Was sind Teenager bereit zu tun, um in eine Gruppe aufgenommen zu werden oder einen Schwarm zu beeindrucken? Mit dieser Frage befasst sich die ZDF-Dramedyserie "Club der Dinosaurier". Hauptdarstellerin Lilly Krug erklärt im Interview, "wie verzweifelt und einsam man werden kann, wenn man ständig auf der Suche nach Bestätigung ist, diese aber nicht erfährt".

Ein Interview

"Club der Dinosaurier" (ab 6.6. in der ZDF-Mediathek und am 15.6. ab 20.15 auf ZDFneo) erzählt die Geschichte zweier pubertierender Jungen, die sich Testosteron besorgen. Doch statt männlicher zu werden, verwandeln sie sich in echsenartige Reptilien. Schauspielerin Lilly Krug, die Tochter von Veronica Ferres, spielt in der Serie die beliebte und vermeintlich selbstbewusste Schülerin Fiona.

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Frau Krug, zum Start der Dreharbeiten von "Club der Dinosaurier" vor einem Jahr gab es Berichte mit Überschriften wie "ZDFneo macht Serie über Jungs, die zu Reptilien werden" zu lesen. Inwiefern ist der Sechsteiler mehr als eine "Serie über Jungs, die zu Reptilien werden"?

Lilly Krug: In der Serie geht es definitiv um viel mehr, obwohl ich verstehen kann, warum sich für Überschriften auf diesen Aspekt fokussiert wurde. "Club der Dinosaurier" beschäftigt sich mit der Frage, was Menschen bereit sind zu tun, um in eine Gruppe aufgenommen zu werden. Die beiden Hauptcharaktere versuchen alles, um Anschluss zu finden – leider ohne Erfolg. In Folge der Ablehnung sind sie bereit, einen extremen Weg einzuschlagen – mit gefährlichen Folgen. Insofern zeigt die Serie, wie verzweifelt und einsam man werden kann, wenn man ständig auf der Suche nach Bestätigung ist, diese aber nicht erfährt.

Sie spielen in der Serie die beliebte, aber auch zunächst oberflächlich erscheinende Fiona, die im Verlauf der Serie eine spannende Entwicklung durchlebt. Wie stehen Sie zu Ihrer Rolle?

Meiner Meinung nach spannt Fiona einen wunderschönen Bogen. Anfangs steht sie für eine Fassade, in der alles in ihrem Leben perfekt zu sein scheint. Sie wendet wahnsinnig viel Energie dafür auf, diese Illusion aufrechtzuerhalten. Ich glaube, sie brauchte diese Wendung in ihrem Leben, dass eben diese Fassade plötzlich auseinanderbricht, denn in ihrem Kern ist Fiona sehr einsam. Sie weiß nicht mit dem Kontrollverlust umzugehen – eine Situation, die vermutlich die meisten von uns nachempfinden können. Insofern steht Fiona für mich für pure Authentizität.

"Das Schöne an der Serie sind meiner Meinung nach die Beziehungen unter den Figuren und ihr jeweiliger Wandel."

Gibt es eine Szene mit Fiona, die Ihnen ganz besonders in Erinnerung geblieben ist?

Ich denke an einen besonderen Moment zwischen Fiona und Suki [Tomomi Themann; Anm. d. Red.]. Ich möchte nicht zu viel spoilern, aber in dieser Szene wird deutlich, wie ehrlich und reif die beiden jungen Frauen mit einem Konflikt umgehen, ohne einen Keil zwischen sich treiben zu lassen. Tomomi und ich haben während des Drehs eine wirklich schöne Freundschaft aufgebaut – umso amüsanter war es für uns, zwei junge Frauen zu spielen, die sich eigentlich überhaupt nicht leiden können (lacht).

War es herausfordernd, neben dem Mystery-Anteil in "Club der Dinosaurier" auch die echten Probleme junger Menschen aufzuzeigen?

Ich glaube, der Mystery-Anteil bringt eine gewisse Leichtigkeit in die Serie. Grundsätzlich werden in "Club der Dinosaurier" aber durchaus schwere und tiefgründige Themen, wie etwa der Tod, Ausgrenzung oder die Suche nach der eigenen Identität, behandelt. Das macht das Gesamtpaket natürlich umso größer, denn von Humor und Leichtigkeit bis hin zu intensiven Herausforderungen ist in den sechs Folgen alles dabei. Das Schöne an der Serie sind meiner Meinung nach die Beziehungen unter den Figuren und ihr jeweiliger Wandel.

Angenommen, Sie dürften sich eine Rolle auf den Leib schneidern – welche wäre das?

Ich würde sehr gerne einmal eine historische Figur spielen. Außerdem reizt es mich, in eine Rolle zu schlüpfen, die nicht von dieser Welt ist. Darüber hinaus habe ich mir lange gewünscht, in einem Drama mitwirken zu dürfen – diesen Wunsch konnte ich mir kürzlich erfüllen, was mich sehr gefreut hat.

So verbindet Lilly Krug ihr Psychologiestudium mit der Schauspielerei

Sie studieren in den USA Psychologie. Wie sieht Ihr typischer Alltag als Schauspielerin, die zusätzlich ein Studium absolviert, aus?

Wenn ich ehrlich bin, habe ich keinen typischen Alltag (lacht). Jeder Tag ist anders und genau das liebe ich. Es gibt Tage, an denen ich zu Castings gehe oder Coachings wahrnehme, etwa, um für eine Rolle oder ein Casting einen Akzent zu lernen. Dienstagnachts finden meine Seminare der Schauspielschule statt, und natürlich gibt es drumherum noch jede Menge Meetings, die ich wahrnehme.

Hinzu kommt dann das Psychologiestudium: Einige Kurse kann ich online wahrnehmen. Drehe ich beispielsweise in Europa, finden die Webinare dann entsprechend nachts statt. Bin ich in den USA, besuche ich die Kurse vor Ort. Dementsprechend benötige ich also etwas mehr Zeit für mein Studium und werde es voraussichtlich abschließen, wenn ich 25 Jahre alt bin. Alles unter einen Hut zu bekommen, ist herausfordernd, keine Frage – aber ich bin happy, als Schauspielerin arbeiten und parallel studieren zu dürfen.

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Nehmen Sie die Learnings aus Ihrem Psychologiestudium mit ans Set, um Ihren Rollen mehr Tiefe geben zu können?

Durch das Studium hat sich mein Verständnis für andere Menschen vollkommen geändert. Man kann gewisse Verhalten nicht nur auf emotionaler, sondern auch auf einer logischen Basis nachempfinden. Insofern hilft mir dieses Wissen durchaus, manche Figuren oder Rollen besser verstehen oder greifen zu können. Es war nie das Ziel, Psychologie zu studieren, um das erlernte Wissen mit der Schauspielerei zu kombinieren. Trotzdem ist es irgendwie passiert (lacht).

Planen Sie, eines Tages als Psychologin zu arbeiten?

Das weiß ich aktuell noch nicht genau. Ich weiß aber, dass es mir wichtig ist, ein weiteres berufliches Standbein neben der Schauspielerei zu haben.

Als Schauspielerin haben Sie bereits mit Ihrer Mutter, Veronica Ferres, zusammengearbeitet. Holen Sie sich Rat bei ihr oder treffen Sie Entscheidungen rund um Ihre Karriere alleine?

Ich bitte Mama und Papa als Mama und Papa um Rat. Meine Mutter lässt mich meine beruflichen Entscheidungen völlig frei treffen und bringt sich erst dann ein, wenn ich sie bewusst einbeziehe. Wir haben eine wirklich tolle Beziehung und ich weiß, dass ich sie immer um Rat bitten kann – ob in beruflicher oder privater Hinsicht.

Lilly Krug: "Es hat sich eine Freundschaft entwickelt"

Klingt nach einem wertschätzenden Austausch auf Augenhöhe.

Absolut. Die Beziehung zwischen meiner Mutter und mir hat sich zu einer Freundschaft entwickelt. Ich bin erwachsen geworden, weggezogen und mache, genau wie sie, mein eigenes Ding. Als umso schöner empfinde ich es, wenn sich eine Eltern-Kind-Beziehung so entwickelt wie unsere.

Gibt es eine Filmrolle aus der Karriere Ihrer Mutter, in die Sie sofort schlüpfen würden?

Viele! Spontan fallen mir direkt "Rossini", "Die Frau vom Checkpoint Charlie" oder "Unter Deutschen Betten" ein. Erst vor wenigen Monaten habe ich mir das Showreel ihrer Filme angesehen und habe festgestellt, dass ich gar nicht wusste, in wie vielen Produktionen sie mitgewirkt hat. Meine Mutter hat in so vielen Filmen mitgespielt, dass ich sie mir gar nicht alle merken kann (lacht). Dabei beeindruckt mich vor allem ihre Wandlungsfähigkeit.

Mama steht mit vielen ihrer Rollen für Frauen-Empowerment, was ich sehr an ihr liebe. Sie ist ein so freier Geist und ich bewundere sie dafür, dass sie auch in Zeiten, in denen empowernde Rollen noch nicht so angesagt waren, für sich eingestanden ist.

In Ihrer Karriere haben Sie bereits große Blockbuster wie "Shattered" oder "Plane" gedreht. Wie ist es, mit Größen wie Gerard Butler oder John Malkovich zusammenzuarbeiten?

Ich durfte mir in den vergangenen Jahren ein tolles Netzwerk aufbauen, was viel verändert hat. Denn neben den großen Namen mancher Schauspielkolleginnen und -kollegen ist es das Menschliche, das plötzlich im Fokus steht. Ein Gerard Butler beispielsweise ist dann nicht mehr der Superstar Gerard Butler, sondern der Mensch Gerard. Natürlich hat man immer eine Idee davon, wie eine Person im echten Leben sein könnte. Sobald man sich dann aber wirklich trifft, erkennt man die Person hinter der Idee, was sich entsprechend auf die gesamte zwischenmenschliche Dynamik auswirkt.

Worauf dürfen sich Ihre Fans in diesem Jahr noch freuen?

2024 habe ich an drei tollen Projekten mitgewirkt, die in diesem Jahr noch erscheinen werden. Es wird ein Drama über Anna Nicole Smith, einen Horrorfilm über Künstliche Intelligenz und einen Science-Fiction-Thriller geben – es wird also ein ziemlich abwechslungsreiches Jahr, auf das ich mich sehr freue.

Über die Gesprächspartnerin

  • Lilly Krug ist eine deutsche Schauspielerin und Model. Ihre Eltern sind die Filmschauspielerin Veronica Ferres und der Werbemanager Martin Krug. Nach verschiedenen Episodenauftritten in TV-Serien wie "Der Lehrer" oder "Hubert ohne Staller" übernahm Krug 2022 erstmals eine Hauptrolle in dem von Veronica Ferres produzierten Thriller "Shattered – Gefährliche Affäre". In dem Actionthriller "Plane" aus dem Jahr 2023 mit Gerard Butler war sie in einer Nebenrolle zu sehen. Krug lebt in Los Angeles und studiert dort Psychologie.