Andrea Sawatzki hat sich in ihrem neuen Buch "Biarritz" mit dem Verhältnis zu ihrer Mutter beschäftigt. Im Interview sprach die Schauspielerin über die Auswirkungen auf ihre eigene Mutterschaft und den Umgang mit älteren Menschen in Deutschland.

Seit über 25 Jahren sind Andrea Sawatzki und Christian Berkel ein Paar, seit 2011 auch verheiratet. Die beiden Schauspieler sind Eltern zweier Söhne, die 1999 und 2002 auf die Welt kamen. Im Interview mit der "Bild"-Zeitung sprach die 62-Jährige über ihre Rolle als Mutter und das Verhältnis zu ihrer eigenen Mutter.

Sawatzkis Mutter verlor beide Elternteile früh, habe dann in einem englischen Haushalt arbeiten müssen. "Sie wurde sozusagen entsorgt. Sie hat das Gefühl Familie deshalb nie erlebt und auch nie gelernt, was es heißt, Mutter zu sein", erklärte die Schauspielerin.

Andrea Sawatzki hat ihre "Kindheit sehr sorgfältig austherapiert"

Erst als sie selbst Mutter geworden sei, habe sie sich ihrer Kindheit gestellt. "Ich glaube, man kann nur eine gute Mutter sein, wenn man sich selbst akzeptieren kann, was ich bis dato selbst nicht konnte." Sie habe ihre "Kindheit sehr sorgfältig austherapiert. Ich konnte irgendwann gut weiterleben, ohne dass meine Mutter ein Verständnis für mich und mein Leben gezeigt hätte".

Ein weiterer Aspekt, der sie zum Schreiben des Buches angeregt habe, seien ihre Erfahrungen mit der Pflege älterer Menschen. Sawatzkis Vater litt in seinen letzten Lebensjahren an Demenz. "Ich hadere grundsätzlich damit, wie mit den alten Menschen in Deutschland umgegangen wird", wie sie es selbst erlebt habe. "Ich kann es kaum ertragen, wie wir alte Menschen abschieben. Und auch, dass überall das Pflegepersonal fehlt und dass wir diese Menschen nicht gerecht bezahlen." Ihr Vater starb im Jahr 1978, seitdem habe sich aus ihrer Sicht nicht viel verändert. "Ich stelle nicht fest, dass sich in den letzten 50 Jahren etwas verbessert hat."

Schauspielerin pflegte ihren Vater schon im Kindesalter

Vor einiger Zeit hatte die Schauspielerin in einem Interview mit "Bild" über ihre schwierige Kindheit und Jugend mit ihrem schwer kranken Vater gesprochen. "Meine Mutter hatte Nachtdienst als Krankenschwester im Krankenhaus. Sie hat meinen Vater tagsüber gepflegt, wenn ich in der Schule war und sie eigentlich schlafen sollte", so Sawatzki. "Ich habe übernommen, wenn ich aus der Schule kam, damit sie noch etwas schlafen konnte und dann die Nacht hindurch auf meinen Vater aufgepasst. Wenn ich eigentlich schlafen sollte."

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Sie sei oft zu müde gewesen, um überhaupt in die Schule zu gehen. Nach dem Tod des Vaters habe sie die Schule abgebrochen und erst einmal gejobbt, um etwas Geld zu verdienen. Der Besuch einer Schauspielschule habe dann die entscheidende Wende in ihr Leben gebracht. (vit)

Verwendete Quellen