Im Wahlkampf hatte Trump seiner Basis versprochen, die Epstein-Akten zu veröffentlichen. Jetzt will er sie offenbar unter Verschluss halten. Das nährt Spekulationen darüber, ob Trump in den Akten auftaucht.
Was steht in den Epstein-Akten? Das ist die Frage, die aktuell vor allem viele Trump-Anhänger brennend interessiert. Um den verurteilten Sexualverbrecher Jeffrey Epstein, seine Kontakte zu berühmten Persönlichkeiten und seinen Tod in einer Gefängniszelle ranken sich verschiedene Verschwörungstheorien. Trump selbst befeuerte diese im Wahlkampf und versprach seiner Basis, durch das Veröffentlichen der Akten die Wahrheit ans Licht zu bringen.
Nun, zurück an der Macht, will der Präsident davon nichts mehr wissen. Der Aufschrei unter seinen Fans ist groß, eine Zerreißprobe droht. Was ist größer, der Glaube an eine große Verschwörung oder die Loyalität zu
Die Fakten zum Fall Epstein
Um die Faszination der Trump-Basis für den Fall zu verstehen, ist die Rolle Epsteins in der amerikanischen Elite entscheidend. Epstein pflegte enge Kontakte zu Prominenten wie
Von der Justiz wurde Epstein lange geschont. In einem viel beachteten Verfahren umging er 2008 durch einen für ihn vorteilhaften Deal ein Bundesverfahren in Florida. Das machte ihn für viele zum Symbol einer moralisch und juristisch unantastbaren Elite. Als Epstein 2019 nach seiner erneuten Verhaftung tot in seiner Gefängniszelle in New York aufgefunden wurde, wurde der Fall endgültig zum perfekten Stoff für Verschwörungstheoretiker.
Dabei sind die Fakten zu Epsteins Tod recht eindeutig: Die Ermittlungen ergaben, dass es sich um Suizid handelte. Die Untersuchung der New Yorker Gerichtsmedizin stützte dies. Minister und hohe Beamte von drei US-Regierungen bekräftigten immer wieder, dass es keine Hinweise darauf gebe, dass andere Personen an Epsteins Tod beteiligt waren.
Trump nährt die Spekulationen
Trump zweifelte immer wieder öffentlich an der Suizid-Version. Vor der Wahl 2024 zeigte er sich grundsätzlich offen für eine Freigabe der Akten, was viele in seiner Anhängerschaft begeisterte.
Dass er mit Kash Patel und Dan Bongino zwei Anhänger unbelegter Theorien an die Spitze des FBI berief, wurde als Signal gewertet. Doch nun die Kehrtwende: Patel und Bongino bestätigten die offizielle Version von Epsteins Suizid, Akten würden nicht freigegeben.
Auch Justizministerin Pam Bondi ruderte zurück – obwohl sie zuvor behauptet hatte, eine "Kundenliste" Epsteins liege auf ihrem Schreibtisch. Das Weiße Haus erklärte das mit einem Missverständnis. Trump selbst forderte seine Anhänger derweil auf, Epstein zu vergessen und nannte den Fall einen "Schwindel".
Die Verschwörungstheoretiker wenden sich gegen Trump
Diese Kehrtwende macht einige Anhänger misstrauisch. Hat womöglich Trump selbst mehr mit Epstein zu schaffen, als er zugibt? Anhaltspunkte dafür gibt es: Trump und Epstein feierten beispielsweise gemeinsam in den 1990er-Jahren, wie Videoaufnahmen zeigen. Laut Protokollen flog Trump mindestens siebenmal in Epsteins Privatjet.
In einem Interview von 2002 nannte er Epstein einen "großartigen Mann" – und sagte über ihn: "Es wird sogar erzählt, dass er schöne Frauen genauso mag wie ich. Und viele von denen sind eher von der jüngeren Sorte." Ein Satz, der sogar Trump mittlerweile unangenehm sein dürfte.
2019 distanzierte sich Trump als Präsident von Epstein und erklärte, nichts vom Missbrauch gewusst zu haben. Epstein bezeichnete Trump laut dem Journalisten Michael Wolff später als seinen "ehemals besten Freund" und erhob schwere, aber unbelegte Vorwürfe.

Gefundenes Fressen für Trump-Gegner
Gegner von Trump stürzten sich schon vor Wochen auf das Thema: Nach dem Bruch zwischen Trump und Berater Elon Musk schrieb dieser vor einigen Wochen auf X: "Zeit, die wirklich große Bombe platzen zu lassen: @realDonaldTrump ist in den Epstein-Akten." Belege lieferte er nicht.
Trumps früherer Sicherheitsberater Mike Flynn schrieb in einem langen Beitrag auf X, der Fall Epstein sei "mitnichten eine Täuschung", wie vom Präsidenten unterstellt. Vielmehr gehe es um Verbrechen an Kindern. Er rief den Präsidenten auf, "ein Mindestmaß an Vertrauen zwischen unserer Bundesregierung und den Menschen wiederherzustellen, denen sie dienen soll".
Dass Trumps Name als Bekannter Epsteins in Ermittlungsunterlagen auftaucht, ist plausibel – ohne dass daraus automatisch eine Schuld folgt. So wurde er unter anderem auch in Gerichtsdokumenten in harmlosem Zusammenhang genannt. Ob die geheimen Akten des FBI mehr enthalten, ist offen. Trumps Verhalten trägt jedenfalls nicht zur Entkräftung des Verdachts bei. Manche spekulieren, er wolle womöglich andere mächtige Personen schützen.
In Trumps Republikanischer Partei gibt es wachsende Sorge über die Revolte. Der Mehrheitsführer der Partei im Repräsentantenhaus, Mike Johnson, hatte am Dienstag Transparenz in der Affäre verlangt, um die Anhänger zu beruhigen.
Trump versucht, Demokraten die Schuld zu geben
Trump versucht derweil, die Demokraten für die angebliche Verschwörung verantwortlich zu machen und attackierte dabei auch die eigenen Anhänger: "Lasst diese Schwächlinge weitermachen und die Arbeit der Demokraten erledigen, denkt nicht einmal daran, von unserem unglaublichen und beispiellosen Erfolg zu sprechen, denn ich will ihre Unterstützung nicht mehr!", schrieb Trump auf Truth Social.
"Einige dumme Republikaner" seien den Demokraten auf den Leim gegangen, kritisierte Trump anschließend auch im Weißen Haus. Er behauptete, dass bestimmte seiner Parteikollegen "einem Drehbuch der Demokraten" folgten.
Ermittlerin des Falls Epstein gefeuert
Die jüngste Episode in der Epstein-Posse ist laut Medienberichten die Entlassung der Bundesermittlerin Maurene Comey. Die Tochter des früheren FBI-Chefs James Comey war in die Prozesse gegen Jeffrey Epstein involviert. Der genaue Grund ihrer Entlassung ist laut den Berichten noch unklar.
Die Entlassung durch das Justizministerium liefert den Spekulationen weiteren Nährboden. 2024 sprach sich Comey gegen eine Veröffentlichung der Akten aus. Damals nannte sie laut "New York Times" laufende Ermittlungen gegen Epsteins Frau Ghislaine Maxwell als Grund dafür.
Warum die Verschwörungstheorie für Trump so gefährlich ist
Die Affäre um Epstein berührt den Kern des von Trump geschürten Selbstverständnisses seiner "Maga"-Koalition: Trump als Kämpfer des kleinen Mannes gegen eine korrupte Elite, die das Land ausbeutet. Diese Erzählung war so wirkmächtig, dass es zu seiner Rückkehr ins Weiße Haus beitrug – seine Anhänger glaubten ihm nahezu bedingungslos.
Nun aber steht der Verdacht im Raum, Trump könne selbst Teil jenes Systems sein, das er zu bekämpfen versprach. Das birgt politische Sprengkraft: Denn es prallen zwei zentrale Antriebskräfte seiner Bewegung aufeinander – die Wut auf die Eliten und die Loyalität zum Präsidenten.
2016 behauptete Trump, er könne jemanden auf offener Straße erschießen, ohne Wähler zu verlieren. Doch der Bruch mit Teilen seiner treuesten Anhänger in der Epstein-Affäre könnte schwerer wiegen. Der 79-Jährige riskiert tiefe Risse im Fundament seiner Bewegung – und seine Partei womöglich eine herbe Niederlage bei den Kongresswahlen und damit Machtverlust. (lko)
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Korrektur: In einer früheren Version dieses Textes wurden die Begriffe Verschwörung und Verschwörungstheorie teilweise synonym verwendet. Wir haben die Stellen entsprechend angepasst.
Verwendete Quellen
- Material der Agenturen dpa und afp
- nytimes.com: Manhattan Prosecutor Who Handled Epstein Cases Is Fired