Händler, Verkäufer
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Eine Reise nach Portugal über Frankreich und Spanien und zurück vielleicht über Italien - das hoffen Liane und Willi sich nach ihrem "Bares für Rares"-Besuch leisten zu können. Einbringen soll dem Ehepaar den entsprechenden Betrag eine kleine Keramikkanne in Fischform, die sie einst von Lianes Schwester geschenkt bekommen haben.
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Um was für ein besonderes Stück es sich dabei handelt, erkennt Moderator Horst Lichter bereits daran, dass Kunsthistorikerin Dr. Friederike Werner es mit Handschuhen begutachtet. Doch auch den Künstler meint er bereits zu erkennen - und dabei handelt es sich um einen der, wenn nicht den einflussreichsten des letzten Jahrhunderts.
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Tatsächlich: "Von niemand Geringerem als Pablo Picasso" (1881-1973), so die Expertin, wurde das handbemalte Schankkännchen mit dem Titel "Sujet Poisson", also "Thema Fisch", gestaltet und 1955 in der Manufaktur Madoura im südfranzösischen Vallauris in Auftrag gegeben. Und zwar in einer Auflage von lediglich 500 Stück!
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Bei der Gestaltung habe er sich "mit einem Augenzwinkern" an antiken griechischen Keramiken orientiert, weiß Friederike Werner. Damals habe man mitunter "sehr skurrile Gefäße" hergestellt: "Das ist also so seine Reminiszenz an die Geschichte." Mit dem mitgebrachten Objekt habe er "ein sehr charmantes Fischlein gestaltet", lobt sie.
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Die Echtheit sei durch Signatur und Stempel "garantiert", der Zustand "für das Alter hervorragend". Da dürfte doch einiges zu holen sein, oder? Liane und Willi, die vor 45 Jahren nur fünf Wochen nach dem Kennenlernen geheiratet haben, hoffen, das Kännchen für 5000 bis 7000 Euro verkaufen zu können.
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Ein realistischer Wunsch, bestärkt sie die Expertin, die sogar noch etwas höher ansetzt. Die Kännchen würden immer mal wieder angeboten, die erzielte Preisspanne sei breit - der mittlere Wert liege aktuell bei 5500 bis 8500 Euro. Klingt gut, doch Horst Lichter kann sich eine kleine Frotzelei nicht verkneifen.
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"Aber jetzt ganz ohne Quatsch: Wenn du das Ding bei uns im Dorf, wo keiner davon Ahnung hätte, irgendwo auf den Trödelmarkt gestellt hättest und gesagt: 'Komm gib mir 20 Euro', dann hätten die angefangen zu verhandeln", witzelt er und fügt überdies hinzu: "Meine Mutter hätt' gesagt: Das kriegst du nicht sauber!"
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Vielleicht macht man's am besten gar nicht erst dreckig? Im Händlerraum ist man jedenfalls schnell angetan vom "charmanten Fischlein": Christian Vechtel (l.) steigt mit 1000 Euro ein und alle bieten zügig mit, bis die Gebote im unteren 5000er-Bereich ins Stocken geraten. Ob das Paar damit schon glücklich sei, fragt Anaisio Guedes.
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Die beiden behalten ihr Pokerface: "Die Expertise ist höher", lässt Liane verlauten - und tatsächlich steigern sich die Gebote noch etwas: Für 6000 Euro bekommt schließlich Julian Schmitz-Avila den Zuschlag und freut sich: "Hab' ich heute morgen nicht gedacht, als ich aufgewacht bin, dass ich heute 'n Kugelfisch kaufe!"
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Er blättert dem Paar seine Scheine hin. "Leider nur Papier", erlaubt sich Willi ein Späßchen. "Ist auch leider nur Keramik", kontert Julian - doch natürlich sind beide happy. Julian, weil er einen Picasso "ohne Leid und Torrero", sondern einen "lieben Kugelfisch" erstanden hat - und Willi, weil er mit seiner Liebsten Liane auf Reisen gehen kann.
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Und der "liebe Kugelfisch" ist nicht das einzige originelle Stück, das in dieser Sendung unter den Hammer kam. Carola und Martin bringen ein 1980er-Jahre-Tandem mit, mit dem sie am Tag ihrer Hochzeit zum Standesamt gefahren sind. Aus Platzgründen aber soll das Ding nun weg, man habe ja viele Fotos davon.
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Experte Sven Deutschmanek ist grundsätzlich angetan von dem Gefährt, hinter dem er allerdings ein Stück aus einem Versandhauskatalog vermutet, da darauf lediglich das Modell "Elite" sowie die Bezeichnung "Markenrad" geschrieben steht. Bei einer wirklich großen Marke wäre ein solcher Hinweis unnötig gewesen. 300 Euro möchte das Ehepaar für das Rad.
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Die könnten sie bekommen, glaubt der Experte, vielleicht sogar noch 50 Euro mehr. Am Ende schlägt Benjamin Leo Leo (r.) zu und bekommt das teilweise erneuerte Tandem für 350 Euro. "Ich freu' mich, dass wir jetzt nur noch sechs Fahrräder zu Hause stehen haben und ein Tandem weniger", resümiert Carola lächelnd.
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Auch der ehemalige Gymnasiallehrer Klaus (r.) hat etwas Spannendes dabei: "Ich finde, es ist sehr ungewöhnlich. Ich hab' vorher nie etwas in der Art gesehen. Aber ich bin auch nur 'n Laie." Sein Objekt: eine dem bayerischen Charivari ähnelnde Chatelaine, eine Kette, die sich einflussreiche Damen einst an den Rockbund hefteten. Ort: null (null) Datum: null
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Diese hier ist aus 925er Sterling-Silber und stammt aus der Zeit zwischen 1865 und 1889 aus dem Haus Comyns & Sons. Beim Anblick eines der Anhänger entfährt Horst Lichter allerdings gleich ein "Ha, das ist doof!" Denn die Seiten des kleinen silbernen Notizheftchens bestanden aus Elfenbeintäfelchen.
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Und Elfenbein darf nur mit Sondergenehmigung gehandelt werden! Also wieder heimgehen? Nicht doch. Klaus bietet die Kette einfach unvollständig ohne den Anhänger (r.) an. 200 Euro erhoffte er mindestens zu erzielen, an 180 bis 200 Euro glaubte Heide Rezepa-Zabel. Am Ende wechselte die Chatelaine für 240 Euro den Besitzer und ging an Benjamin Leo Leo.
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Wärmflasche oder Flachmann, das ist die Frage beim nächsten Objekt im Studio. Das Ehepaar Lilo und Thorsten hat das Messingobjekt mitgebracht, das Lilo einst günstig auf einem Trödelmarkt entdeckt hat. Es sei sowohl eine Wärm-, als auch eine Kühlflasche, weiß Sven Deutschmanek, und handele sich um ein 1904 patentiertes Gesundheitsgerät.
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Dessen Name: "Überall-Flasche"! Nicht etwa, weil man sie überall hin mitnehmen kann, sondern weil sie überall am Körper gute Dienste tun konnte, entweder durch einen kühlenden oder wärmenden Effekt. Das mitgebrachte Stück stammt aus den 1940er Jahren und wurde in der Mitteldeutschen Metallwarenfabrik Erich Frank in Glauchau hergestellt.
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30 Euro hätten Lilo und Thorsten gern, 50 bis 80 hält Sven Deutschmanek für denkbar, am Ende zahlt Benjamin Leo Leo 70. Lilo ist happy: "Wir haben 10 Euro eingesetzt, hatten hier einen wunderschönen Tag, haben 70 Euro rausbekommen und werden mal schön essen gehen." Weitaus mehr als ein leckeres Dinner erhoffen sich zuletzt Tatjana und Jens.
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Die kunterbunten Batik-Hoodies des Ehepaares müsse man "thematisieren", findet Horst Lichter: "Das sieht toll aus!" Mitgebracht haben der Kunsthandwerker und die Kunsthandwerkerin ein Erbstück von Tatjanas Papa, eine etwa 120 Jahre alte Damen-Taschenuhr aus Gold und Emaille, die Expertin Heide Rezepa-Zabel zum Schwärmen bringt.
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"Äußerst diffizil" sei die Verarbeitung, abgebildet, eine "betörende Schönheit". "Ein Bild meiner Frau", zeigt sich Jens romantisch. Die erhofften 10.000 Euro hält die Expertin jedoch für utopisch: Mehr als 1500 werde die Uhr nicht einbringen. Kein Problem für das Paar, das aufs Handeln verzichtet: Kommt das Ding eben wieder in die Vitrine.