Auch Frank Rosin macht's betroffen: Gäste kritisieren "ungepflegtes Äußeres" von Wirt

Im "Gasthaus zum Ochsen" von Sven und Yvonne Braunstein in Eichstetten bleiben die Gäste aus – dabei ist es das einzige Restaurant im Dorf.

Zunächst ist "Restaurantretter" Frank Rosin von dem mehr als 300 Jahre alten Haus positiv überrascht: Es hat Geschichte! Das gefällt dem 58-Jährigen. Daher kann er auch nicht verstehen, wieso die Gäste ausbleiben. Bei einem Testsessen mit Bewohnern von Eichstetten will er herausfinden, was der Grund für die anhaltende Flaute ist.

Sven serviert Schweinelendchen mit Spätzle, eine badische Spezialität: Doch das Fleisch sei "zäh" und die Spätzle "etwas fad", kritisieren die Gäste. In der Küche merkt Frank Rosin, dass es teilweise am technischen Know-how fehlt: "Der 'Ochse' hat kein Konzept, keinen Plan, kein gar nichts."

Besitzer und Koch Sven (42) hat seine Kochlehre einst abbrechen müssen - weil er eine Fischallergie hat. Doch er hat zwei ausgebildete Köche, die ihm zur Seite stehen. Nicht zu vergessen seine Frau Yvonne. Die hilft jede freie Minute im Service aus – dabei ist sie eigentlich Krankenpflegerin.

Die Testesser schicken ihre Teller zurück in die Küche – fast alle sind noch reichlich belegt mit Fleisch und Spätzle. "Ihr wisst wirklich nicht, woran es liegen kann?", fragt Frank Rosin die Wirtsleute. Sven kann sich die Ablehnung nicht erklären. Rosin stöhnt: "Die finden gut, was sie machen. Das macht mich fix und fertig."

Der "Restaurantretter" muss ganz von vorn anfangen: "Die wissen gar nicht, was es bedeutet, zeitgemäße Gastro zu betreiben." Nach dem Testessen schenkt er den Gasthaus-Betreibern reinen Wein ein: "Das war schon ein großer Sch..., was ihr da gekocht habt", sagt er knallhart. Sven ist fertig: "Das war schon ein Schlag ins Gesicht!"

Doch die Testesser stören sich nicht allein an dem Essen – sie haben weitere Kritikpunkte notiert. Frank Rosin tut sich sichtlich schwer, die negative Botschaft laut vorzulesen. "Jetzt kommt etwas, was mir sehr peinlich ist: kein gepflegtes Äußeres", sagt er.

"Einem erwachsenen Menschen zu sagen, dass ein Grund seines Scheiterns sein ungepflegtes Äußeres ist, das kostet mich so viel Überwindung", gibt Rosin zu. Svens Ehefrau tut ihr Mann leid: "Wenn ich sehe, dass er kurz vorm Weinen ist, das bricht mir das Herz", sagt die 32-Jährige.

Sven soll fortan auf seine zu enge Kochjacke verzichten, rät Rosin. "Wenn er aussieht wie eine Filzlaus, das ist ja unästhetisch, das ist auch respektlos", sagt der Sternekoch. Auch Ehefrau Yvonne beschwört er: "Dein Mann muss Gastlichkeit und Genuss leben! Tut er das nicht, könnt ihr zunageln."

Doch der "Restaurantretter" sieht auch großes Potenzial im "Gasthaus zum Ochsen": Der Innenhof beeindruckt mit viel Platz für Gäste und mit seiner Architektur. Doch zunächst muss der dort gestapelte Unrat entsorgt werden. Ein Container wird aufgestellt. Die Eheleute sollen ihn binnen weniger Tage füllen.

"Ach du Shit! Wie sollen wir das schaffen?" Yvonne stresst allein der Gedenke. Doch Ausstatter Florian Kogler und sein Team machen vor, wie viel man in kurzer Zeit erreichen kann. Sie werfen alle überflüssigen Deko-Elemente aus dem Gastraum raus und packen auch auf dem Hof mit an.

Frank Rosin hat zudem eine neue Geschäftsidee für die Braunsteins: Events und Catering direkt im Weinberg. Yvonnes Mutter (M.) gehören zwei Weinberge – bisher hat sich Sven allerdings nicht sonderlich dafür interessiert. "Manchmal brauche ich einen Schubs", gibt der 42-Jährige zu. Toll: Benachbarte Winzer sind offen für eine Kooperation.

Am Ende der Woche kommen erneut Testesser ins Gasthaus – viele von ihnen waren schon beim ersten, misslungenen Gastro-Besuch dabei. Wie wird ihnen das Essen heute schmecken? Frank Rosin hat Sven und seine Köche gecoacht. Doch am Finaltag mangelt es am Timing. "Die Gäste warten alle schon vor dem Tor", sorgt sich Yvonne.

Dann überrascht Sven alle: Er war bei Friseur, trägt eine blitzsaubere, neue Kochjacke und zeigt sich offen und freundlich. Frank Rosin ist begeistert: "Gut siehst du aus!" Auch Ehefrau Yvonne ist stolz auf ihren Mann: "Er kämpft hier seit zwei Jahren und gibt sein letztes Hemd für jeden", lobt sie ihn. Sven ist den Tränen nahe: "Das hat mich sehr berührt."

Auch Frank Rosin ist nach dem geglückten Tesstessen ("Es hat sehr gut geschmeckt!") glücklich über die rundweg positive Entwicklung. "Ihr habt hart gearbeitet und erkannt, worauf es in dieser Region ankommt", lobt er Sven, Yvonne und deren Mutter (r.), die das Paar stets unterstützt. Sven kann aufatmen: "Es war eine harte Woche, aber es hat sich gelohnt!"