Rückenwind für Nachwuchsforscher, eine Hightech-Ritterrüstung gegen Haifischzähne und Hoffnung für schwere Covid-19-Fälle – drei gute News für die Woche.
Die tägliche Flut an negativen Nachrichten lässt viele frustriert, traurig, wütend oder mit einem Gefühl der Ohnmacht zurück. Trotzdem werden negative Schlagzeilen mehr gelesen als positive Meldungen – vermutlich aus einem evolutionsbiologischen Grund: Das menschliche Gehirn ist darauf ausgelegt, uns vor Gefahren zu bewahren. Deshalb reagiert es auf Schreckensmeldungen besonders sensibel und speichert negative Informationen stärker ab.
Aber: Doomscrolling, also gezielter und massiver Konsum von negativen Nachrichten, kann der psychischen Gesundheit schaden, wie zahlreiche Studien belegen. Positive Informationen wirken da wie ein Gegengewicht. Sie verdeutlichen, dass es auch konstruktive Lösungen für ein gutes Miteinander und eine bessere Zukunft gibt. In diesem Sinne: Hier sind die guten News des Monats.
Nachwuchswissenschaftler treiben Innovation voran
"Junge Besen kehren gut, aber die alte Bürste kennt die Ecken", sagte Bundeskanzler
Eine neue Studie zeigt jedoch, dass die Forschung auch vom furchtlosen Rebellionsgeist junger Nachwuchswissenschaftler profitiert. Denn: Forschungsteams mit Nachwuchswissenschaftlern sind öfter disruptiv und treiben so Innovationen voran. Disruptiv bedeutet, bestehende Annahmen zu hinterfragen.
Dass die "jungen Wilden" die Wissenschaft trotz ihrer geringen Erfahrung voranbringen – beziehungsweise vermutlich genau deshalb –, bemerkten die Studienautoren erstmals, als sie untersuchten, ob künstliche Intelligenz vorhersagen kann, wie disruptiv ein wissenschaftlicher Artikel ist. Dafür analysierten sie mehr als 28 Millionen Arbeiten aus 146 Fachbereichen, die zwischen 1971 und 2021 veröffentlicht wurden.
Wurde eine wissenschaftliche Publikation häufiger zitiert als die Arbeiten, die sie selbst zitiert, galt sie als besonders disruptiv. Dabei stellten die Forschenden einen Zusammenhang fest: Je mehr Nachwuchswissenschaftler ohne vorhergegangene Publikationen im Forschungsteam arbeiteten, desto disruptiver waren die Arbeiten. Besonders deutlich war der Effekt, wenn das Team überwiegend aus Jungforschern bestand. Auch Teams mit jungen und erfahrenen Forschern, die selbst in der Vergangenheit an disruptiven Arbeiten beteiligt waren, scheinen Innovationen stärker voranzutreiben.
Co-Autor Raiyan Abdul Baten von der University of South Florida vermutet, dass junge Wissenschaftler weniger an bestehende Theorien gebunden sind und deshalb freier denken und risikofreudiger sind. Erfahrenen Kollegen falle es vermutlich nicht so leicht, vorherrschende Annahmen zu verwerfen und radikal neue Ansätze zu verfolgen – die Jüngeren scheinen sich weniger davor zu scheuen. "Fortis fortuna adiuvat" – dem Mutigen gehört das Glück.
Günstiges Medikament für schwere Covid-19-Fälle
Rückblickend erscheint die Corona-Pandemie vielen surreal. Zahlreiche Operationen wurden abgesagt, um für den Ernstfall genügend Kapazitäten für schwere Covid-19-Fälle auf den Intensivstationen zu haben. Anfang 2021 waren 21,7 Prozent der Intensivbetten mit Covid-19-Patienten belegt. Ende September 2025 waren es laut Infektionsradar des Bundesministeriums für Gesundheit nur noch 0,5 Prozent.
Obwohl diese Zahl nicht dramatisch klingt, steht sie für 74 Menschen, die aktuell um ihr Leben kämpfen – 74 Menschen mit Angehörigen und Freunden, die um sie bangen. Auch für viele chronisch Kranke stellt das Coronavirus – genau wie andere Erreger wie das Influenzavirus – nach wie vor eine Bedrohung dar. Hoffnung auf eine vielversprechende neue Behandlungsmethode für schwere Covid-19-Fälle und andere Lungenerkrankungen macht eine aktuelle Studie von Forschern des King's College London und der Australian National University.
Diese beleuchtet das Potenzial des günstigen Medikaments Heparin für schwere Coronaverläufe. Eigentlich wird Heparin zur Behandlung von Blutgerinnseln injiziert oder als Infusion verabreicht. Wird Heparin inhaliert, kann es seine blutgerinnungs-, entzündungs- und virenhemmenden Eigenschaften direkt in der Lunge entfalten. Die Analyse von rund 500 Patientendaten aus sechs Ländern hat ergeben: Covid-19-Patienten, die im Krankenhaus Heparin inhalierten, mussten nur halb so oft beatmet werden und hatten ein deutlich geringeres Sterberisiko im Vergleich zu Patienten, die kein Heparin inhalierten.
Zwar sind die Ergebnisse vielversprechend, vor einer routinemäßigen Behandlung mit inhaliertem Heparin sind jedoch weitere Untersuchungen nötig. Im nächsten Schritt wollen die Forscher die Wirksamkeit des Medikaments bei Atemwegsinfektionen durch Influenza- und RSV-Viren untersuchen. Außerdem arbeiten sie an einer speziellen Inhalationsformulierung.
Bissfeste Neoprenanzüge reduzieren Folgen von Hai-Angriffen
Reißerische Medienberichte und Filme wie "Der Weiße Hai" haben Haien einen schlechten Ruf eingebracht – dabei sind sie durchschnittlich nur für fünf bis sechs Todesfälle pro Jahr verantwortlich und unverzichtbar für das marine Ökosystem. Dass sie für Menschen potenziell gefährlich sind, liegt in der Natur der Sache: Wer im Meer surft, taucht oder schwimmt, bewegt sich in ihrem Lebensraum.
Am häufigsten werden Schwimmer und Surfer attackiert – vermutlich, weil Haie ihre Silhouette mit der von Robben verwechseln. Einen Ansatz, wie Artenschutz und mehr Sicherheit für Menschen im Wasser gelingen können, liefert eine neue australische Studie. Sie empfiehlt Wassersportlern eine Art Ritterrüstung aus Hightech-Materialien.
Das Forschungsteam der Southern Shark Ecology Group der Flinders University hat untersucht, wie effektiv Neoprenanzüge mit bissfesten Einsätzen vor Haibissen schützen. Getestet wurden die Materialien Aqua Armour, Shark Stop, ActionTX-S und Brewster mit echten Haien als "Studienteilnehmer".
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Für den Test wurden die Materialien an einem Boot befestigt und durchs Wasser gezogen. Die angelockten Probanden – Tigerhaie und Weiße Haie – bissen kräftig zu, wie eine Videoaufnahme zeigt. Anschließend wurden die Bissschäden in vier Kategorien von "oberflächlich" bis "kritisch" eingeteilt. Das Ergebnis: Alle Materialien reduzierten die Bissschäden deutlich und können das Risiko für lebensbedrohliche Verletzungen senken. Innere Verletzungen oder Quetschungen können sie aber nicht verhindern.
Die Forscher sehen in bissresistenten Neoprenanzügen eine sinnvolle Ergänzung zu anderen Schutzmaßnahmen. Während sie Menschen im Wasser direkt schützen, profitieren die Haie indirekt: Weniger folgenschwere Hai-Angriffe bedeuten weniger schlechte Presse für die Tiere, die vom Menschen bedrohter sind als umgekehrt.
Verwendete Quellen
- Mahdee Mushfique Kamal & Raiyan Abdul Baten: Beginner's Charm: Beginner-Heavy Teams Are Associated With High Scientific Disruption, Cornell University
- gesund.bund.de: Infektionsradar
- Antonio Artigas et al: Efficacy of inhaled nebulised unfractionated heparin to prevent intubation or death in hospitalised patients with Covid-19: an investigator-initiated international meta-trial of randomised clinical studies, The Lancet Journal
- Flinders Universetiy: Wetsuits tested for shark bite resistance
- youtube.com: Bite-Resistant Wetsuits Can Reduce Injuries From Shark Bites