Vertreter aus Kirche, Politik und Gesellschaft kamen im Wiener Stephansdom zusammen, um der zehn Opfer des Amoklaufs in Graz zu gedenken. Mit dem Gedenkgottesdienst endet die dreitägige Staatstrauer.

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Zwei Tage nach dem Amoklauf an einem Grazer Gymnasium mit zehn Todesopfern sind Vertreter aus Kirche und Politik am Donnerstagabend zu einem Gedenkgottesdienst in den Wiener Stephansdom gekommen. Der Administrator der Erzdiözese Wien, Josef Grünwidl, spendete die Begrüßungsworte. Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner leitete die Messe. Damit ist nun auch offiziell die dreitägige Staatstrauer in Österreich beendet.

Was am Dienstag in Graz geschehen sei, habe ganz Österreich erschüttert und "weit über die Grenzen unseres Landes hinaus Entsetzen und Trauer ausgelöst", blickte Grünwidl zurück. Man wolle darum nun noch einmal zusammenkommen, um den Opfern und Hinterbliebenen zu gedenken, hieß es. Zwar ende die Staatstrauer, "doch die Wunden, die der schreckliche Amoklauf in den Familien, bei den Lehrern und Freunden der Opfer und bei allen Betroffenen gerissen hat, bleiben", sagte Grünwidl.

Van der Bellen entzündete erste Kerze

Bundespräsident Alexander Van der Bellen entzündete nach diesen Worten die erste Kerze für die Opfer des Amoklaufs. Nach einem Requiem las Ermin Šehić, Erster Imam der Islamischen Religionsgemeinde Wien, aus dem Koran. Michael Chalupka, Bischof der Evangelischen Kirche in Österreich, sprach ein Gebet.

Lackner erinnerte an die Worte von Papst Franziskus vier Tage vor seinem Tod: "Warum sie und nicht ich?" Das habe er sich mit schon gebrochener Stimme in Anbetracht großer Not und Elend junger Menschen gefragt, so Lackner in seiner Predigt. Nun stelle sich diese Frage "angesichts dieser furchtbaren Tragödie in ähnlicher, bedrängender Weise", sagte der Erzbischof. Dennoch habe "ein merkliches Zusammenrücken" stattgefunden. "Wir haben eine gemeinsame Aufgabe und Verantwortung für das Gelingen von Leben neu gespürt." Er ermutigte in diesem Zusammenhang weiter zu Zusammenhalt und dazu, füreinander da zu sein. "Das schulden wir unseren lieben Brüdern und Schwestern in großer Not."

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Nach dem tödlichen Amoklauf an einer österreichischen Schule in Graz hat die Polizei weiterhin keinen konkreten Hinweis auf ein Motiv. Besondere Probleme habe es mit dem 21-Jährigen an dessen früherer Schule nicht gegeben.

Vertreter aus Kirche, Politik und Behörden gedachten der Opfer

Zu dem Gottesdienst lud die Österreichische Bischofskonferenz in Abstimmung mit der Bundesregierung. Neben den politischen Spitzen wie Bundespräsident Van der Bellen, Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP), Vizekanzler Andreas Babler (SPÖ) oder Außenministerin Beate Meinl-Reisinger (NEOS) nahmen auch Oppositionspolitiker wie FPÖ-Chef Herbert Kickl teil.

Vertreter und Vertreterinnen der Ökumene und anderer Religionen gedachten ebenfalls der Opfer des Amoklaufs. Darunter waren unter anderem der griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis), der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, Ümit Vural, Militärbischof Werner Freistetter, der Grazer Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl sowie der syrisch-orthodoxe Chorepiskopos Emanuel Aydin. Auch Spitzen aus dem Sicherheitsapparat wie der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Franz Ruf, sowie der steirische Landespolizeidirektor Gerald Ortner kamen.

Die dreitägige Staatstrauer war am Dienstag in Folge des Amoklaufs von der Bundesregierung verkündet worden. Ein 21-Jähriger hatte dabei neun Jugendliche sowie eine Lehrerin in einem Gymnasium in Graz getötet und im Anschluss Suizid begangen. (APA/bearbeitet von fra)