In der Kulturszene Österreichs regt sich Widerstand gegen Milo Rau. Er hatte "zum Widerstand gegen die Kriegsverbrechen in Gaza" aufgerufen - nun steht der Regisseur selber in der Schusslinie.
Der am 4. Oktober unter anderem auf der Homepage der Wiener Festwochen veröffentlichte Offene Brief von Intendant und Regisseur Milo Rau "zum Widerstand gegen die Kriegsverbrechen in Gaza" hat in der österreichischen Kulturszene eine breite Ablehnungsfront hervorgerufen.
Ihm gehe es bei seinen Vorwürfen, die Kulturszene schweige zu den Vorgängen in Gaza, um einseitige Schuldzuweisungen, und er betreibe Geschichtsrelativierung, werfen die Unterzeichner einer Gegenerklärung Rau vor.
"Wir rufen auf, gerade jetzt in der künstlerischen Auseinandersetzung für Differenzierung und gegen Einseitigkeit die Stimme zu erheben", heißt es in dieser "Absage", die von mehreren Dutzend Kunst- und Kulturschaffenden wie Theaterleiter Thomas Birkmeir, Schauspielerin Dörte Lyssewksi und Komponist Johannes Maria Staud sowie Autorinnen und Autoren wie Elfriede Jelinek, Karl Markus Gauß, Olga Flor, Monika Helfer, Michael Köhlmeier, Doron Rabinovici und Vladimir Vertlib unterzeichnet wurde.
"Sie haben den moralischen Zeigefinger gegen das verbale Schwert eingetauscht – und spielen dabei Kläger, Richter und Dramaturg in Personalunion."
Theatermacher Airan Berg hat mit einem eigenen Offenen Brief reagiert. "Sie haben den moralischen Zeigefinger gegen das verbale Schwert eingetauscht – und spielen dabei Kläger, Richter und Dramaturg in Personalunion", heißt es darin.
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"Sie hatten Ihre Bühne; Sie haben Ihr Statement gemacht. Aber Sie machen dadurch eine öffentlich geförderte Institution zur Tribüne einer einseitigen Agitation. Das Publikum, die Künstler:innen und die Steuerzahler:innen verdienen jedoch Neutralität, Integrität und die Bereitschaft zur Debatte - nicht zur persönlichen Morallektion. Im Grunde, denke ich, dass Sie Ihren Hut nehmen sollen."
Zu einem Kommentar von Ex-Staatsopern-Direktor Ioan Holender im "Kurier" ("Durch den von Frau Stadträtin hochgelobten Rau blüht die Antipathie gegen alles Jüdische, um nicht das Wort Antisemitismus zu benutzen.") hat sich dagegen Karl Mahrer, Kultursprecher der Wiener Volkspartei, zu Wort gemeldet. "Die Wiener Festwochen müssen wieder zu dem werden, was sie ursprünglich waren - ein Fest der Kunst, der Vielfalt und des Dialogs, nicht ein Forum für politische Polarisierung", fordert der Gemeinderat am Dienstag via Aussendung. (APA/bearbeitet von mbo)