Steigert Migration die Kriminalitätsrate? Bei "Markus Lanz" entbrannte eine hitzige Debatte, als es um Themen wie Clankriminalität und das allgemeine Sicherheitsempfinden im Land ging.
Das Thema der Runde
Laut der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) gab es über die Jahre eine Zunahme der Straftaten durch nicht-deutsche Täter. Dies heizte in der jüngsten Vergangenheit immer wieder die Diskussion über ein härteres Vorgehen gegen irreguläre Migration an. Auch
Die Gäste
- CDU-Politiker Herbert Reul bezieht Stellung zum Kampf gegen Clankriminalität: "Du musst das Problem, was da ist, benennen."
- Journalistin Ulrike Winkelmann fordert einen sensibleren Diskurs zu Kriminalität und Zuwanderung: "Ich fühle mich in Deutschland nicht bedroht."
- Sicherheitsexpertin Florence Gaub äußert sich zur Sicherheitslage in Europa und zur Verteidigungsfähigkeit Deutschlands: "Russland könnte jetzt überhaupt keinen Krieg mit uns anfangen."

Das Wortgefecht
ZDF-Moderator Markus Lanz sagte: "Kritiker sagen: 'Der Kampf gegen die Clans ist in Wahrheit längst verloren'." Journalistin Ulrike Winkelmann sah dies jedoch anders. Sie echauffierte sich über den Begriff "Clankriminalität". Das Problem dabei sei, "dass eben bestimmte Ressentiments bedient werden". Winkelmann erklärte, dass damit "eine bestimmte gesellschaftliche Stimmung" weiter befeuert werde.
Zeitgleich behauptete die "taz"-Chefredakteurin, dass sie sich in Deutschland allgemein sehr sicher fühle. Dennoch musste sie zugeben: "Ich glaube, dass das Sicherheits- und Unsicherheitsempfinden regional stark schwankt." Ulrike Winkelmann weiter: "Man lernt, sich so zu verhalten, dass man keinen Anlass hat, sich gefährdet zu fühlen – unabhängig von einer objektiven, möglichen Bedrohung." Der ZDF-Moderator hakte irritiert nach: "Was heißt das?" Winkelmann erinnerte sich an Momente, die sie selbst am Hamburger Hauptbahnhof erlebt hat und offenbarte: "Ich habe einfach jeden angeschrien, der mir zu nahe kam."
Eine Aussage, die Lanz fassungslos machte: "Aber das ist doch schon nicht gut?!" Winkelmann nickte: "Nein, natürlich nicht!" Aber: "Es ist nicht jede Frau Opfer – und muss es auch nicht sein." Lanz ließ sich davon nicht überzeugen und stellte klar: "Ich finde es irgendwie schwer erträglich, dass man sich als Frau auf eine gewisse Art verhalten muss, um nicht zum Opfer zu werden. (...) Das kann es doch nicht sein!"
Ulrike Winkelmann antwortete energisch: "Nein, das kann es nicht sein." Lanz konterte prompt: "Aber dann haben wir doch ein Thema!" Die Journalistin stichelte zurück: "Deswegen kämpfen wir ja auch an jeder anderen Front gegen das Patriarchat, oder?" Lanz reagierte lachend: "Das ist jetzt albern!" Er ergänzte mit ernster Miene: "Fast alle Bundesländer (...) berichten von einem massiven Anstieg an Gewaltkriminalität – insbesondere Straftaten in Ballungszentren."
Der Moment des Abends
In der Sendung sagte ZDF-Moderator Markus Lanz: "Die AfD verankert sich jetzt auch im Westen." Als er nach den Ursachen fragte, sagte CDU-Politiker Herbert Reul, dass nicht nur das Thema Sicherheit ein Faktor sei, sondern es auch mit "dem Erscheinungsbild" in einzelnen Stadtvierteln zusammenhänge. "Wenn Sie Gebiete haben, wo vorrangig Migranten oder ausländische (...) Menschen sind, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass immer mehr von diesen deutschen Mitbürgern, die da mal gewohnt haben, verschwinden. Das ist ein Verdrängungswettbewerb", so Reul.
Lanz hakte prompt nach: "Warum?" Reul antwortete ehrlich: "Das ist wahrscheinlich eine Gefühlslage von: 'Ich fühle mich hier nicht mehr wohl. Ich bin hier eine Minderheit und dann verschwinde ich hier.'" Der CDU-Mann weiter: "Das ist ein ganz langer Prozess und hat auch nicht nur eine Ursache." In dem Zusammenhang stellte er klar: "Du musst das Problem, was da ist, benennen – weil sonst macht das Problem mit den Leuten was und die Leute haben kein Vertrauen mehr zu dir."
Sicherheitsexpertin Florence Gaub stimmte zwar teilweise zu, sagte aber auch: "Ich glaube nicht, dass es eine direkte Kausalkette gibt zwischen Kriminalität und AfD. Die AfD ist wahnsinnig stark in Gebieten, da gibt's gar keine Ausländer." Laut Gaub ist "das Problem AfD (...) größer als Ausländerkriminalität in Nordrhein-Westfalen".
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Ulrike Winkelmann nickte und fügte hinzu, dass dafür gesorgt werden müsse, "dass eine Viertelstruktur sich verändern kann. Dass es eben nicht nur Armenviertel gibt, sondern dass der Staat endlich die Schrott-Immobilien auch tatsächlich aufkauft und darin gute, anständige Wohnungen einrichtet." Dabei handle es sich um "Fragen von Investitionen, die der Staat eben an anderer Stelle auch noch nicht geleistet hat". Ein Argument, das Markus Lanz nicht unkommentiert ließ: "Also es ist die Schuld des Staates und die Schuld von zu wenig Investitionen?" Ulrike Winkelmann nickte: "Das sind die Faktoren, die dazu beitragen!" Die Journalistin weiter: "Migrant sein hat nichts zu tun mit kriminell sein." Dem entgegnete Lanz kritisch: "Ich kann das Argument irgendwie nicht so richtig nachvollziehen. (...) In der Statistik tauchen 50 Prozent Menschen ohne deutschen Pass auf, wenn es um Kriminalität geht."
Der Erkenntnisgewinn
Der ZDF-Moderator wollte unter anderem der Frage auf den Grund gehen, wie man Themen wie Clankriminalität so lange ignorieren konnte: "Wie kann man zulassen, dass das zehn Jahre so läuft, ohne dass wirklich etwas passiert?" CDU-Politiker Herbert Reul konterte genervt: "Diese Frage, warum haben wir nicht früher ... unter uns gesagt, die kann ich nicht mehr so richtig hören!" Lanz reagierte prompt: "Wir müssen doch verstehen, was passiert ist." Darauf antwortete Reul ehrlich: "Weil es verpennt worden ist, weil man es nicht ansprechen wollte." Reul erklärte weiter, dass er deshalb ganz offen mit dem Thema umgehen wolle, denn: "Das können wir uns nicht mehr erlauben. (...) Ich setze mich ja selber der Gefahr aus, in eine Ecke gepackt zu werden. Ich versuche, damit ein bisschen Ehrlichkeit, Transparenz reinzukriegen." © 1&1 Mail & Media/teleschau