpa/bearbeitet von ng)