Reiner Calmund, Steffen Henssler
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Es ist keine normale "Grill den Henssler Sommer-Special"-Ausgabe. Es ist die Show für GDH-Legende Reiner Calmund. Das 76-jährige Urgestein der Kochshow geht in den Juroren-Ruhestand. Er wird von Samba-Schönheiten eskortiert. Laura Wontorra sagt zu Recht: "Der erste Gang ist Gänsehaut. Heute ist nicht nur die Seebühne nah am Wasser gebaut."
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Es gibt "Calli, Calli"-Chöre, Standing Ovations, eine "Danke Calli"-Choreo des Publikums. Dieser ist sofort zu Tränen gerührt. "Ich bin schon etwas wehmütig", gibt er zu, als ihn Steffen Henssler herzlich empfängt. Dann aber wird doch gebruzzelt. Hensslers Gegner: Mirja Boes, Detlef Steves, Matze Knop und Koch-Coach Johann Lafer. Alle auf Wunsch von Calli.
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Die Promis nennen sich "Drei Engel für Calli" und legen beim Impro-Gang (Thunfisch-Steak, Mango, Kokosnuss) mit gewohnter Hektik, aber motiviert los. Henssler nervt Kokos. Calli, in einem Thronstuhl platziert, gibt sein Votum ab - und den Promis gleich die Bestnote. "Boah, wat'n sensationeller Tuna! Ich hab' die 12 und 14 gesucht, war aber nur 'ne 10 da."
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Jana Ina Zarella und Christian Rach ("Ich will Calli in der letzten Sendung nicht widersprechen") sehen die Tendenz ähnlich. Die Promis siegen 28:24 und setzen bei der ersten Küchen-Competition gleich noch einen drauf. Bei "kleiner Drecksack", einem der Lieblingswörter von Calli, ziehen sie Henssler beim Säckchenwerfen ab. Schon steht's 31:24.
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Natürlich sind auch alle Gerichte nach Callis Geschmack. Bei der Vorspeise gibt's von Matze Knop (links) unter Aufsicht von Johann Lafer Mookata, eine Thai-Suppe, die koreanisches Barbecue und chinesischen Hot Pot vereint. Jedenfalls in der Theorie. Matze ist beim Scherzen stark: "Laura, klasse Outfit. Hat was von 'ner Folienkartoffel." Aber am Grill?
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Henssler hat von Mookata noch nie gehört. Auch die Zubereitung im Spezial-Wok ist ihm nicht geheuer, und so fackelt er das Ding erst mal ab. Aber das Resultat mundet der Jury. Rach ("Simpel, klar, auf den Punkt") gibt sogar eine glatte 10, von Jana Ina und Calli gibt's jeweils eine 9. Matze Knop muss sich beim ersten Gastspiel seit elf Jahren mit 26:28 beugen.
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Kein Abschied ohne Geschenke! Olaf Kuchenbecker vom "Rekord-Institut für Deutschland" gibt es Calli schriftlich: Niemand auf der Welt war wie er 18 Jahre als Juror in Kochshows tätig. Er saß in insgesamt 363 Sendungen am Jurytisch, las den Köchen die Leviten, bekam 644 Gerichte serviert, futterte 1.288 Teller (meistens) leer und vergab 9.451 Punkte.
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Die zweite Küchen-Competition heißt "kratzige Unterhose", auch so ein Calli-Bonmot. Im Spiel ist eine Unterhose mit Nägeln versetzt, mit denen die Player Luftballons zerstechen müssen. Henssler macht seiner Kochshow "Hensslers schnelle Nummer" Ehre und wird zum Superstecher. Steves (Henssler: "Da hab ich dich wohl gef...t") und Mirja sind chancenlos.
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Mit "Du hast die kratzige Unterbüx an" monierte Calli stets, wenn Jury-Kollege Rach allzu penibel war. Jetzt kriegt er die Quittung - nämlich einen rustikalen Slip hinter Glas als Andenken. Rach: "Ich verdränge die ganzen Frechheiten, die du mir an den Kopf geschmissen hast." Calli gnädig: "Du bist ein sympathisches Ekelpaket. Ich werde dich vermissen."
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Detlef Steves ist auch ein GDH-Urgestein. Zum 19. Mal ist er am Start und kocht - obwohl er eigentlich Pescetarier ist - Callis Leibspeise "Rib-Eye aus dem Stroh mit grünen Bohnen, Tomaten und Spinat". Er verehrt Calli ("Legende! Ich liebe Calli") und gibt alles. Aber es wird wieder chaotisch. Am Ende verwechselt er wieder Zucker und Salz. Ob es auffällt?
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Glück gehabt. Dass Detlef sein Steak mit Zucker statt Salz veredelte, bemerkt die Jury nicht. Stress hat er trotzdem: "Ich würd so gern gewinnen. Das schaffen andere ja auch. Bin ich so schlecht?" Nach den Urteilen von Rach und Jana Ina liegt er hinten. Aber Calli reißt es raus. Er gibt Detlef eine 10 ("Ich hätt allet uffjefressen") und rettet das Remis.
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"Schluss, Aus, Nikolaus" ist Callis Lieblingsspruch, um eine Aussage zu beenden, quasi sein persönliches "Und damit Basta". In der so betitelten Küchen-Competition müssen Henssler und Mirja Boes aus Geschenken neun Teile für ein Nikolaus-Kostüm finden und anziehen. Henssler schafft es schneller und geht erstmals am Abend mit 83:82 in Führung.
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"Extra für Calli, das Leckermäulchen" will Mirja, die 60 Sendungen neben Calli in der GDH-Jury saß, "Kaiserschmarrn mit Aprikosen" servieren - und ihren Eierlikör, mit dem sie die Juroren jahrelang backstage abfüllte. "Das ist ein Liebesbeweis", sagt sie. Calli, der beim Kochgang zuschauen darf, freut sich: "Meine Geschmacksnerven tanzen schon langsam Samba."
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"Ich nutze die Zeit", sagt Henssler - und bedankt sich bei Calli. "Es gibt wenig Menschen, die so sind wie du, diese Ehrlichkeit haben, an die man sich immer wenden kann." Seine Stimme stockt, als er sagt: "Du bist zwar auch ein kleiner Drecksack, aber von Herzen: Ich werd dich vermissen und hab dich sehr, sehr lieb." Dann gibt's noch ein Küsschen.
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Da ist er, der allerletzte große Schlagabtausch zwischen Calli und Rach! Als Rach gewohnt analytisch zu seinem Dessert-Votum ausholt, fällt ihm Calli dauernd ins Wort. "Ach nö, und dat hat mir nich jefallen und die Rosinen sind nicht al dente? Du Jeck!" Dabei hat Rach diesmal gar nicht so viel auszusetzen. Er vergibt sogar eine Höchstnote - an Henssler.
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Jana Ina ahnt: "Es wird jemand sauer auf mich sein." Denn sie schmeckte große Unterschiede, zugunsten von Hensslers Speise, die sie mit 9:5 klar vorne sieht. Dann kommt die letzte Wertung in der Karriere des Jurors Reiner Calmund. "Ich hab 'nen Favoriten, aber ihr könnt mich am Ar...ch lecken: 10:10!" Damit macht er Hensslers Sieg im Dessert klar: 29:24.
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Steffen Henssler gewinnt die Auftaktsendung zum "Grill den Henssler Sommer-Special" mit 112:106 Punkten. Besser wurde in einem Sommer-Special erst einmal - beim 113:109 im Coach-Special im letzten Jahr - gekocht, aber das ist Nebensache. Denn der Abschied von Calli naht. Es gibt noch ein Geschenk ("Die goldene Gabel"), Standing Ovations und "Calli"-Chöre.
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Ehre, wem Ehre gebührt. Steffen Henssler feiert Calli: "Du bist ein fester Bestandteil dieser Show und ein großer Verlust". Aber vielleicht gibt's ja ein Comeback? "Ich habe diese Show geliebt", sagt Calli, "deshalb hab' ich mich auch als Notnagel angeboten. Wenn mal einer über Nacht ausfällt - zack - bin ich da. Da bin ich mir nicht zu schade für."
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Und dann ist es so weit. Unter dem Applaus aller in der Seebühne in Magdeburg bedankt sich Calli bei der Crew, dem Publikum, Laura Wontorra ("Du bist ja fast wie der Calli als Frau"). Er wird von den Emotionen übermannt. Seine letzten Worte sagt er stockend: "Mir kommen 'n bisschen die Tränen. Ich bin dankbar für alles - tschüss!"