Vom Zeichentrick-Klassiker zur Live-Action-Adaption: "Lilo & Stitch" ist zurück! Wir verraten, ob der Charme des Originals bewahrt wurde und warum dieser Film für Lacher und Tränen sorgt.
Es gibt eine ziemlich einfache Methode, um herauszufinden, ob ein Kinderfilm funktioniert: die Reaktion der eigenen Töchter am nächsten Morgen. "Weißt du noch, das böse Schimpfwort, das der Stitch gesagt hat? Und danach haben sich alle die Hände vor die Augen geschlagen?" Oder: "Wie die sich mit dem Wasserschlauch vollgespritzt haben?" Und natürlich: "Der Stitch war so süß!"
Für Disney ist "Lilo & Stitch" (ab 22. Mai im Kino) der nächste Versuch, einen seiner erfolgreichen Zeichentrickfilme als Realverfilmung neu aufzulegen, um damit die nächste Generation von Kindern zu erreichen. In der jüngeren Vergangenheit war das eher ein holpriges Unterfangen. "Schneewittchen", "Die kleine Meerjungfrau" und "Mufasa" wurden zum Teil harsch kritisiert; es war von Ideenlosigkeit und Geldmacherei die Rede.
Kritik wird es ohne Zweifel auch diesmal wieder für "Lilo & Stitch" geben. Als der Film 2002 in die Kinos kam, war er äußerst erfolgreich und wurde sogar für einen Oscar nominiert. Er gilt als einer der modernen Klassiker von Disney, verband liebevoll Handzeichnungen mit Computeranimation.
Insbesondere die Darstellung einer dysfunktionalen Familie und die authentische Einbindung der hawaiischen Kultur unterscheiden ihn von vielen anderen Disney-Filmen und verleihen ihm eine besondere Tiefe. Es folgten ein zweiter Film und eine Fernsehserie.
"Lilo & Stitch": Vom Außerirdischen zum Haustier
Angesichts dieses Erfolgs und der besonderen Stellung des Originals im Disney-Kanon dürfte das auch der Grund sein, warum die Neuauflage so gut wie nichts verändert hat. Der Patchwork-Aspekt ist diesmal die Kombination von Animation und Realfilm; die Geschichte, die Figuren selbst, die Gags wurden über weite Teile eins zu eins aus dem Original übernommen.
Hier liegt auch ein Punkt, der polarisieren könnte: Obwohl Stitch weiterhin ein CGI-Charakter ist, wirkt er durch seine Integration in die reale Welt manchmal anders als im Zeichentrickfilm – ein Umstand, der manche an eine Puppe aus der "Muppet Show" erinnern mag.
Stitch, oder 626, ist das neueste genetische Experiment des außerirdischen Wissenschaftlers Doktor Jumba Jookiba (Zach Galifianakis). Ein geiferndes blaues Ding mit großen spitzen Zähnen, Stacheln und Antennen auf dem Kopf, geschaffen, um Chaos und Zerstörung über das Universum zu bringen. Auf seinem Weg zu einer Strafkolonie entkommt er und stürzt auf der hawaiianischen Insel Kauai ab.
626 zieht Stacheln und Antennen ein und tarnt sich als Hund, auch wenn er mehr aussieht wie ein Koala mit Schlappohren. Das kleine Mädchen Lilo (Maia Kealoha) entdeckt ihn in einem Tierheim und nimmt ihn bei sich auf. Nach dem Tod ihrer Eltern lebt sie zusammen mit ihrer Schwester Nani (Sydney Elizabeth Agudong). Das klappt mal mehr oder weniger gut, nach der Ankunft des kleinen Außerirdischen erheblich weniger.
Lilo nennt ihr neues Haustier Stitch, und gemeinsam verwüsten sie ihre Umgebung, wie es wohl nur eine Sechsjährige und ein haariges Monster können. Dass gleichzeitig zwei Aliens und die CIA hinter dem blauen Chaosstifter her sind, macht das nicht besser.
Lachen und Heulen liegen nah beieinander
Dominieren in der ersten Hälfte die komödiantischen Aspekte von "Lilo & Stitch", kommen später ernsthafte Themen zur Sprache. Das Jugendamt will Nani und ihre Schwester trennen; es geht um Trauer, Liebe und warum auch dysfunktionale Familien glücklich machen können – die klassischen Themen vieler Disney-Filme.
Das verfehlt seine Wirkung nicht. Bebt das Kino der Nachmittagsvorstellung in der ersten Stunde unter dem Kinderlachen, wird zunehmend auch hemmungslos geheult, etwa als Lilo und Nani sich trennen müssen oder Stitch bei der Verfolgung durch seine Widersacher fast ums Leben kommt.
Das funktioniert noch immer so gut wie vor 23 Jahren. "Lilo & Stitch" ist ein gelungener Versuch, einen bewährten Stoff für die nächste Generation zugänglich zu machen. Das mag nicht sonderlich kreativ sein und der animierte blaue Außerirdische sieht manchmal aus wie eine Puppe aus der "Muppet Show”, aber auch 2002 war der Zeichentrickfilm letzten Endes nichts anderes als eine Variation des Themas von "E.T."
"Lilo & Stitch" besitzt viel Witz, Charme und Gefühl. Maia Kealoha spielt herzzerreißend das schlaue, unangepasste Mädchen, das mit einem Schicksalsschlag leben muss, der Chaos-Außerirdische macht so viel Spaß, dass er auch am nächsten Tag noch präsent ist. "Papa, Papa, Papa, bekommen wir Stitch?", fragte eines der Kinder. Das dürfte allerdings ziemlich schwer werden.