In "Schwarze Schafe 2" gibt Jella Haase die freche Berlinerin - im echten Leben fühlt sie sich aber oft zu nett. Im Interview verrät sie außerdem, wie wild ihre Jugend war, was sie mit unbegrenztem Geld anstellen würde - und wo sich Berlin noch wirklich nach Berlin anfühlt.
Fast zehn Jahre nach dem mehr oder weniger verstörenden, auf jeden Fall aber maximal schrägen Kultfilm "Schwarze Schafe" kommt an diesem Donnerstag (17. Juli) die Fortsetzung in die Kinos. Diesmal gibt es einen umweltbewussten Neuköllner Clan-Chef, Bienen auf Speed und Genderpuppen. In "Schwarze Schafe 2" spielt
Haben Sie sich jemals als "schwarzes Schaf" gesehen?
Haase: Ehrlich gesagt habe ich das Gefühl, dass ich eher konfliktscheu und eine People Pleaserin bin als ein schwarzes Schaf.
Küchenpsychologisch gesehen steckt dahinter oft auch die Angst, irgendwie falsch zu sein...
Haase: Ich habe eher Angst davor, Leute vor den Kopf zu stoßen oder sie zu verletzen. Ich kriege ganz schnell ein schlechtes Gewissen. Ich möchte immer, dass sich alle gleich wertgeschätzt und geliebt fühlen - auch wenn mir das manchmal im Weg steht, weil ich mir nicht immer den Raum nehme, den ich bräuchte.
Müssen Sie sich oft auf die Zunge beißen?
Haase: Ich merke schon, dass manchmal Sachen in mir brodeln, aber ich glaube, ich habe mir das abgewöhnt, die zu äußern. Ich weiß nicht warum, meine Eltern sagen zum Beispiel immer, was sie denken. Ich bin da angepasster - ich gewöhne mir diese Schnoddrigkeit aber wieder an. Ich war schon mal frecher.
Ihre Figur Delphine klaut im Film eine Kreditkarte und macht einen Tag lang was ihr gefällt - was würden Sie in Berlin machen, wenn Sie einen Tag lang unbegrenzt Geld hätten?
Haase: Ich würde wahrscheinlich eine richtig fette Party schmeißen. Im Fernsehturm, auf einem Boot auf der Spree - oder ein Festival auf dem Tempelhofer Feld.
Würden Sie sagen, die ganzen Klischees über Berlin stimmen oder eher nicht?
Haase: Sowohl als auch. In Berlin passieren einem Sachen, die sind krasser als im Film.
Haben Sie so eine Geschichte parat?
Haase: Was man hier schon für Nächte erlebt hat! Ich war mal nach einem Filmpreis mit einem Kollegen unterwegs, der wurde von der BSR [Berliner Stadtreinigung, Red.] erkannt und angequatscht - und dann hat die BSR uns zum Club gefahren. Das ist doch irgendwie cool! Oder auch, was einem für Leute begegnen. Oder wie oft man angebellt und wüst beschimpft wird. Wenn man sich darauf einlässt, passieren die wildesten Dinge in Berlin.
Ich glaube aber auch, dass sich viel von diesem anarchischen, wilden Berlin verändert hat und dass man da vielleicht auch einem Image hinterherläuft. Ich wurde selber schon aus einer Wohnung rausgentrifiziert. Und ich kenne viele Künstler, die überhaupt nicht mehr in Berlin wohnen können, dabei waren sie Teil von diesem Puls der Stadt.
Wo fühlen Sie das alte Berlin jetzt noch?
Haase: Auf dem Tempelhofer Feld, deshalb unterstütze ich auch die Initiative "100% Tempelhofer Feld". Das ist der letzte Teil von so einem freien Berlin, den ich als Sehnsuchtsort bezeichnen würde. Was dort für ein freiheitlicher und gemeinschaftlicher Geist vorherrscht, wenn man an einem Sommerabend langgeht, das berührt mich. Und das ist einmalig, auch in ganz Europa und dafür kommen auch Menschen her.
Sie sind in Berlin groß geworden - wie wild war Ihre Jugend auf einer Skala von 1 bis 10?
Haase: 12.
Haben Sie einen Erziehungstipp für Eltern, deren Kinder in Berlin aufwachsen?
Haase: Ich glaube, Aufklärung ist extrem wichtig, aber auch Grundvertrauen. Man muss sich davon verabschieden, dass man Kinder für immer vor allem beschützen kann. Aber ich habe ja auch keine Kinder...
Ihre Eltern haben Ihnen viele Freiheiten gelassen...
Haase: Wir durften alles - bis zur Pubertät, dann wurde der Riegel vorgeschoben. Da habe ich dann rebelliert, weil ich dachte: "Jetzt fangt ihr damit an? Seh' ich gar nicht ein!"
Sie haben oft erzählt, dass Sie dem Stress in Ihrem Leben mit Detox-Reisen oder Fastenwandern begegnen. Muss man aus Berlin raus, um sich zu entspannen?
Haase: Ich ja. Ich treffe mich wahnsinnig gerne mit Leuten und habe sehr wenig freie Zeit und wenn, dann plane ich die voll. Ich muss mir Pausen richtig aktiv vornehmen. Und ich kann die nicht in Berlin verbringen, weil hier so viele Verlockungen sind.
Sie haben auch gesagt, dass es an der Zeit wäre, mal woanders zu leben. Wohin würde es Sie denn ziehen?
Haase: Momentan liebäugle ich ein bisschen mit der Schweiz... Aber ich hätte auch total Lust, mal eine längere Zeit in Frankreich zu verbringen.
Und was würden Sie vermissen an Berlin?
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Haase: Meine Freunde, meine Familie, das Gefühl - ich liebe einfach den Berlin-Vibe. Ich habe den in mir. Jedes Mal, wenn ich wiederkomme, kann ich mich wieder über Berlin freuen.
Wurde diese Freiheit eingeschränkt durch Ihre Bekanntheit?
Haase: Ich glaube, dass ich mich davon gar nicht mehr so einschränken lasse. Das war früher mehr, weil es mich eingeschüchtert hat. Jetzt bin ich entspannter geworden und mache alles, worauf ich Lust habe. Gestern waren wir abends auf dem Kudamm, das war lustig. Da sind schon sehr viele junge Girls angekommen - aber ansonsten sind die Berliner auch relativ entspannt. (mia/spot) © spot on news